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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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West-Mitte, dieser wiederum … Das Spiel ließ sich noch lange fortsetzen. Die Hunter waren global organisiert, eine feste Präsenz weltweit mit Ausnahme der USAA und den Besitzungen der Human Company.
    Ekins und Pauls Sektor stellte lediglich ein winziges Steinchen in diesem Mosaik dar. Er umfasste die Stadteile Godorf, Raderberg, Sürth, Hahnwald und ein halbes Dutzend weitere - jeweils aber nur zu Anteilen, um keine einfach zu erratende Struktur zu bilden. Der Sektor war weit genug entfernt, um nicht die Tarnidentität des Teams durch Zufall und zu große Vertrautheit zu gefährden; nah genug, um Terrain und Menschen zu kennen und unkomplizierte Vor-Ort-Termine zu ermöglichen. Recherche, Vorermittlungen, die eine oder andere
als unverbindliches Gespräch getarnte Vernehmung - die Zugriffe an sich wurden stets von auswärtigen Hunter-Teams durchgeführt, um das Risiko persönlicher Verstrickungen zu minimieren.
    50.000 verängstigte und wohlmeinende Seelen, die ihrer Bürgerpflicht nachgingen, die Augen offen hielten und jede noch so unwichtig erscheinende Kleinigkeit meldeten. »Jeden Furz«, wie Paul es nannte, der selten eine Gelegenheit ausließ, eine Obszönität anzubringen. »Und unser Job ist es, daran zu schnüffeln.«
    Es war nicht nur eine Obszönität, sondern auch eine Verzerrung. Tatsächlich stellten Ekin und er lediglich den langen, starken Arm einer Organisation dar. HunterNet, der supranationale Rechnerverbund des Korps, nahm sich jeder einzelnen Meldung an. HunterNet archivierte sie, setzte sie in Bezug mit früher archivierten Meldungen, schwitzte aus jedem Satz, aus jedem einzelnen Wort und Satzzeichen mögliche versteckte Bedeutungen aus, prüfte die innere Logik der Aussagen, die Übereinstimmung mit den Verhältnissen vor Ort. HunterNet filterte die Spaß-Mails von übermütigen Jugendlichen heraus, die gezielten falschen Spuren, die AlienNet-Aktivisten legten - und leitete gegebenenfalls deren strafrechtliche Verfolgung ein -, die Anzeigen von Neidern, betrogenen Partnern, betrügenden Partnern, Abgewiesenen und anderen von ihren Mitmenschen auf irgendeine Weise Enttäuschten. Oh, und natürlich die von Spinnern aller Couleur.
    »Morgen!«
    Paul stand in der Tür. Er trug Anzug und Krawatte und polierte das Schild an der Tür mit einem Taschentuch. Eine unnötig schwere, getönte Datenbrille verbarg seine Augen.
    »Morgen«, entgegnete Ekin und versteckte den leeren Becher hastig in einer Schublade.
    Zufrieden mit dem Erfolg seiner Bemühungen faltete Paul das Taschentuch wieder zusammen und steckte es sorgfältig in die Tasche seines Sakkos, ganz der seriöse Anwalt. Er lächelte Ekin freundlich an und sagte: »Liebe Partnerin, mal ganz ehrlich: Du siehst einfach beschissen aus.«

    »Paul!«
    »Gestern Nacht keinen abgekriegt, was?« Paul hob die Datenbrille an, um Augenkontakt zu suchen.
    »Paul … du …« Wann würde sie endlich kapieren? Sie durfte ihm niemals vertrauen, sie musste immer das Schlimmste erwarten, immer wachsam sein. Wie oft musste Trixie es ihr noch einbläuen?
    »Ich habe recht, ist doch so, oder?« Paul ließ sich auf seinen Stuhl sinken. »Du machst mir Sorgen, Ekin. Menschen brauchen Sex, das ist ganz natürlich. Bekommt man keinen, leidet man wie ein Tier.«
    »Ich …«
    Paul winkte ab. »Man sieht es dir an, ist dir das klar? Ist kein schöner Anblick für mich. Du solltest mehr Rücksicht auf deinen Partner nehmen, weißt du das? Wir führen eine sehr belastende und buchstäblich überlebenswichtige Tätigkeit aus. Es ist zentral, dass wir unsere Leistungsfähigkeit erhalten.«
    »Das soll wohl ein Witz sein! Deine Puff-Touren …«
    »Das ist ein sehr unschönes Wort. Ich kaufe in Ermangelung anderer Möglichkeiten eine Dienstleistung ein, mehr nicht. Du solltest deine Vorurteile ablegen. Ich bin dir gern dabei behilflich. Ich kenne eine Menge guter Adressen …«
    »Es reicht!« Ekin brüllte. »Ich will das nicht hören!«
    Paul überlegte, dann sagte er achselzuckend: »Gut, wenn du meinst. Ich wollte dir nur auf die Sprünge helfen.«
    »Ich kann auf deine Hilfe verzichten - danke!«
    Paul hörte sie schon nicht mehr. Er widmete sich seinen Bestellungen. Da war das Anti-Alien-Spray, das er gestern während des Zugriffs geordert hatte, ein großer Zwanzig-Liter-Kanister. Paul schraubte den Deckel ab, und ein Schimmelduft verbreitete sich in der Kanzlei. Paul nickte zufrieden, murmelte etwas von: »Die Frau hat nicht zu viel versprochen!«, schraubte den

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