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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Wettbewerb, nehme
ich an.«
    »Sind Sie auch von jemand mitgebracht worden?«
    »Entweder wissen Sie nichts über die Kreise, in denen
Sie sich momentan bewegen, mein Freund, oder Sie verstehen es
meisterlich, sich zu verstellen. Aber nach Ihrer Miene zu urteilen,
würde ich auf das erste tippen, und deswegen verrate ich Ihnen
auch, wieso ich hier bin. Ganz einfach – weil man mich darum
gebeten hat. Ich kenne ein paar von den Goldenen – nennt ihr auf
Nowaja Rosja diese Leute auch so? – aus der Zeit, als ich noch
in Sao Paulo lebte. Vor einigen Wochen tauchte einer von ihnen in der
kleinen Gebirgsstadt auf, wo ich jetzt praktiziere, und seitdem reise
ich mit ihm herum.« Pixot hob die Schultern.
»Natürlich ist die Sache etwas komplizierter, aber wir
sollten diesen Punkt hier nicht weiter vertiefen. Sie sind
Freespacer, wie ich vermute. Ich hätte Dominiq eigentlich
für einfallsreicher gehalten – sie ist immerhin wesentlich
jünger als die meisten hier. Es sei denn, Sie können auf
diesem Saiten-Computer wirklich spielen, den Sie da mit sich
herumschleppen.«
    Arion zuckte unbestimmt die Achseln.
    Der Doktor beugte sich zu ihm herüber. »Sind Sie gerade
erst angekommen?« Sein Atem roch nach Rauch und Honig.
    »Auf der Party?«
    »Auf der Erde.«
    »Auf der Erde wie auf der Party.«
    »Und Sie kamen von…«
    »Ruby.« Arion fühlte sich plötzlich
unbehaglich. Der gierige Ausdruck im Gesicht des Doktors erinnerte
ihn wieder an die armen Schlucker, die sich manchmal, angelockt vom
Glamour der Raumfahrt, auf den Raumhäfen herumtrieben, aber viel
zu arm oder untalentiert dazu waren, sich ein Ticket zu leisten oder
anzuheuern.
    Der Doktor schloß die Augen. »So, so, von Ruby. Das
Kristall-Meer mit seinen singenden Steinen, die im Winter von
gewaltigen Stürmen poliert werden.« Er nickte und
öffnete wieder die Augen. »Ich beneide Sie, junger Mann.
Sie sind im Besitz einer Freiheit, die sich sonst nur die
Superreichen erlauben können. Die Hälfte der hier
Anwesenden dürfte die Erde innerhalb der nächsten Woche
verlassen haben, und der Rest hat sich dann wohl über Tausende
von Kilometern zerstreut. Kennen Sie eigentlich die Geschichte vom
Adler und dem Zaunkönig?«
    »Das sind Vögel, ja?«
    »Sehr gut.« Doktor Pixot starrte gedankenverloren auf
den flachen Teich und die weißen Kiesel unter der unruhigen
Wasseroberfläche. »Die Erde sei der Urquell aller
Geschichten, sagt man. Ihr in den Kolonien habt bestimmt nicht mal
die notwendigen Ausdrücke gefunden, um eure Welten auch nur
annähernd zu beschreiben. Um so weniger seid ihr in der Lage,
bildhaft zu schildern, was ihr dort vorgefunden habt.«
    Langsam und mühselig richtete der Doktor sich auf und griff
nach einer kleinen schwarzen Tasche auf dem Boden.
»Amüsieren Sie sich, junger Mann. Genießen Sie das
Fest hier – solange Sie es noch können.«
    Arion sah zu, wie der Doktor sich durch das Laubwerk zwängte.
Dann nahm er die Leier von der Schulter und reckte sich. Er
preßte die Fäuste gegen die Augen, bis er Sterne sah, und
streckte sich auf der flachen Steinplatte neben dem Wasser
aus…
    Erschrocken fuhr er auf und schaute sich um. Er wußte nicht
mehr, wie spät es war. Die Purpurfalten des Zeltdaches wurden
vom Schein unsichtbarer Strahler erhellt. Das gewölbte Rund war
erfüllt vom Raunen der Party.
    Arion spülte den Mund mit einer Handvoll Wasser aus dem Teich
und stand auf. Er gehörte nicht hierher. Er könnte jetzt
einfach gehen, aber er wußte nicht, wo Galveston lag und wie
weit es bis dort war. Außerdem bot sich hier vielleicht die
Möglichkeit, noch mehr von der Erde kennenzulernen.
    Er schulterte seine Leier und mischte sich wieder unter die
Gäste.
    Auf den Säulenfragmenten standen jetzt Metallbecher mit
dampfendem Wein, der Arion in Augen und Zunge biß, als er davon
kostete.
    Der Becher in seiner Hand zog wie ein Komet einen Schweif aus
Dampf hinter sich her, als Arion durch die Menge auf eine Gruppe
zottiger Sagobäume zuging. Ein Papagei blinzelte ihm mit seinem
rötlichen Auge zu und plusterte sein scharlachrotes und gelbes
Gefieder auf. Einige Gäste klatschten in die Hände, andere
stampften mit den Füßen und verstärkten damit den
beständigen dumpfen Rhythmus der polyphonen Bocksa-Musik.
    In einem freien Kreis inmitten der Zuschauer umrundeten zwei
Kämpfer sich vorsichtig und schwangen die Messer in ihren
Händen. Sie waren bis auf einen Lendenschurz nackt, und ihre
eingeölten Körper glänzten im Licht.

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