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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Florey witterte,
knurrte sie und legte die Ohren an.
    »Keinen Laut, Mädchen!« flüsterte Florey.
»Sonst richte ich dich so zu, daß dich dein Leben lang
kein Mann mehr anschauen wird.« Elise begrüßte uns
fröhlich, wenn auch ein wenig verwundert. »Wir machen einen
Abendspaziergang. Wir hatten gehofft, dich unterwegs zu treffen. Wie
geht es dir, Junge?«
    »Nachts ist der Wald nicht ungefährlich.« Elise sah
mich an. Vergeblich versuchte ich ein Lächeln und schaute zur
Seite.
    »Nur keine Sorge, Junge. Du kennst doch meine Waffen, nicht
wahr? Geh schon mal voraus, wir kommen gleich nach. Ich möchte
nur noch mal überprüfen, wie gut die Brücke
trägt. Ach ja, Clarys Vater hat eben nach dir gefragt. Offenbar
möchte er mit dir etwas besprechen.«
    »Ist alles in Ordnung, Clary?«
    Florey konzentrierte seine Aufmerksamkeit im Moment auf den Jungen
und hatte seinen Griff um meinen Arm gelöst. Es war meine letzte
Chance, und ich nutzte sie. »Ich habe euch beide heute
nachmittag beobachtet.«
    Einen Augenblick lang begriff keiner von ihnen, wovon ich sprach.
Dann traf es sie wie ein Blitz.
    Florey holte nach mir aus, doch Elises Hündin war schneller.
Sie sprang ihn an, warf ihn zu Boden und stand knurrend und mit
gefletschten Zähnen über ihm. Florey hieb ihr mit der Faust
auf die Nase, und das Knurren ging in ein hohes Winseln über,
das bei seinem nächsten Hieb schlagartig abbrach.
    Ich wich zurück und stolperte über etwas – einen
niedrigen Stapel Holzkeile. Daneben lag eine Axt. Als Florey sich
aufrichtete, warf ich Elise die Axt zu.
    »Also gut, Junge. Komm du mit mir…« Schritt um
Schritt bewegte Florey sich auf Elise zu, der mit erhobener Axt
zurückwich. »Weißt du noch, was du mir heute
nachmittag erzählt hast? Ich weiß, daß du in
Wirklichkeit keine Mädchen magst. Ich dagegen kann dir alles
geben, was du brauchst. Also geh mit mir, Junge.«
    Elises Gesicht war nur ein weißer Fleck im Zwielicht, den
Ausdruck darin konnte ich nicht erkennen. Er hatte den Rand der
Schlucht erreicht und warf einen Blick hinunter. Schließlich
sagte er: »Nein.«
    »Dann gehe ich eben allein. Das ist doch in Ordnung,
oder?«
    Diese zuckersüße Stimme, so glatt und auch so klebrig
wie Honig.
    »Ich werde einfach verschwinden und euch hier
zurücklassen, einverstanden?« Er hatte Elise beinahe
erreicht. Ich stand wie erstarrt.
    Florey streckte den Arm aus. In diesem Moment ließ Elise die
Axt heruntersausen. Der Hieb schleuderte Florey herum. Er brach in
die Knie und hielt sich die Brust. Zwischen seinen weißen
Fingern quoll es dunkel hervor. Elise schwang die Axt erneut. Ohne
einen Laut stürzte Florey in den Abgrund.
    Erschöpft warf Elise die Axt hinter ihm her und drehte sich
zu mir um. »Ich liebe dich«, sagte er zu mir und
stürzte davon. Ich rief ihm hinterher, er solle auf mich warten,
aber er stürmte, ohne sich umzuschauen, über die
Brücke. Wenig später verschwand seine Gestalt auf der
anderen Seite zwischen den Bäumen.
    Der Rest ist schnell erzählt. Wenige Wochen später
tauchten Fremde aus der Außenwelt bei uns auf. Sie waren hinter
Florey her, weil er angeblich in San Francisco eine bedeutende
Persönlichkeit getötet hatte und seither auf der Flucht
war. Doch wir hatten seinen Leichnam, der bei der Furt angetrieben
worden war, schon begraben und schwiegen den Fremden gegenüber.
Mein Vater hatte – meiner Meinung nach auf Drängen meiner
Mutter – durch Zerschlagen der Haltetaue die Brücke
zerstört.
    In den folgenden Wochen stieg ich häufiger zu der Lichtung
hinauf, wo sich alles entschieden hatte, streckte mich im Gras aus
und dachte über vieles nach.
    Später dann wurde ich jemand anderem anverlobt.
    Nein, nicht deinem Vater. Ich bin noch nicht ganz am Ende meiner
Geschichte.
    Bei uns wurde vieles anders. Floreys Geschichten hatten auch ihre
Runde unter den übrigen Familien gemacht, und Monat für
Monat verließen einige wenige Menschen den Wald, um die weite
Welt kennenzulernen. Im Gegenzug brachte dieser langsame Exodus die
Neugierigen aus dieser Welt zu uns: Aussteiger und Touristen auf der
Suche nach den unberührten Winkeln der Erde, illegale
Jagdgesellschaften, und einmal sogar ein Archäologen-Team, das
den ganzen Sommer über Ausgrabungen bei den Ruinen vornahm, in
deren Nähe Florey mich entjungfert hatte.
    Auch Elise kam noch einmal zurück. Zwei Jahre, nachdem er
davongelaufen war. Er war ein Freespacer geworden, der durch die
Räume zwischen den Sternen kreuzte. Er

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