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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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hielt ihn zurück. »Please«, sagte er, lächelte und hielt Rudi die geöffnete Hand hin. Rudi fummelte die Soldkarte aus der Brusttasche seines Hemds und gab sie Wang.
    Das Lächeln des alten Mannes vertiefte sich. Er deutete eine Verneigung an und gab den Weg frei. »Have fun!«
    Rudi schloss die Tür hinter sich. Endlich. Sein Engel. Allein mit seinem Engel. Die Kabine war groß, besaß ein Doppelbett und roch muffig. Rudis Engel stand vor dem Bett und sah ihn aus großen, hastig geschminkten Augen an. Was nun?
    »Spr… sprichst du englisch?«, fragte Rudi auf englisch.
    »Ja … ein bisschen.« Ihre Stimme war viel höher, als Rudi sie sich vorgestellt hatte, und sie lispelte etwas. Es musste die Aufregung sein. Aber das war egal. Er war auch aufgeregt, und das war gut so.
    »Ich bin Rudi. Wie heißt du?«
    »Nenn mich, wie du willst.«
    »Nein, das will ich nicht. Sag mir deinen Namen.«
    »Ich …« Sie hatte einen wunderschönen Mund. Voll und weich. Rudi musste sich beherrschen, sie nicht auf der Stelle in seine Arme zu ziehen und sie zu küssen.
    »Nur zu«, munterte er sie auf. »Sag ihn nur!«
    »Ich …« Ihre Befangenheit bezauberte ihn. Die Mädchen in Himmelsberg hatten keine Scham gekannt, ebenso wenig wie die Flygirls der Company.
    »Nur zu!« Er malte sich ihren Namen aus. Er würde wie ein Windhauch der Verheißung sein. Ein …
    Rudis Engel machte einen entschlossenen Schritt nach vorn, ging in die Knie und versuchte, den Reißverschluss seiner Hose zu öffnen.
    Einen Augenblick stand Rudi starr da, unendlich verblüfft. Ungläubig. Dann taumelte er zurück. Angeekelt. Nein, das konnte nicht wahr sein. Sie war sein Engel, nicht? »Lass das!«, brachte er hervor. »Bitte, ich will das nicht!«

    »Nein?« Sie blieb auf den Knien, als könne sie nicht glauben, was sie gehört hatte. »Was willst du dann?«
    »Ich weiß nicht. Das jedenfalls nicht.«
    Sie stand wieder auf. Langsam.
    »Können wir vielleicht einfach reden?«
    »Reden?« Sie sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
    »Ja, reden.«
    »Das ist alles?« Sie machte einen Schritt zurück.
    »Ja. Das heißt …« Rudi verstand. Er war ihr unheimlich. Sie hatte Angst vor ihm. Sein Engel! Aber … aber … Rudi suchte Erklärungen, mildernde Umstände. Sein Engel hatte es nicht einfach gehabt, sagte er sich. Die Boat People waren bestimmt nicht zimperlich. Sie war es nicht gewohnt, dass jemand sie mit Respekt behandelte. Er musste ihr Zeit geben, dann würde sie zu schätzen lernen, dass er anders war, kein gewöhnlicher Mann. Ja, das war es, nur noch etwas Zeit … Er sagte: »Das heißt, später vielleicht mehr, okay?«
    »Okay.«
    »Aber jetzt will ich mit dir reden.«
    »Worüber?«
    »Na ja … zum Beispiel: Wo kommst du her?«
    »Von weit weg.«
    »Wie heißt dein Land?«
    »Kayin.«
    »Davon habe ich noch nie gehört«, sagte Rudi ehrlich. »Ist es ein schönes Land?«
    »Wieso willst du das wissen?«
    »Einfach so. Ich …«
    »Du lügst!«
    »Nein! Ich will nur …«
    »Du lügst!« Sie sagte es laut. So laut, dass man es draußen hören musste. Die Tür war nur eine Lage dünnes Pressholz.
    »Beruhige dich!«
    Sie sagte nichts, wich bis ganz an die Bordwand zurück. Unter dem Bullauge blieb sie stehen, fummelte mit einer Hand an der rostigen Verriegelung.

    »Bitte, ich will dir nichts tun. Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Wirklich! Ich will dich nur kennenlernen.«
    Wieder keine Antwort. Sie hantierte mit beiden Händen an dem Bullauge. Es war zu viel für sie, er hatte sie überfordert. Sie hielt ihn für einen Irren. Er hatte seine Chance vertan. Sie würde ihm nicht mehr zuhören, egal, was er jetzt noch sagte. Außer, wenn er … ja, jetzt oder nie.
    »Bitte entschuldige. Ich habe gelogen.«
    Sie hörte auf, an dem Bullauge zu hantieren, sah ihn an.
    »Bitte sei mir nicht böse. Es ist nur so … wir … wir kennen uns eigentlich schon. Da dachte ich …«
    Ihre großen Augen weiteten sich.
    »Wir sind uns schon einmal begegnet, vor ein paar Monaten in Neo-Bangkok. Weißt du nicht mehr?«
    »Nein. Ich habe dich noch nie gesehen.«
    »Doch. Doch, das hast du. Okay, nur für einen Moment. Aber dieser Moment … ein Zuhälter hat mir etwas ins Bier gekippt und mich zu dir gebracht. Wir haben uns nur einen Augenblick gesehen, aber seitdem kann ich dich nicht mehr vergessen - du musst dich erinnern!«
    Ihr Mund öffnete sich zu einem Schrei.
    Rudi kam ihr zuvor, brüllte: »Du bist mein Engel! Du musst mich

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