Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
Serenity angeheuert. Er war leicht betrunken und
von einer nostalgischen Laune total gefangen, die nicht auf einen
bestimmten Ort abzielte (der Anachronismus der Erde gipfelte in ihrer
neuerlich erworbenen Urbanität; bei einem Besuch in der Region
von Sao Paulo, wo er aufgewachsen war, hatten ihn der Schmutz und die
erbärmlichen Verhältnisse sehr betroffen gemacht), sondern
darauf, was er einstmals gewesen war – ein naiver junger Mann,
der eines Tages Job und Familie aufgab, um sich in der Akademie
einzuschreiben.
    Zehn Meter unter dem Geländer brachen sich die Wellen an dem
Betonsockel der Promenade. Eine angenehme Brise zupfte an Sepuldevas
heller Weste. Er machte kehrt. Morgen würde er aufbrechen. Ein
Jahr lang war er jetzt schon von Serenity weg. Viel zu lange getrennt
von Frau und Tochter, von zu Hause.
    Er überquerte die gepflasterte Straße in Richtung der
leerstehenden Gebäude an der Uferpromenade, ausgehöhlte
Technologie-Ruinen, geplündert wie die Königsgräber
der Pharaonen in grauer Vorzeit. Abgesehen vom Hafen auf Pelican
Island hatte sich die gesamte Industrie zur Seestadt hinausverlagert,
die drittgrößte in der Welt, wie man hier sagte. In, nicht auf der Welt.
    Über diesen Unterschied nachgrübelnd, achtete Sepuldeva
nicht auf einen näherkommenden Passanten – bis der Mann
sagte: »He, Sie kenne ich doch!«
    »Tatsächlich?« Obwohl Sepuldevas Ruhm als Autor
inzwischen verblaßt war, geschah es hin und wieder, daß
ihn jemand wiedererkannte.
    »Ganz sicher.« Das schmale Gesicht des Mannes war
schmutzverkrustet, die Schnallen seiner Weste zerbrochen und mit
einer Schnur notdürftig geflickt. Ein Stück Kabel diente
ihm als Gurt für seine Hose. Wenn er ein Freespacer war, konnte
er im Leben nicht sonderlich viel Glück gehabt haben.
    »Erinnerst du dich noch?« Der Mann zupfte an seinen
unordentlichen Haarfransen. »An das Embargo auf Nowaja
Semlja?«
    Diese Geste brachte schlagartig Sepuldevas Erinnerung zurück.
»Rayne – ist das die Möglichkeit? Du bist damals der
Gilde beigetreten. Jetzt fällt mir wieder alles ein.«
    Der Mann reckte einen Daumen. »Ich habe von deinem Buch und
allem gehört. He, was ist, spendierst du mir ’nen Drink? Im
Ernst – auf die alten Zeiten, in denen wir den ganzen Abend aus
einem Glas getrunken haben.«
    Sepuldeva zögerte in der Annahme, daß Rayne etwas von
ihm wollte – wie all die Leute zu der Zeit, als er durch sein
Buch zu einer Berühmtheit geworden war. Damals hatte ihn das
sehr gestört, doch jetzt war er lediglich ein wenig irritiert.
In wenigen Stunden würde er ohnehin für immer von dieser
Welt verschwinden. Und die Nacht hatte noch einige Stunden, die er
irgendwie totschlagen mußte. »Also gut, auf einen Drink,
okay?«
    »Du sagst ja? Das ist großartig. Weißt du, ich
war sehr beeindruckt, als dein Buch herauskam. Hab zwar nicht alles
kapiert, was drin stand, aber mir hat’s gefallen.«
    »Danke.« Sepuldeva verfiel in Raynes gierigen
Laufschritt. »’n paar Schritte entfernt ist ’ne Bar.
Willst du noch mehr schreiben?«
    »Weiß ich noch nicht. Vielleicht habe ich im ersten
Buch schon alles gesagt.«
    »Kann ich verstehen. Dir geht’s sicher ganz gut
inzwischen. Ich meine, ich hab den Blitz gesehen. Die Yacht. Ist
deine eigene, was?«
    »Ja. Sie hebt morgen ab.«
    »Toll. So, da wären wir.«
    Palmen säumten die breite Straße. Apartmentblocks
stiegen terrassenförmig in den Himmel. Dunkle Läden
wechselten mit hellerleuchteten Cafés, die Leuchtanzeigen
verbreiteten ein schummriges Licht in der diesigen Luft.
    »Ich komme öfter hierher.«
    Sternenwind – in jedem Freespacer-Viertel der
Föderation gab es Bars mit diesem Namen. Die hier war
schmutziger und voller als die anderen, in denen Sepuldeva sich seine
Mannschaft zusammengesucht hatte. Die Männer hier konnten
höchstens auf Intersystem-Frachtern oder auf Orbitalfähren
arbeiten. Rayne schob sich an einer Frau in einem glitzernden Fummel
und einem Mann, dessen volles Haar ölig im Lampenlicht
schimmerte, vorbei, stützte die Arme trotz der Bierlachen auf
die Theke und rief den Barkeeper. Als die Biere kamen, gab Sepuldeva
ihm einen Geldschein (wieder ein Anachronismus, diesmal aber ein
amüsanter), und Rayne rief hocherfreut: »He, Mann,
danke.«
    »Vergiß es. Hier also schlägst du dich mit kleinen
Gaunereien durch.«
    »Kaum, Mann. Es gibt hier ’n bißchen Ärger
zur Zeit. Komm, setzen wir uns.« Das Pärchen auf der
anderen Tischseite schaute kaum auf, als sie

Weitere Kostenlose Bücher