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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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als hier ’ne Passage zu
kriegen«, erklärte die Frau.
    Klein-Ilias Blick wanderte von einem grinsenden Gesicht zum
nächsten. Sie begann sich vor diesen Leuten zu fürchten,
fühlte sich in ihrer Gesellschaft befangen. Sie war nur Ilia
gewöhnt, und ihre stillen, funkgesteuerten Diener, nicht solche
Rauhbeine wie die Leute hier in der Stadt.
    Der eine Mann legte ihr seine fleischige Pranke auf die Schulter
und drückte sie schmerzhaft. Sein widerlich süßlicher
Atem streifte das Mädchen, als er sich zu ihm herunterbeugte.
Klein-Ilia wollte sich losreißen, doch sein eiserner Griff
ließ nicht locker.
    »Bitte«, flehte das Mädchen.
    »Erzähl uns erst, warum du unbedingt nach Luna
willst.«
    »So klein, wie du noch bist«, fügte ein anderer
hinzu.
    Wieder versuchte Klein-Ilia sich zu befreien und schlug gegen die
Hand, die sie festhielt. Irgend jemand griff in ihre Tasche und zog
Box hervor.
    »Das gehört mir!« Tränen der Hilflosigkeit und
des Zorns trübten den Blick des Mädchens. »Bitte,
geben Sie mir das zurück!«
    Erneut hob Klein-Ilia die Hand – und fühlte
plötzlich Hautfetzen unter ihren Fingernägeln. Der Mann
schrie überrascht auf und griff nach ihrer Hand. Ein anderer
preßte ein Glas gegen Klein-Ilias Lippen, stieß den Rand
hart gegen ihre Zähne und zwang sie zu trinken. Eine brennende
Süße erfüllte ihren Mund. Angewidert spie sie die
Flüssigkeit aus.
    »Eine echte Kämpferin, was?«
    »Fast so schlimm wie eine mechanische.«
     
    »Was ist hier los?«
    Klein-Ilia erkannte diese unmodulierte Stimme, das schmale
Gesicht, umrahmt vom fahlen Gold der Haare.
    »Laßt sie los!« sagte die Frau. Und zu Klein-Ilia:
»Hab dir doch gesagt, du sollst dich von den Freespacern
fernhalten, Kind.«
    »Wir haben ihr nichts getan«, meinte jemand unbehaglich.
Und der Mann, der Klein-Ilia an der Schulter festhielt, fügte
hinzu: »Außerdem dürfte dich das kaum etwas angehen,
klar?«
    »Klar. Trotzdem will ich mit ihr reden.«
    Der Mann zuckte die Achseln. »Sobald sie uns erzählt
hat, was sie hier will. Außerdem – seit wann kümmern
sich Einmannschiff-Piloten um andere Ärsche außer ihren
eigenen?«
    Ruhig antwortete die hochgewachsene Frau: »Ich bin schon an
Orten gewesen, an denen du innerhalb ’ner Sekunde ausgetrocknet
und verkümmert wärst, Orte, an denen noch nie jemand sonst
war. Schreckliche Orte, du Fähren-Kutscher. Daran solltest du
immer denken, wenn ich mit dir rede. Wenn du das tust, wirst du auch
in Zukunft deinen Fahrplan einhalten können. Hab ich mich klar
genug ausgedrückt?«
    »Also los, sprich schon mit ihr«, brummte der Mann und
ließ Klein-Ilia los. »Wenn du überhaupt noch
weißt, wie das geht.« Er lachte als einziger über
seinen Scherz und sah dann verlegen beiseite.
    »Komm, Kind.«
    Jemand gab Box dem Mädchen zurück, und sie hielt ihn
fest umklammert, während sie der Frau zu einem Tisch unter der
riesigen Lichtorgel folgte.
    »Setz dich.« Die Stimme der Frau drang rauh durch die
sanfte Musik. Rotes Licht floß über ihr Gesicht und
ließ es wie eine Teufelsfratze erscheinen.
    Gehorsam setzte Klein-Ilia sich auf einen Stuhl.
    »Sie meinen es nicht bös, sondern langweilen sich nur.
Haben zwischen ihren Flügen nichts anderes im Sinn als Saufen,
Weiber und Weitersaufen. Hab mich bei solchen Sachen zum Glück
immer rargemacht, als ich noch Freespacer war. Aber ich weiß
gut, wie das so ist, in fremden Städten, auf fremden Welten. Was
willst du hier, Kind?«
    »Ich… ich suche doch nur nach einer Möglichkeit,
nach Luna zu gelangen.«
    »Dann geh und kauf dir ’n Ticket – oder, noch
besser, geh nach Hause zurück.« Ein schwacher Tadel klang
in ihrer Stimme mit, und das schmale Gesicht der Frau zeigte einen
undefinierbaren Ausdruck. Offenbar hatte sie getrunken, wie es auch
Ilia manchmal tat. »Geh zurück zu deiner Mutter,
Kind.«
    »Nein, das kann ich nicht.« Klein-Ilia befürchtete,
diese Person, diese Erwachsene, wolle sie an die Behörden
übergeben, und sie begann heftig zu weinen.
    »Aber – das kann doch nicht so schlimm sein.«
    »Sie wird mich wieder löschen lassen.« Klein-Ilia
erkannte die Macht ihrer Tränen, die sie wie ein silberner
Schild vor dem unterdrückten Zorn der Frau schützten.
    »Was soll das heißen – löschen
lassen?«
    Plötzlich und für alle überraschend ertönte
Box’ vertraute Summstimme: »Das Mädchen ist
älter, als es aussieht. Es wurde physisch und psychisch
gezwungen, ein Kind zu bleiben, und die Gesetze hier

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