Alien Earth - Phase 1
Frau führte sie durch das Haus, während Paul im weitläufigen Wohnzimmer auf dem Sofa vor der Datenwand herumlümmelte.
Ekin ließ ihn machen. Paul ein paar Minuten los zu sein, würde ihren Nerven guttun, und der Rundgang gab ihr die Gelegenheit, einen persönlichen Bezug herzustellen, die Grundlage für eine erfolgreiche Befragung.
Die Frau erläuterte ihr ausführlich die Schwierigkeiten der Sanierung, während Ekin Zimmer um Zimmer bestaunte, sich in »Ahas« und »Ohs« über die Lichtschöpfungen des Ambientalsystems erging und versuchte, unauffällig einen Blick auf die Schemen zu erhaschen, die sie kontinuierlich aus dem Augenwinkel wahrnahm.
Nicht unauffällig genug. »Geben Sie sich keine Mühe«, lachte die Frau, als sie in das Dachgeschoss gelangten. »Meine Miezis sind schneller.«
»Miezis?«
»Ich zeige sie Ihnen.« Die Frau machte »Miez, Miez, Miez!«, und sie kamen aus allen Ecken gekrochen. GenMods auf Katzenbasis, Dutzende von ihnen. Sie drängten sich an ihr Frauchen und schnurrten. Ihre Vorderläufe mündeten in diverse Greifwerkzeuge. Sie mussten spezialisierte Aufgaben haben.
»Nicht ganz billig, das Vergnügen, aber es lohnt sich. Und wenn man sie erst einmal hat, machen sie keine großen Kosten mehr. Und keinen Ärger. Sie bleiben unter sich. Sind zufrieden mit dem, für das sie gemacht wurden. Nicht so wie diese Leute mit den Halsbändern, die man von der Stadt mieten kann.«
Ekin ging nicht darauf ein. Ihre Aufgabe war die Jagd nach Aliens. Die huschenden Schatten waren zufrieden stellend als Menschenwerk erklärt. »Sie wohnen allein hier?«, fragte sie. Die Villa bot spielend Platz für ein Dutzend Bewohner. Es musste die Frau ein kleines Vermögen kosten, sie frei von Einquartierungen zu halten.
»Ja. Seit …« Die Frau sprach nicht weiter.
»Seit …?«
»Oh, mein Gott, der Kaffee!« Die Frau rannte an Ekin vorbei und hinunter zur Küche. »Er wird noch kalt! Setzen Sie sich schon mal zu Ihrem Kollegen ins Wohnzimmer, ich bringe ihn gleich.«
Ekin folgte ihr die Treppe hinunter. Sie blieb auf jeder Stufe stehen, fühlte, wie ihr Fuß in dem weichen Bioboden einsank und festen, straffen Halt fand. Ein angenehmes Gefühl, eines von Geborgenheit. Im Wohnzimmer machte sie es sich in einem Sessel bequem, so gut es ging. Der Sessel war gemütlicher als alles, in dem sie jemals gesessen hatte, kuschelte sich an sie, als wäre er ebenfalls lebendig - und dennoch hing sie stocksteif darin. Ekin fröstelte. Sie war ambientisierte Räume nicht gewöhnt. Sie waren ihr zu glatt, zu schmeichelnd. Zu unwirklich, wie die schlechteren von Pauls Taschenwelten. Und sie kam sich wie ein Fremdkörper vor, ein Eindringling in eine Welt, in die sie nicht gehörte.
»Hier. Milch und Zucker?« Die Frau war mit einem Tablett erschienen.
»Nein, danke.«
Ekin nahm sich eine Tasse und nippte daran. Es war echter Kaffe, wie angekündigt. Kein Magico zwar, aber immerhin ein anständiger Schuss Koffein. Mehr, als Ekin sich von der Befragung erwartet hatte.
Sie sah zu Paul. Ihr Partner ignorierte die Tasse und beschäftigte sich mit der Datenwand. Flugzeuge kreisten um eine mit einem grell leuchtenden Alienkreuz markierte Boje, die auf den Wellen eines unruhigen Meers auf- und abtanzte, während Paul das eigene über einen virtuellen Sidestick steuerte.
Hätte Ekin es nicht besser gewusst, sie hätte geglaubt, er liege auf seinem eigenen Sofa und verdattele den Sonntagnachmittag. Wie stellte er es nur an? Paul führte sich immer so auf, als sei die ganze Welt für ihn gemacht. Er fragte nicht, er bat nicht, er nahm einfach. Unmöglich, eigentlich. Und noch unmöglicher: Er kam damit durch. Die Frau ließ ihn machen, anstatt ihn mit einem Tritt vor die Tür zu setzen, wie er es verdient hatte. Sie sah zur Seite, als existiere die Datenwand
für sie nicht. Oder, kam Ekin der Gedanke, konnte sie den Anblick, der sich ihr bot, nicht ertragen? Unsinn, entschied sie, es war nur eine harmlose Flugsimulation.
Ekin stellte sich vor, sie würde sich wie Paul aufführen. Sie war sicher, dass sie kaum Gelegenheit gehabt hätte, sich auf dem Sofa auszustrecken, bevor die Frau sie rausgeschmissen und sich beim Korps über sie beschwert hätte.
»Erzählen Sie bitte.« Ekin stellte die Tasse ab. »Was haben Sie beobachtet?«
»Es geht um einen meiner Nachbarn«, sagte die Frau. Sie trank aus einem Wasserglas. »Er führt sich seltsam auf.«
»Was meinen Sie mit seltsam?«
»Er kommt und geht, wie es ihm
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