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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Vernehmung teilnahm?
    Als niemand etwas sagte, fuhr Siukovich fort: »Ich habe bei meiner Verhandlung längst alles gesagt. Ich habe mich geirrt, ich habe Dinge getan, die ich nicht hätte tun sollen. Ich habe an den Idealen der USAA gezweifelt, und schließlich habe ich mich sogar auf die Seite der Alienisten geschlagen. Ich habe mich den Menschheitsverrätern der Human Company angeschlossen. Das alles ist richtig. Aber ich habe schließlich meine Irrtümer erkannt und mich von der Company losgesagt.
Wäre mir nicht das Kerosin ausgegangen, hätte ich der USAA eine nagelneue Hungbao als Geschenk überbracht. Singapur-Hightech, nach der sich Homeworld Security alle Finger ableckt.«
    Siukovich spielte auf das Flugzeug an, das er vor knapp eineinhalb Jahren der Human Company gestohlen hatte. Siukovich hatte ihr als Pilot gedient, als Flyboy, wie es die Company nannte. Von der Pazifikinsel Funafuti aus hatte er Patrouillen geflogen, mit dem Ziel, der US Alien Force Alien-Artefakte zu stehlen. Dann, eines Tages, hatte er eine Hungbao bestiegen, das schnellste Flugzeug der Company, allem überlegen, was die US Alien Force aufzubieten hatte, und war mit ihr losgeflogen. Er war nie nach Funafuti zurückgekehrt.
    »Ich bin geläutert. Ich bin unserer großen Nation dankbar. Hätte die US Alien Force mich nicht aus der offenen See gerettet, wäre ich ertrunken.«
    »So Ihre Aussage.«
    »So meine Aussage. Die mit den Fakten übereinstimmt.« Siukovich hatte sich die Angst weggeredet, sich auf einigermaßen sicheren Grund vorgearbeitet.
    »Zu der das Gericht erhebliche Zweifel äußerte.«
    Siukovich schüttelte den Kopf. »Es gab gewisse Unklarheiten. Aber die bezogen sich nicht auf meine Aussage, sondern darauf, dass sie nur teilweise nachprüfbar waren. Die Company verweigert die Kooperation mit den Gerichten der USAA. Hätten erhebliche Zweifel bestanden, hätte man mich zum Tode verurteilt. Aber das hat man nicht. Man hat mir eine Chance gegeben, mich zu bewähren. Und ich nutze sie nach Kräften.«
    »Ein merkwürdiger Zufall, dass Sie genau über dem Punkt aus der Maschine abgesprungen sind, an dem einige Wochen später die Alien-Insel an die Oberfläche getreten ist, nicht?«
    Es war Blitz. In den drei Tagen, die es gedauert hatte, Siukovich nach San Francisco zu schaffen, war sie kein einziges Mal mehr in Starre verfallen. Stattdessen war sie durch die
Stadt gewirbelt, hatte sich - ganz die aufgeregte Touristin - auf die Sehenswürdigkeiten gestürzt: die Golden Gate Bridge, Chinatown; sogar vor einem Tauchtrip zu den Resten von Fisherman’s Wharf hatte sie nicht zurückgeschreckt. Dann, nachdem sie ihren Spaß gehabt hatte - so schien es zumindest Rainer -, war sie an die Arbeit gegangen. Sie hatte die verspielten Kinderkleider, mit denen Mahmut sie im Überfluss ausgestattet hatte, der Zeltkirche neben dem Hotel gespendet - ihr kleiner, bescheidener Beitrag zum Armageddon, wie sie der verblüfften Aktivistin versichert hatte - und sich neu ausgestattet. Den Platz der orientalisch-übermütigen Farben nahm jetzt Grau in verschiedenen Tönen ein. Blitz hatte sich Erwachsenenkleider besorgt, schnörkellos und streng, und sie mit Mahmuts Geld anpassen lassen - auf eine Erwachsene, die zufällig nur einen Meter neununddreißig groß war. Rainer konnte sich nicht helfen, immer, wenn er sie jetzt ansah, kam es ihm vor, als trage sie eine Art Uniform.
    Siukovich musterte Blitz einige Sekunden lang, als überlege er, wie er sie behandeln sollte: als Kind oder Erwachsene. Dann hatte er sich entschieden. »Nein, daran ist nichts merkwürdig, Madam«, sagte er. »Guam ist nicht weit von dem Punkt entfernt, an dem ich abspringen musste. Guam war - damals zumindest - der größte Stützpunkt der US Alien Force in diesem Teil der Erde. Dass die Aliens später in der Nähe meiner Absturzstelle einen Stützpunkt errichten würden, konnte ich nicht ahnen.«
    »Ich zeige Ihnen etwas.« Blitz legte ihre nagelneue Aktentasche auf die Tischplatte und holte Papier, eine Schere, Buntstifte und Klebstoff daraus hervor. Wortlos und - in einer unpassend kindlichen Geste - mit der Zungenspitze zwischen den Zähnen, schnitt sie das Papier in zwei breite Streifen, klebte sie zu einer Schleife zusammen und machte sich daran, sie mit den Buntstiften zu bemalen.
    Siukovich verfolgte Blitz’ Bastelei schweigend. Er rutschte nervös auf der Bank herum, hörte aber wieder auf, als seine Ketten ratterten. Die Angst kehrte in seinen Blick zurück.

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