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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Blackwell persönlich ausgesucht hatte und von denen er sich brüstete, dass seine harte Hand sie vor Dummheiten bewahrte.
    Bei diesem Mann zumindest hatte sich Blackwells Hand als nicht hart genug erwiesen. Der Matrose hatte die breiten Schultern nach vorn gebeugt, als bitte er um Gnade. Oder vielleicht ließen ihm die Plastikfesseln um Fuß- und Armgelenke, die durch ein knappes Seil verbunden waren, keine andere Möglichkeit. Hinter dem Matrosen standen kerzengerade zwei schnurbärtige irakische Marines, die Gewehre auf den Gefesselten gerichtet, als bestünde die Gefahr, er könne sich jeden Augenblick losreißen und sich auf die Versammelten stürzen. Im Rücken des Matrosen ragte die wuchtige Säule des achternen Flettner-Rotors auf.
    »Du bist des Hochverrats angeklagt, Manuel Ortega«, sagte der Captain. »Du hast dich an der Nation vergangen, die dich ernährt und schützt, die dir ein Leben in Würde und Freiheit geschenkt hat. Der Nation, in der du Mensch sein konntest, die es dir erlaubt hat, nach dem Glück zu streben, das uns allen in unserem Menschsein zusteht.«
    Blackwell stand auf einem Podest, das man über Nacht auf dem Deck errichtet hatte. Links und rechts von ihm hatten die beiden Offiziere der Marines, die mit ihm zusammen das Seegericht bildeten, Position bezogen. Das Podest war von verbissen schweigenden Matrosen in der Nacht errichtet worden, während Blackwell und die beiden Marines über ihren Kameraden gerichtet hatten. Die Stars and Stripes mit dem Halbmond zierten seine Vorderseite.

    »Doch du hast dich von deinem eigen Fleisch und Blut abgewandt und dich den fremden Teufeln in die Arme geworfen. Dies hier ist der unumstößliche Beweis!«
    Der Captain griff in die Uniformtasche, zog eine Spielkarte hervor und hielt sie in die Höhe. Es war die Karte, die man im Besitz des Matrosen gefunden hatte. Eine Karte, wie sie Blitz zu Dutzenden besaß. Hatte Blitz sie ihm geschenkt? Oder hatte er sie gestohlen, als er das Gepäck in ihre Kabine geschleppt hatte? Und das, ohne zu ahnen, worauf er sich einließ?
    Blitz regte sich nicht. Sie wirkte so apathisch wie damals im Frankfurter Hauptbahnhof, in den Momenten vor dem Seelentransfer. Rainer verstärkte seinen Griff.
    »Manuel Ortega, du bist ein Sympathisant der verabscheuungswürdigen Human Company!«, rief Blackwell. »Aber das ist noch nicht alles. Dies hier hat die Durchsuchung deines Spinds ans Licht der Gerechtigkeit gefördert!«
    Blackwell griff wieder in die Tasche. Er trug einen Handschuh, als ekele es ihm vor dem, was seine Finger berühren sollten.
    »Das hier!« Blackwell riss den Arm in die Höhe.
    Ein lautes Seufzen erhob sich aus den Reihen der Matrosen und Passagiere, angesiedelt zwischen Unglauben, Angst und Abscheu.
    »Ein Alienband!«
    Blitz stöhnte, zog an Rainers Hand. Sie hatte gute Augen. Sie erkannte das Alienband über die zwanzig Meter hinweg, die sie von Captain Blackwell trennten. Es zeigte vielarmige Kreaturen - darunter Menschen -, die ausgelassen tanzten und einander in die Arme fielen. Das Band hatte zu Blitz’ Favoriten gezählt, als sie und Rainer sich Abend für Abend in seiner Elektrikerwerkstatt im Zug verkrochen hatten, um Bänderraten zu spielen, Blitz’ Lieblingsspiel. Es war eine Idylle, die Rainer in diesem Moment so fern und irreal schien, dass er sich fragte, ob sie überhaupt je stattgefunden hatte.
    »Dieses Band, Manuel Ortega, und diese Karte sind der unwiderlegbare Beweis. Du hast dich entschlossen, nicht mehr
länger der Gemeinschaft der Menschen anzugehören.« Captain Blackwell ließ das Band und die Karte los. Der Wind erfasste die beiden Gegenstände und trug sie über Bord. Innerhalb weniger Augenblicke waren sie zwischen den Wellen verschwunden. Blackwell räusperte sich. »Deinem Wunsch soll entsprochen werden. Die Gemeinschaft der Menschen wird dich aus ihrer Mitte entlassen. Hast du noch etwas zu sagen, Manuel Ortega?«
    Der Matrose versuchte sich aufzurichten. Er öffnete den Mund, sagte etwas, aber es war nicht zu hören, denn er hatte kein Mikrofon, und der Wind trug seine Worte davon. Er sah nach rechts, wo sich seine Kameraden versammelt hatten - jene Kameraden, von denen mindestens einer ihn verraten haben musste -, und versuchte Blickkontakt aufzunehmen. Die Matrosen sahen zu Boden. Sein Kopf ruckte herum, zu den Passagieren. Rainer hielt seinem Blick stand. Er war der Einzige neben Leclerc, der den Matrosen nicht mit einem Blick der Verachtung strafte. Wieder schrie der

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