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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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nichts
erinnerst…«, ihre Stimme wurde leiser, »… denn du
warst sehr süß.« Mit spöttischer Miene und
normaler Stimme fuhr sie fort: »Wir sind auf dem Weg nach Los
Angeles.«
    Arion wurde feuerrot im Gesicht.
    »Ja, wirklich sehr süß«, murmelte sie und
ließ ihren Zeigefinger besitzergreifend über die
Knopfleiste seiner Weste wandern.
    »Ihre Freunde sind auch hier?«
    »Aber nein. Sie gehen ihrer eigenen Wege. Außer meiner
Dienerin sind wir allein.«
    Arion hatte die Frau im grauen Overall völlig vergessen.
Teilnahmslos wartete sie neben der Schleuse. »Steht sie wirklich
unter ständiger Kontrolle?«
    »Ja. Es ist zwar sehr teuer, aber dadurch werden sie zu
hervorragenden Dienern.«
    »Auf Pandora setzt man sie zu Arbeiten für die
Allgemeinheit ein.«
    »Ja, auf Pandora.« Sie tat den Tadel, der in seinen
Worten mitschwang, mit einem Achselzucken ab. »Das Geld, das ich
für sie bezahle, wird von den hiesigen Ämtern ebenfalls
für solche Zwecke verwendet. Wo also ist da der
Unterschied?« Und dann in schärferem Ton: »Hast du
sonst noch etwas auf dem Herzen?« Ganz offensichtlich war sie es
nicht gewohnt, kritisiert zu werden.
    »Meine Leier. Ich habe sie nicht finden können,
als…«
    »Die liegt bestimmt hier irgendwo«, meinte sie
unbekümmert. »Du mußt unbedingt für mich eine
Serenade spielen, sobald wir die Hochebenen überfliegen.
Vielleicht kannst du sogar ein paar wilde Vögel
anlocken.«
    »Ich weiß es nicht, weil ich es nie versucht
habe.«
    »Dann mußt du es unbedingt tun.« Jetzt lachte sie
wieder.
    Den ganzen Tag segelten sie über die Prärie hinweg.
Arion saß an der Reling der Plattform und beobachtete, wie die
Landschaft unter dem Bauch des Luftschiffes dahinglitt. Manchmal
durchschnitten die dunkleren Linien von Landstraßen das
Grün, und einmal bemerkte Arion auch das Straßengewirr
einer alten Stadt, zum großen Teil vom Gras überwuchert.
Ansonsten unterschied sich kein Kilometer vom nächsten. Arion
störte das ebenso wenig wie die Tatsache, daß er
regelrecht entführt worden war. Dies war die Erde, von der er so
oft geträumt hatte, deren weite Landschaften überall
geprägt waren von den Spuren der Geschichte.
    Als die Sonne hinter dünnen Wolkenschleiern über dem
flachen Horizont unterging, nahmen Dominiq und er das Abendessen zu
sich. Die Dienerin servierte geschickt, aber mit ausdrucksloser
Miene. Kein einziges Wort kam ihr dabei über die Lippen. Ihr
Verhalten störte Arion, der sich fragte, ob sie überhaupt
etwas fühlte, etwas dachte. Sicher überdeckte der Computer
ihre Gehirnaktivitäten, aber gab es darunter noch einen winzigen
Kern eigenen Bewußtseins?
    Dominiq spürte sein Unbehagen und sagte: »Mach dir keine
Sorgen. Sie ist völlig unter Kontrolle. Schau!«
    Sie zog eine Fernbedienung aus einer Falte ihres fließenden
Gewandes und richtete sie auf die Frau, die regungslos in der Ecke
wartete. Im nächsten Moment setzte sie sich in Bewegung und kam
eilfertig zu ihnen herüber.
    Dominiq spielte auf den Kontrolltasten herum und ließ die
Frau einen kurzen, hölzernen Tanz aufführen.
    »Das genügt«, sagte Arion. Er fror
plötzlich.
    Achelzuckend schickte Dominiq die Dienerin in ihre Ecke
zurück und steckte die Fernbedienung wieder ein. »Ich will
auf gar keinen Fall, daß unsere kleine Reise durch irgend etwas
verdorben wird«, meinte sie.
    Später tranken sie geeisten Likör. Arion genoß die
unendliche, ruhige Nacht, lauschte höflich Dominiqs angeregtem
Geplapper und nickte dann und wann zustimmend. Und dann liebten sie
sich. Dabei war sie, wie er zugeben mußte, eine geschickte und
rücksichtsvolle Partnerin, mit Sicherheit die beste unter den
wenigen Frauen, die er bisher kennengelernt hatte. Und doch war er
nicht so unerfahren, um nicht zu bemerken, daß sie ihm einen
Teil ihres Selbst vorenthielt. Ihr Körper war geschmeidig, ihre
Haut glatt, ihre Formen köstlich. Trotzdem kam es ihm so vor,
als spiele sie nur mit ihm, wie sie mit der Dienerin gespielt hatte
– als sei ihr Verstand die dritte Person bei diesem Liebesakt.
Später ließen ihn das leichte Schaukeln der Gondel und die
genossenen Weine und Liköre in den Schlaf gleiten und beendeten
seine wirren Spekulationen.
    Den nächsten Tag verbrachten Dominiq und er auf der
Plattform. Sie erzählte ihm ein wenig über die Geschichte
des Landes, über das sie hinwegglitten, vom Zeitalter der
Verschwendung, vom Krieg und den Krebsepidemien, die die
Bevölkerung danach dezimiert hatten.

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