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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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er sie besser kennengelernt als alle Übrigen. Sie kannte Mitgefühl. Für ihre Kameraden. Und - bildete er es sich nur ein? - für ihn, Paul.
    41,5.
    Ghi rannte wieder nach draußen. Es dämmerte. Der Tag ging zu Ende. Hieß es nicht, dass Fieber in der Nacht sank? Paul maß wieder Ihemes Temperatur. 39,7 Grad. Er schüttelte das Thermometer. Es blieb bei 39,7. Das Fieber sank! Wo steckte Ghi? Sie musste erfahren, dass …
    Von draußen kam lautes Geschrei. Nicht von Aliens, von
Menschen. Viele Stimmen, ein ungeordneter Chor. Paul stand auf, um zum Fenster zu gehen, da kam Ghi in das Zimmer. Paul streckte ihr das Thermometer entgegen. »Ghi, 40,9! Iheme ist über den Berg!«
    Ghi blieb stehen, nickte langsam. »Das … das ist nicht mehr wichtig.« Sie schwieg, den Blick auf den Boden gerichtet. Dann hob sie den Kopf, öffnete den Mund, als wolle sie noch etwas sagen.
    Es kam nicht dazu.
    Aliens strömten in den Raum - alle Gesunden -, rissen Ghi, die ihnen im Weg stand, zu Boden und stürzten sich auf die Kranken. Sie packten sie an den Händen und zerrten sie nach draußen, als handele es sich bei ihnen um tote, wertlose Hüllen.
    Ghi kam wieder hoch. Sie blutete aus aufgeschlagenen Knien. Ohne Paul anzusehen, rannte sie nach draußen. Paul folgte ihr langsam auf die Lichtung.
    Es war Nacht geworden. Im Licht der Blüten wartete die Beute, die Atsatun mit Marita Kahmans Hilfe gemacht hatte. Menschen. Es waren junge Männer und Frauen, keiner unter ihnen schien jenseits der zwanzig. Ihre Haare waren kurz geschnitten, kaum länger als die Stoppeln von Paul und den Aliens. Sie trugen grobe Kleidung, die an eine Uniform erinnerte: erdfarbene Hosen, kombiniert mit erdfarbenen Hemden. Häftlinge? Nein, dazu waren sie zu gesund und kräftig.
    »Los, Los! Einen Kreis! Seht nach innen!« Atsatun gab die Befehle mit einer dünnen Stimme, beinahe schon einem Flüstern, aber die Gefangenen gehorchten mit einer Hast, die Paul verriet, dass sie bereits erfahren hatten, wie die Aliens mit Menschen verfuhren, die ihnen nicht nützlich erschienen.
    »Den Kreis größer!«
    Atsatun stand etwas abseits. Neben ihm lag Marita im Gras, die Hände auf den Rücken gebunden. Sie wand sich grunzend. Die Aliens hatten sie geknebelt.
    »Auf die Knie!«, befahl Atsatun.
    Die Gefangenen sanken auf die Knie. Die Aliens hatten sie
nicht gefesselt, aber wie automatisch falteten die Gefangenen die Hände auf dem Rücken zusammen und senkten die Köpfe.
    Jemand berührte Paul am Arm. Es war Ghi. »Sieh nicht hin!« Paul blickte sie einen Augenblick an, überrascht von der Menschlichkeit, die er spürte, dann schüttelte er den Kopf und blickte wieder zu den Gefangenen. Er wollte leben. Aber wenn sein Leben einen Sinn haben sollte, musste er hinsehen. Er musste lernen.
    Die Aliens schleppten die Kranken in den Kreis, legten sie vor den Gefangenen ab. Ein Mensch kam auf einen kranken Alien.
    »Legt die Hände auf!«, befahl Atsatun.
    »Sieh nicht hin, Paul!«, flehte Ghi. »Bitte, ich will nicht, dass du das mit ansiehst!«
    Paul hörte nicht auf sie. Er konnte es nicht. Er spürte, dass er hinsehen, Zeuge werden musste.
    Die Gefangenen beugten sich vor, taten, was Atsatun von ihnen verlangte.
    Stille setzte ein. Die gesunden Aliens legten ihre Waffen neben den Kranken ab, traten einige Schritte zurück und bildeten einen zweiten, größeren Kreis. Atsatun setzte sich in Bewegung, schleppte sich zu dem letzten Gefangenen, vor dem noch kein Kranker lag, und ließ sich vor ihm zu Boden fallen, das Gewehr in der Hand. Die Frau beugte sich vor und legte die Hände auf seinen Leib. Sie versuchte nicht, das Gewehr zu greifen. Ihre Angst war zu groß.
    »Bitte, Paul«, flüsterte Ghi ihm ins Ohr. »Bitte sieh …«
    Ein Aufschrei schnitt ihr das Wort ab. Es kam aus dem inneren Kreis, von kranken Aliens und gefangenen Menschen gleichzeitig. Die Kranken bäumten sich auf, sie stöhnten. Einige versuchten davonzukriechen - und wie sie sich verhielten, sagte Paul, dass in ihren Körpern wieder Menschen wohnten. Zu Tode verängstigte Menschen.
    Und dann stöhnten die Gefangenen auf. Es war ein unmenschlicher Ton. Langsam, wie in Zeitlupe, kippten sie weg, kamen auf dem Gras auf. Schaum drang ihnen aus den Mündern, beschmutzte ihre Gesichter.

    Sie blieben nur einen Augenblick allein. Die gesunden Aliens rannten zu ihnen, schlossen sie in die Arme, so behutsam, als handele es sich bei ihnen um Neugeborene. Sie wischten ihnen behutsam den Schaum ab. Es war eine

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