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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Zug führte. Was hatte er nur angerichtet? Was war mit Blitz geschehen?
    »Blitz, was ist los mit dir?«, fragte er, als sie im Labor angekommen waren. Blitz ließ sich auf den Boden fallen und kroch unter das Bett.
    Sie antwortete nicht.
    »Bist du mir … bist du mir böse , dass ich dich nicht mitgenommen habe?«
    Sie kroch tiefer unter das Bett.
    »Ist es das? Weißt du, ich kann verstehen, wenn es so ist. Ich
habe mein Versprechen gebrochen. Aber du musst auch wissen, dass es nicht meine Schuld ist. Alles ging so schnell, plötzlich stand Fischer in der Werkstatt, und du warst fort, und ich wusste nicht, wo du steckst - du hast es mir ja nie gesagt! -, und dann haben sie angefangen zu schießen, und ich … ich musste sehen, wo ich bleibe. Wenn ich einen Moment länger gewartet hätte, ich hätte es nicht geschafft, wirklich! Und außerdem dachte ich mir, Blitz wird es schon schaffen. ›Keiner kriegt Blitz!‹ Ist doch so, oder? Und du hast es ja geschafft, irgendwie, sonst wärst du ja nicht hier …«
    Irgendwie. Ja, irgendwie. Während Blitz Stück für Stück tiefer unter Wieselflinks Bett kroch, rutschten ihr Ärmel und Hosenbeine hoch. Blitz hatte zu große Kleider getragen, seit Wieselflink sie kannte. In den Zügen gab es keine, die einem Kind gepasst hätten. Sie hatten betont, wie zerbrechlich und klein Blitz war, und gleichzeitig hatten sie Blitz etwas Erwachsenes verliehen, den unbestimmten Eindruck, dass es sich bei ihr um mehr als ein Kind handelte. Die Arme und Beine, die zum Vorschein kamen, waren spindeldürr, als hätte das Mädchen seit Tagen nichts mehr gegessen. Und sie waren bunt, übersät mit großflächigen Blutergüssen und einem tiefen, oberflächlich verheilten Schnitt an der Pulsader.
    »Blitz! Was ist mit dir passiert?« Wieselflink beugte sich vor, um sich das Mädchen genauer anzusehen, sich davon zu überzeugen, dass er in diesem Zug der Verrückten nicht den Verstand verloren hatte, er seinen Sinnen trauen konnte. »Was ist los? Hattest du einen Unfall?«
    Sie wich vor ihm zurück, als wolle er sie schlagen, bis ganz an die Wand, wohin das Licht des Labors nicht drang.
    Wieselflink beließ es dabei. Er hätte eine der Lampen abschrauben und damit den Raum unter dem Bett ausleuchten können, aber was hätte es ihm eingebracht? Blitz wollte sich in das letzte Eck verkriechen - und wenn Blitz etwas wollte, bekam sie es. Zumindest hatte das für die Blitz gegolten, die Wieselflink gekannt hatte.
    Die Nacht, sie wurde in Wolfs Zug durch ein Abdimmen der
Wagenbeleuchtung signalisiert, verbrachte Wieselflink auf seinem Bett. Er saß gegen dieselbe kalte Panzerung gelehnt, gegen die sich Blitz drückte, hing düsteren Gedanken nach und lauschte dem gleichmäßigen Atem des Mädchens, der ihm anzeigte, dass sie wenigstens Schlaf gefunden hatte. Als der Bordcomputer den Schichtwechsel ansagte, schlich Wieselflink sich aus dem Labor und fragte den Bordkoch nach einem großen Glas Milch und Schokolade. Der Koch gab ihm das Verlangte mit der Selbstverständlichkeit, als hätte er um ein Glas Wasser gebeten.
    Als er in das Labor zurückkam, saß Blitz im Schneidersitz auf dem Boden. »Lass mich nie wieder allein!«, zischte sie. Und flüsterte, nach einem Augenblick: »Bitte!«
    Wieselflink versprach es ihr. Blitz stürzte die Milch hinunter, für die Schokolade ließ sie sich Zeit. Als sie mit ihr fertig war, waren ihre Finger und Hände mit geschmolzener Schokolade verklebt. Blitz leckte sie sich von der Haut, sah einen Augenblick auf und sagte: »Noch mal!«
    »Was? Schokolade?«
    »Ja. Und Milch. Und Wasser.«
    »Aber dann muss ich dich allein lassen. Ich habe dir eben versprochen, dass ich das nie wieder tun werde.«
    »Dann mach schnell!«
    »Du kannst mitkommen, wenn du …«
    »Schnell!«, brüllte sie und packte ein großes Glasgefäß, das zu einem der Analysegeräte gehörte, am Hals und schwenkte es drohend. »Keiner kriegt Blitz! Ich passe auf mich auf.«
    Wieselflink ging ein zweites Mal zum Koch und brachte Blitz das Verlangte. Damit war das Muster für die kommenden Tage etabliert: Blitz tat keinen Schritt aus dem Labor. Nur wenn Wieselflink auf die Toilette ging, hängte sie sich an ihn dran, bestand darauf, mit ihm in die Kabine zu kommen, und anschließend, dass er vor der Tür wartete, während sie ihr eigenes Geschäft verrichtete. Wieselflink ließ dem Mädchen seinen Willen. Etwas Furchtbares war Blitz geschehen - und auch wenn sie sich niemals einen Hinweis darauf

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