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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Gruppen miteinander. Das Dutzend erzählte von seinen Erlebnissen auf der Fahrt, empfahl Wege und Orte, auf und an denen Pilger wie sie freundlich aufgenommen wurden, warnte vor anderen, an denen Polizei, Hunter oder dumme, alienfeindliche Menschen lauerten. Bedauernswerte Seelen, die nicht verstanden hatten, dass eine neue Zeit angebrochen war.
    Als sie ein kühles, dunkles Wäldchen - krüppelig und hässlich, nicht von Menschen gemacht - durchquerten, sprangen die Aliens die Pilger an und erwürgten sie. Die Aliens nahmen den Leichen, was sie für nützlich befanden: Ausweise, Geld in Karten und bar, Kleidungsstücke, das eine oder andere Taschenmesser. Zwei der Leichen zogen sie komplett aus und gaben ihre Kleider Paul und Marita. Dann versteckten sie die Leichen im Wald, so dass man sie nur dann finden würde, wenn man gezielt nach ihnen suchte. Marita zeigte den Aliens, wie man es machte.
    Am Abend gelangten sie an den Schrein des Märtyrers Sebastian. Er war in einer baufälligen Garage untergebracht und bestand aus mehreren Fotos, persönlichen Habseligkeiten und einer Art Opferaltar unter dem größten der Fotos, einem Poster. Atsatun kniete vor dem Märtyrer in stiller Andacht und legte ein Geschenk für ihn ab. Eine simple Speicherkarte,
übervoll mit Statusboostpunkten für das Lieblings-Online-Universum des ehemaligen Schattenkriegers. Atsatun hatte sie einem der ermordeten Pilger aus der Tasche gezogen.
    Der Stiefvater des Schattenkriegers, der als Verweser des Schreins fungierte, war erfreut und besorgt zugleich über ihren Anblick. Erfreut, weil es selten vorkam, dass sein Schrein, den er für den wichtigsten im Süden des Landes hielt, in dieser Zahl Zuspruch erhielt. Besorgt, weil sich bereits eine Gruppe von einem Dutzend Pilgern für die Nacht angemeldet hatte und sein bescheidenes Haus nicht für einen solchen Ansturm gerüstet sei. Atsatun zerstreute seine Sorgen, indem er ihm berichtete, dass sie das Dutzend getroffen und die Pilger sich für einen anderen Weg zur Erkenntnis entschieden hätten.
    Sie blieben für die Nacht, erhielten zu essen und zu trinken, und, als Atsatun den sommersprossigen Charme seines Mädchenkörpers in die Waagschale warf, Zugang zur geheimen Fälscherwerkstatt des Schreins. Es blieb Paul, dem Ex-Hunter, überlassen, die Papiere der Toten so zu bearbeiten, dass sie auf Aliens passten.
    Sie pilgerten weiter nach Osten, immer auf staubigen Stra ßen, immer durstig. Den Aliens machte es nichts aus. Sie lachten viel und sangen Lieder, die sie von anderen Pilgern gelernt hatten. Immer wieder trafen sie Pilger, einzeln und in Gruppen, und horchten sie aus. Es fiel ihnen nicht schwer. Die Pilger erkannten sie als verwandte Seelen, vertrauten ihnen blind. Manche von ihnen starben. Marita sorgte für die Entsorgung der Leichen, Paul für die Adaption ihrer Papiere.
    Nach einer Woche erreichten sie den Rhein. Ein Schiff, ein provisorisch zum Passagierschiff umgebauter Frachtkahn, fuhr sie flussaufwärts. Die Fahrt war teuer, aber die Aliens hatten den Ermordeten mehr als genug Geld abgenommen. An Bord ließ man sie in Ruhe. Pilger waren ein vertrauter Anblick, und die übrigen Passagiere gingen ihnen aus dem Weg, nachdem Atsatun versucht hatte, ihnen alles über den Weg zur Erkenntnis und Harmonie zu berichten, dem sie folgten.
Selbst Wolf erregte kein Aufsehen. Der GenMod bewegte sich auf allen vieren, gab außer Hecheln, Knurren und einem gelegentlichen Heulen keinen Ton von sich. Niemand schien auf den Gedanken zu kommen, dass es sich bei dem Maskottchen der Pilger um ein intelligentes Wesen handeln könnte. Nicht einmal die Hunde, denen sie überall begegneten, taten es - domestizierte Hunde in Häusern und Höfen und auf dem Schiff, sich selbst überlassene in den Lücken, die die Zivilisation gelassen hatte.
    Zwei Tage dauerte die gemächliche Fahrt. Das Schiff durchquerte Dutzende von Schleusen, hielt immer wieder, um Passagiere ein- und aussteigen zu lassen. Pauls geplagte Füße genossen die Rast, der Rest von ihm nicht. Er war allein. Marita hatte sich in sich selbst zurückgezogen und kam nicht einmal in der Nacht hervorgekrochen. Wolf spielte Tier, und Ghi wich ihm so konsequent aus, dass er sich zu fragen begann, ob er sich ihre nächtliche Begegnung auf der Wiese vor der Mühle nicht nur einbildete. Unsterblichkeit, endlose neue Erfahrungen, das beschränkte Menschsein abschütteln - es klang wie eine verzweifelte Phantasie, die sein gequälter Geist sich

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