Alien 4: Die Herren der Erde
schweren Parfüms entströmte der warmen Kluft
zwischen ihren Brüsten. Arion fühlte die leichte Hand an
seiner Taille, und ihre andere Hand lag trocken und warm in
seiner.
»Ich danke Ihnen, Seyoura.«
»Ich muß mich bei dir bedanken – für deine
Musik. War das vielleicht ein Stück, das du geschrieben
hast?«
»Nein, ich habe nur improvisiert.« Er war immer noch
beleidigt.
»Tatsächlich. Du hast mehr Talent, als ich
dachte.«
Arion zuckte die Achseln, und seine Ohren wurden rot vor
Verlegenheit.
Eine Hand berührte seine Schulter, und Antonio sagte grob:
»Das nennt man hier bei uns Abklatschen, Freespacer.«
Verwirrt gab Arion Dominiq frei.
»Also gut, wenn du unbedingt darauf bestehst«, meinte
sie. »Aber nur einen Tanz.« Sie hauchte Arion einen
Kuß zu. »Wir sehen uns in einer Minute. Geh nicht
weg.«
Arion schlenderte zu dem Podest, auf das er seine Leier gelegt
hatte. Ein untersetzter Mann hielt sie in der Hand und betrachtete
das Instrument von allen Seiten. Sein Gesicht…
Zur Hälfte war es eine straffe, glänzende Folie. Das
blaue Auge spähte durch eine ovale Öffnung, die Nase war
ebenfalls zur Hälfte abgedeckt. Der Mann hielt ihm die Leier
entgegen. »Du hast mit deinem Spiel einen richtigen
Begeisterungssturm entfacht, junger Mann.«
Arion nahm das Instrument und bemühte sich, dieses ruinierte
Gesicht nicht anzustarren. Es gelang ihm nicht.
»Man meint, die Musik ertönt mitten im Kopf. Ist schon
ein seltsames Gefühl. Hast du die Leier schon lange?«
»Ja, Seyour.« Die Leier hatte er von seinem Vater
geerbt, und sie war auch das einzige, das ihm dieser stille, ernste
Mann hinterlassen hatte.
»Ein guter Rat von mir – wenn du gestattest. Wenn du
auch weiterhin darauf spielen willst, halte dich von Dominiq fern.
Antonio hat sie mitgebracht, und man weckt nicht ungestraft seine
Eifersucht.«
»Seyour, ich verstehe nicht…«
»Sie hat Antonio satt, langweilt sich offenbar mit ihm. Ich
gebe zu, er ist kein sonderlich interessanter Mann. Sie versucht, ihn
loszuwerden, und wird dich, Freespacer, dazu benutzen, um dieses Ziel
zu erreichen. Du bewegst dich auf sehr gefährlichem Terrain,
mein Junge.«
»Ist sie denn das Eigentum dieses Antonio?«
Der Mann lächelte verzerrt. »Sei mir nicht böse.
Natürlich ist sie nicht sein Eigentum, aber der Mann hat Macht.
Wahrscheinlich viel zu viel, und nicht mal selbst erworben. Aber er
hat sie nun mal.«
»Darf ich Sie zur Abwechslung jetzt mal etwas fragen, Seyour?
Haben Sie vielleicht diesen Doktor Pixot mitgebracht?«
Wieder dieses schiefe Lächeln. »Ich halte mir doch keine
Schoßtiere. Pixot gehört zu Cortazar.« Mit einem
Nicken deutete er auf den hochgewachsenen Schwarzen. »Gib du nur
acht, daß du nicht auch zu einem wirst, Freespacer.« Er
nickte Arion zu und ging davon.
Arion sah ihm nach und schaute dann eine Weile zu, wie Dominiq mit
Antonio tanzte. Dann blieb sein Blick an einem Tablett auf einem
flachen Stein hängen. Darauf lagen dampfende Fleischstücke.
Arions Magen verkrampfte sich schmerzhaft. Er kam fast um vor
Hunger.
Die dicken Fleischstücke waren mit knusprigem,
scharfgewürztem Gemüse garniert. Arion nahm gerade den
zweiten Bissen, als Dominiq bei ihm auftauchte. »Du hast
Hunger«, rief sie. »Wie dumm von mir! Daran habe ich
überhaupt nicht gedacht.«
Er leckte sich den Bratensaft von den Fingern. »Das schmeckt
gut.«
»Das sehe ich.« Sie lachte. »Ich sah aber auch,
daß du in ein offenbar sehr ernstes Gespräch verwickelt
warst.«
Arion biß erneut in das Fleisch und fragte kauend:
»Dieser Mann ist ein Freund von Ihnen?«
»So könnte man sagen. Es war Talbeck Fürst
Barlstilkin V. von Elysium. Er könnte uns alle aufkaufen –
und damit meine ich tatsächlich alle hier. Wir verwenden
Agatherin zu unseren Verjüngungskuren. Er baut es an und
verkauft es uns.«
»Aber wie wurde er… so, wie er jetzt ist?«
»Du sprichst von seinem Gesicht? Das geschah schon vor
Jahren, als die Föderation die alten Kolonien zu einen
versuchte, als man Agatherin entdeckte. Du weißt, was das
ist?«
»Eine Pflanze, die nur auf Elysium wächst.«
»Tatsächlich ist es eine Pflanzenkrankheit, ein Virus,
das von der Pflanze, die es infiziert, selbst verändert wird.
Diese Veränderung macht eine Synthetisierung des Stoffes sehr
teuer. Es ist einfacher, das Virus zu kultivieren – aber nur
unter den richtigen Bedingungen möglich. Mit dieser Entdeckung
wurden Leute wie Talbecks Vater unermeßlich reich
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