Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
seinen Zweck ausgerichtet, aber seine Größe machte den Unterschied. Die Quantität war in Qualität umgeschlagen.
    Rodrigo kroch über den feuchten, schwarzen Boden, lehnte sich schließlich mit der Rückenplatte gegen eine Wand. Seine Bewegungen waren träge, als bereite ihm die ungewohnte Schwere außerhalb des Wassers Schwierigkeiten.
    »Wie … geht es dir?«, fragte Rodrigo.
    »Gut.« Wilbur lächelte. »Die Bitch steht noch, falls du das meinst. Die Erde auch. Aber das weißt du ja besser als ich. Ich schreibe mir die Finger wund, und das war’s auch schon.«
    »Und Diane?«
    »Unverändert. Ist der Zweck der Übung.«
    »Das ist gut …«
    Es war ihre übliche Einleitung. Rodrigo, der Lauscher, musste erst wieder zu seinem Menschsein zurückfinden. Es war ihm schon früher, als er noch auf der Bitch gelauscht hatte, schwergefallen. Rodrigo war ihre einzige Hoffnung gewesen. Die Bitch war zu lahm und zu alt gewesen, als dass sie Aussichten gehabt hätten, in Konkurrenz mit dem Rest der Company, der US Alien Force und dem Rest der fliegenden Menschheit an ein Artefakt zu kommen. Um rechtzeitig an Ort und Stelle sein zu können, hatten sie hören müssen, wie im Netz das Gras wuchs - und Rodrigo, der Lauscher, hatte dafür gesorgt, dass sie der Konkurrenz immer eine Nasenlänge voraus gewesen waren. Rodrigo war in die Datenströme eingetaucht. Stundenlang und, wenn nötig, tagelang. Wilbur, der als Bordingenieur einige Schritte von ihm entfernt seinen Platz gehabt hatte, hatte sich oft über den Lauscher lustig gemacht. »Wenn es möglich wäre, würdest du komplett in deine Kiste reinkriechen, was?«, hatte er immer gesagt, teils aus
Sorge um den Kameraden, teils aus Unbehagen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, Tage neben einem Wesen zu verbringen, das ein Mensch war und gleichzeitig so fern. Rodrigo, der, wenn er lange genug ausgeloggt war, von heiterer Natur war, hatte mit Wilbur darüber gelacht.
    »Ich habe dir zu Essen gebracht«, sagte Wilbur und breitete die Mitbringsel, deren Gewicht ihn in die Tiefe gezogen hatte, vor dem Lauscher aus. Mehrere Dosen Fisch, Brot - das war alles. Wilbur hätte dem Lauscher jeden denkbaren Wunsch erfüllt - Pasong und die Company machten es möglich -, aber Rodrigo wehrte ab, als überfordere ihn die Auswahl.
    Rodrigo musterte das Mitgebrachte zweifelnd, dann nahm er in einer ruckhaften Bewegung eine der Dosen und öffnete sie. Mit zwei Fingern zog er eine Sardine hervor, führte sie in den Mund - und schlang den Rest der Dose hinterher, aß ein Brot, öffnete weitere Dosen und schlang und schlang.
    Wilbur fragte sich manchmal, ob Rodrigo verhungern würde, wenn er ihn nicht regelmäßig aufsuchte. Gut möglich, dass er es täte. Der Lauscher war zu sehr gefangen in seiner eigenen Welt. Er würde einfach vergessen zu essen.
    Wilbur schwieg, während Rodrigo aß. Er tat es merkwürdig steif. Die Platte, die in seinen Rücken eingelassen war, verhinderte, dass er seinen Oberkörper beugte oder den Kopf drehte. Was immer Rodrigo vorhatte, es brauchte ganzen Körpereinsatz. Und oft misslang es ihm: Seinen unsicheren Händen entglitten Dinge. Es dauerte nicht lange, und nach Fisch riechendes Öl lief ihm über Brust und Bauch.
    Pasong hatte Wilburs Scherz auf verdrehte Weise wahr werden lassen: Rodrigo war nicht in den Rechner gekrochen, der Rechner war in ihn gekrochen, hatte sich in seinen Rücken, sein Rückgrat, sein Gehirn eingeklinkt. Und Rodrigo wiederum war in das globale Netz eingeklinkt, komplett und - möglicherweise - unwiderruflich. Der Lauscher trieb im Schacht und lauschte. Das war alles. Wilbur hatte ihn noch niemals an einem anderen Ort angetroffen. Er glaubte nicht, dass Rodrigo etwas auf die Lange Stille gab - in ihm mussten Millionen
Stimmen durcheinandersprechen -, es war einfach nur ein praktischer Ort, seinen Körper ungestört zu parken und sich den Stimmen hinzugeben. Sein Geist - seine Seele? - war woanders. Und, der immer längeren Zeit nach zu urteilen, die Rodrigo benötigte, um in die Welt gewöhnlicher Menschen zurückzukehren, war es ein erstrebenswerter Ort. Holte Wilbur ihn nicht regelmäßig zurück, Rodrigo würde dort für immer bleiben. Im Meer der Stimmen nicht weniger unwiderruflich im Augenblick gefangen als Diane.
    Rodrigo hatte sein Glück gefunden. Dank Pasong. Der Alien hatte es ihm geschenkt. »Du brauchst nur ein Wort zu sagen«, hatte ihm Pasong angeboten. Und Rodrigo hatte es gesagt.
    Wilbur hatte den Alien einmal gefragt,

Weitere Kostenlose Bücher