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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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hatte sich das verwegene,
großtuerische Gehabe eines Weitgereisten zugelegt und versuchte
uns mit wilden Geschichten über die Wunder, die er gesehen
hatte, zu imponieren. Aber wir hatten von Geschichten die Nase voll.
Die alten Zeiten waren tot, begraben mit Florey, unserem ach so
kurzfristigen König auf Zeit. Sie würden nie mehr
zurückkehren.
    Kurz nach Elises Abreise verließ auch ich den Wald,
verließ meine Familie und den freundlichen, aber etwas
schwerfälligen Mann, dem ich anverlobt worden war, den ich aber
nie wirklich geliebt hatte.
    Ich ging in die Stadt, ja, und dort traf ich dann deinen
Vater.
    Den Rest kennst du ja.

 

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EXILANTEN

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    Als Sepuldeva und Rayne am Raumhafen ankamen, um dort ihren
Partner abzuholen, der zum Ende seiner Schicht aus dem Orbit
herunterkam, blockierte eine kleine, aber lautstarke Gruppe von
Demonstranten das Tor. Zwei Tage zuvor war ein Schiff von der Erde
gelandet, das erste, das Nowaja Semlja anlief, seit die
Revolutionsregierung ihr Embargo verhängt hatte. Seine Ankunft
hatte die ohnehin hitzigen Anhänger der Nationalen Islamischen
Volkspartei noch mehr aufgebracht. Die Botschaft von
Groß-Brasilien war gestürmt, ihre Wände mit Parolen
beschmiert worden. Bei einer Massenkundgebung hatte die aufgeputschte
Menge die Fotos einiger Mitglieder des Ausschusses für
wirtschaftliche Zusammenarbeit verbrannt. Und jetzt das: Fünfzig
oder sechzig Leute randalierten vor dem Tor in dem hohen Zaun, der
das Flugfeld des Raumhafens gegen unerwünschte Eindringlinge
abschirmte.
    Rayne wollte sich durch die Menge zwängen. »Nun hör
dir diese Bastarde an«, brummte er. »Was denken die sich
eigentlich? Glauben die etwa, wir seien schuld an der ganzen Misere?
Mann, uns hat man doch viel schlimmer mitgespielt, als die es jemals
zu spüren bekommen.«
    Sepuldeva und er hatten sich zur Feier von Stefans Rückkehr
mit dem letzten Geld ordentlich die Kehle befeuchtet. Unterwegs hatte
Rayne noch ein paar Pillen eingeworfen. Seine Pupillen waren nur noch
Stecknadelköpfe in seinen hellblauen Augen. Diese Drogenmixtur
überdeckte die übliche schwache Fehlfunktion seiner
motorischen Kontrollen. Rayne trat nervös von einem Fuß
auf den anderen, blinzelte in das grelle Licht von Procyon und
knurrte: »Sie haben überhaupt keinen Grund, hier
herumzutoben.«
    »Sicher sind die Cops auf ihrer Seite. Hast du vielleicht
Lust, für einige Zeit im Knast zu schmoren?«
    »Wir sitzen doch ohnehin hier fest – wie in einem ihrer
gottverdammten Gefängnisse.« Rayne hatte sich das lange
Haar aus der Stirn gekämmt und die Strähnen mit
Perlenschnüren zu Zöpfen geflochten. Perlen aus Kristall,
Elfenbein, Kupfer, Jaspis und Gagat klirrten und rasselten an seinem
Kopf.
    Die beiden Freunde standen unter dem Vorbau des Hafengebäudes
in der Nähe des ovalen Gangs, der wie eine Röhre die
Fassade aus grünem Glas durchbrach.
    Innerhalb des Zauns beobachtete ein Trupp der Hafenpolizei die
Demonstranten, die immer wieder eine einzige Parole skandierten. Die
meisten waren Frauen, von Kopf bis Fuß in schwarze
Gewänder gehüllt. Schwarzlicht-Projektoren brannten Slogans
in die Luft über ihren Köpfen, Schriftzeilen, die durch
grobe Karikaturen des Präsidenten der Wiedervereinigten Staaten,
des Botschafters von Groß-Brasilien in Nowaja Semlja und eines
halben Dutzend anderer zu Staatsfeinden erklärten
Persönlichkeiten liefen – zu Feinden eines Staates, den
Sepuldeva nicht mehr wiedererkannt hatte. Die Holografien wackelten
und schwankten synchron zu den Handprojektoren der Demonstranten. Und
über allem schwebte ein großer Halbmond mit Stern hellrot
im Morgenlicht.
    Auf der weiten Fläche des Flugfeldes wirkten die Prallschirme
und Hitzebarrieren wie eine große Ansammlung grauer Segel. In
einem halben Kilometer Entfernung ragte die Spitze der Fähre,
die die Schichtarbeiter heruntergebracht hatte, über sie hinaus.
Nur eine Handvoll Schiffe hatten draußen angedockt. Eines von
ihnen war der Frachter, der das fünfzig Tage alte Embargo
unterlaufen hatte, und dessen Ankunft die widersprüchlichsten
Gerüchte in der Gemeinde der hier gestrandeten und festsitzenden
Freespacer hochkochen ließ.
    »Ich weiß nicht, wieviel von diesem Scheiß ich
noch ertragen kann«, ärgerte sich Rayne.
    »Dann denk doch einfach nur an das Geld, das Stefan auch
für uns verdient hat.«
    »Daran denk ich schon die ganzen Tage, das kannst du mir
glauben. Aber sieh die Sache doch mal so: Wenn wir ihn als

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