Alien 4: Die Herren der Erde
weg!«
Arion ließ den Vogel einfach ins Gras fallen.
»Es war dumm von mir, denn ich glaube nicht, daß ich
der Dienerin seine Zubereitung beibringen könnte. Und der
Computer kann es weiß Gott nicht.« Ihr Gesicht war
schneeweiß, und als sie jetzt lächelte, konnte Arion sich
ihren Schädel unter der Haut bildlich vorstellen. »Ich will
ja nicht mit meinem Können prahlen«, fuhr sie fort.
»Du mußt wissen, daß hier draußen
Eingeborenenstämme leben. Manchmal sieht man ihre Zelte, die sie
aus Tierhäuten zusammennähen, oder ihre Pferde. Irgendwann
in einem der nächsten Jahre werde ich zu ihnen gehen und mit
ihnen leben, wie eine Göttin aus dem Himmel zu ihnen
heruntersteigen…«
Arion betrachtete sie verwundert. Ihm war schon aufgefallen,
daß sie häufig völlig unerwartet das Thema
wechselte.
»Wir kehren um und fliegen weiter«, sagte sie knapp.
»Sonst kommen wir noch zu spät nach Los Angeles.«
Die Reise dauerte weitere drei Tage, ohne daß sie nochmals
landeten. Die weiten Grasebenen endeten an einem breiten Fluß,
der sich in silbernen Windungen durch sumpfiges Waldland
schlängelte. Dahinter wurde der Graswuchs spärlicher, und
überall schimmerte die rote Erde hindurch wie die Kopfhaut durch
die spärlichen Haare einer Greisin. Einmal sahen sie eine Herde
Wildpferde vor dem Schatten des Luftschiffes davonpreschen. Dominiq
bat Arion, sie mit seinem Spiel an der Flucht zu hindern.
Arion hatte seine Leier in all den Tagen nicht angerührt,
aber noch ehe er zu spielen begann, schien die Musik in seinen Kopf
zu springen – ein wildes Trommeln und Stampfen, immer
stärker anschwellend. Dominiq klatschte begeistert in die
Hände, als die Herde unten, angeführt von einem
weißen Hengst, plötzlich kehrtmachte. Sie gab eine
Anweisung in den Bordcomputer, und das Luftschiff sank seinem
Schatten entgegen. Arion konnte wenig später deutlich die
bebenden Flanken und die wild rollenden Augen des Hengstes erkennen,
und er unterbrach abrupt sein Spiel.
Das Pferd schüttelte seinen großen Kopf und galoppierte
davon, dicht gefolgt von der übrigen Herde, die bei ihrer Flucht
eine hohe Staubwolke aufwirbelte.
»Bist du sicher, daß du so etwas vorher noch nie
gemacht hast?« Dominiq lehnte so aufreizend am Geländer der
Plattform, daß Arion unruhig wurde. Als spüre sie seine
Erregung, drehte sie sich lächelnd zu ihm um. »Es war
unglaublich.«
»Ich habe es nie an Tieren ausprobiert – aber eigentlich
bin ich ja auch nie an Orten gewesen, wo es Tiere gab. Nur einmal
habe ich mit meinem Spiel einen Kampf beendet. Jedenfalls hoffe ich,
daß es dazu geführt hat.« Er erzählte ihr die
Geschichte, und sie lächelte ihn die ganze Zeit an.
»Hast du dich je auf PSI testen lassen? Vielleicht bist du
ein TALENT?«
»Das glaube ich kaum.«
»Ich könnte das mühelos arrangieren. Nach unserem
Aufenthalt in Los Angeles könnten wir zur Orbital-Station des
Instituts hochfliegen. Der Direktor ist ein Freund meiner
Mutter.«
»Lieber nicht.« Arion fühlte sich immer
unbehaglicher. Dominiq baute sich dicht vor ihm auf und blitzte ihn
mit ihren blauen Augen an. »Du bist wie alle Freespacer.
Keinerlei Ambitionen, keinen Drang, irgendwas zu tun. Ihr
vagabundiert zwischen den Welten herum und tut sonst nichts.«
Er zuckte die Schultern.
»Hast du nie den Wunsch verspürt, irgend etwas anderes
zu machen?«
»Ich…« Er war verwirrt. Was hatte er sich
eigentlich erhofft, als er die Aufnahmetests für die Akademie
bestanden hatte und Freespacer geworden war? Er erinnerte sich,
daß er sich immer gewünscht hatte, die kleine Siedlung zu
verlassen, in der er geboren war. Der leichteste Weg wäre
gewesen, ein Zithsa-Jäger zu werden. Doch waren seine Eltern
dagegen, und ohne ihre Hilfe hätte es nie eine Möglichkeit
gegeben, sich den Männern anzuschließen, die von der
Siedlung aus die Grassteppen bejagten. (Es war eben doch nur eine
kleine Siedlung.) Aber er hatte die Prüfung bestanden und so
seinem Heimatort den Rücken kehren können. Fort, nur fort
– hinauf in den Raum, und nie mehr dorthin
zurückkehren!
»Ich wollte immer schon die Erde sehen«, sagte er.
»Das hast du ja nun geschafft. Zum Glück brauchtest du
ja kaum etwas dafür zu tun.«
»Sie können doch alles tun und haben, was Sie
wollen.«
»Aber ich kann nicht ewig leben«, antwortete sie
grob.
»Jedenfalls länger als die meisten.«
»Das ist nicht dasselbe. Und was den Erwerb von
Reichtümern angeht, so ist Besitz nicht alles. Leute
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