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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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das
Summen eines Insekts. Enttäuscht verstaute Klein-Ilia das
Kästchen wieder in ihrem schmutzigen Seidenkleid. Box war klug,
aber nur in bestimmten Dingen. Sie konnte nur hoffen, daß er
schlau genug war, um sie in eines der Schiffe hineinzuschmuggeln.
    Über Klein-Ilia donnerte die Monorail dahin. Das Mädchen
wäre beinahe erwischt worden, als sie früh am Abend mit der
Bahn in den Abfertigungsturm des Raumhafens gefahren war: Tolon,
Ilias leibeigener Diener, hatte irgendwie erraten, wohin das
Mädchen sich absetzen wollte. Zum Glück hatte Klein-Ilia
Tolons großen Kopf mit dem schwarzen Bart in der Station des
Turms entdeckt, ehe er sie sah – manchmal hatte es auch seine
Vorteile, wenn man klein war – und war ungesehen aus dem
Gebäude geschlüpft. Sie war der Straße bis zu dem Tor
gefolgt, das für die Schiffsbesatzungen reserviert war. Dort
hatte sie sich bis jetzt versteckt gehalten. Das startende Schiff
erinnerte sie wieder an ihr Vorhaben.
    Das Tor war aus grobgehauenen Steinblöcken errichtet und
inzwischen so verwittert und porös, als sei es schon lange vor
dem Bau des Raumhafens errichtet worden. Ein vereinzelter Strahler im
Spitzbogen verriet Klein-Ilia den Standort des Postens. Sie
beobachtete, wie ein Mann die automatische Schranke passierte. Das
Kapitänssiegel auf der Weste schimmerte im Lichtschein auf wie
ein Glühwürmchen. Sie fragte Box: »Kannst du den
Posten ausschalten?«
    »Das kann ich so nicht sagen.«
    »Es ist doch nur ein Automat – wie der, den du
lahmgelegt hast, um uns von der Ranch auf die Oberfläche
heraufzubringen. Erzähl ihm eine Geschichte, damit er uns
einläßt.«
    »Wenn es der gleiche Automat ist…«
    »Natürlich ist es der gleiche«, behauptete
Klein-Ilia, obwohl sie sich dessen keineswegs sicher war. Sie hob Box
an die Brust, trat auf die Straße hinaus und ging geradewegs
auf den Schlagbaum im Torbogen zu. Auf Zehenspitzen, mit klopfendem
Herzen, hielt sie Box an den Leser des Automaten.
    Sie verstand nicht, was Box in seiner summenden Maschinensprache
sagte, doch im nächsten Moment hob sich der Schlagbaum, und das
Drahtgitter dahinter schwang zur Seite. Klein-Ilia machte einen
Schritt vorwärts. Plötzlich sagte eine Stimme – zwar
nicht die von Tolon, aber gleichermaßen erschreckend:
»Stehenbleiben! Rühr dich nicht vom Heck!«
    Klein-Ilia lief, so schnell sie konnte, davon, floh in den
Schatten der Monorail, in ein Lichtfeld, und wieder in den Schatten.
Sie kletterte über eine Brüstung und ließ sich in die
Dunkelheit dahinter fallen. Hart landete sie im groben, nassen
Gras.
    Sie blieb regungslos liegen und atmete so flach wie möglich.
Als sie schließlich wagte, den Kopf zu heben, begegnete sie dem
Blick eines Menschen, der an der Brüstung lehnte. Die Gestalt
hob sich dunkel gegen die Lichter oben an den Bahn ab. Sofort
preßte Klein-Ilia wieder ihr Gesicht ins feuchte Gras, aber es
war schon zu spät. Die Person hatte sie bemerkt. Das
Mädchen hörte den dumpfen Aufprall, als sie die
Brüstung herabsprang, und einen Moment später eine
Stimme.
    »Was tust du hier? Hast du dich verlaufen?« Es war nicht
die Stimme des menschlichen Postens vom Tor. Klein-Ilia schaute auf.
Die Frau, die neben ihr hockte, strich sich das dünne Haar aus
dem schmalen Gesicht. Aus ihren zerfransten Shorts schauten eckige
Knie hervor.
    »Hab dich rennen sehen«, meinte die Fremde.
»Probleme?«
    Klein-Ilia schüttelte den Kopf.
    »Hast hier jedenfalls nichts zu suchen.«
    »Sind Sie ein… ein Freespacer?« Sie hatte das Wort
in einer Trivia-Show aufgefangen. Aus ihrem Mund klang es
seltsam.
    »Nein, das nicht gerade.« Die Stimme der Frau war rauh,
hatte einen fremden Akzent und klang ebenso flach wie die einer
dieser primitiven Maschinen, die nur mit ein paar allgemeinen
Floskeln ausgestattet wurden. Die Frau richtete sich auf. »Also,
hör auf meinen Rat und mach, daß du nach Hause kommst.
Halt dich fern von hier.«
    »Warten Sie bitte…« Klein-Ilia war aufgesprungen
und suchte verzweifelt nach Worten. Mit einer Hand hielt sie Box in
der Tasche, ihren Spielgefährten und Glücksbringer,
umklammert. »Sagen Sie mir doch bitte, wo ich die Freespacer
finden kann.«
    »In der Stadt, im Viertel nördlich der alten Häuser
unten an den Docks. In den Bars und Cafés dort findest du
sie.« Zum ersten Mal schwang in der Stimme der Frau ein
neugieriger Unterton mit. »Aber du bist doch viel zu jung, um
dorthin zu gehen… um etwas mit den Freespacern im Sinn

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