Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
weg und war wenige Augenblicke später eingenickt.
    Paul folgte ihrem Rat, doch trotz seiner Erschöpfung brauchte er lange, um einzuschlafen.
     
    Als die Kühle ihn wieder aus dem Schlaf riss, war es Nacht. Fahles Licht lag über der Lichtung. Es erinnerte an Mondlicht, war aber keines. Es ging von den Stämmen der gen-modifizierten Bäume aus - eine der menschenfreundlichen Verbesserungen des Walds. Kein Laut war zu hören. Die Designer des Waldes mussten in ihren Plänen keine Tiere vorgesehen haben. Und falls doch, hatten sie dafür gesorgt, dass sie sich still verhielten.
    Paul richtete sich vorsichtig auf. Die Aliens mochten eine
Wache eingerichtet haben. Aber niemand schoss auf ihn, niemand hielt ihn zurück. Überall um ihn herum lagen Schlafende. Aliens in Stellungen, ebenso grotesk wie ihre Bewegungen, Marita Kahman mit angezogenen Beinen, die Jacke über den Kopf gezogen, Wolf ein Fellknäuel ohne hinten und vorne. Und nirgends eine Wache.
    War es möglich? Paul drehte sich im Sitzen, zählte durch. Es war möglich. 49 Aliens. Schlafend, nein, bewusstlos. Die Körper holten sich die Schonung, die ihre Besitzer ihnen vorenthalten hatten.
    Es war ihre Chance. Paul rollte sich herum, tastete nach Marita Kahman. »Marita!«, flüsterte er, und seine Worte schienen ihm in der Stille wie ein Brüllen. »Wach auf!« Sie reagierte nicht. Er kroch ganz an sie heran, packte sie an der Hüfte, riss an ihr. »Marita, aufwachen!«, flüsterte er wieder, dieses Mal über der Stelle, an der er ihren Kopf vermutete. Sie rollte auf den Rücken, die Jacke rutschte ihr vom Kopf. Aber es war sinnlos. Sie wollte nicht aufwachen.
    Paul ließ von ihr ab, kroch zu Wolf. Er musste sich dazu überwinden. Wolf lag da wie ein Raubtier, das man besser in Ruhe ließ.
    »Wolf!«, flüsterte Paul. »Wach auf! Wir müssen hier weg!«
    Keine Reaktion.
    Paul kroch näher heran. Wolf roch muffig.
    »Wolf! Du …«
    Ein Stöhnen. Es kam von hinter ihm. Paul wirbelte herum und sah einige Meter weiter einen Alien, der sich im Schlaf unruhig hin und her wälzte.
    Es genügte. Er musste jetzt fliehen. Er durfte nicht zögern. Ausgeschlafen, im fahlen Licht der Bäume, fanden seine Gedanken endlich wieder zu ihrer üblichen Klarheit. Er durfte diese Gelegenheit nicht verpassen. Die Aliens, diese Aliens, würden sie töten, sobald sie ihre Nützlichkeit erschöpft hatten. Und das durfte nicht sein. Er durfte nicht sterben. Er hatte die Aliens auf die Erde geholt. Er hatte sie geholt, obwohl er wusste, dass die Aliens in einen Konflikt verwickelt waren,
in dem die Menschheit zerrieben werden konnte, ohne dass ihre Existenz überhaupt bemerkt wurde. Er hatte seiner Partnerin Ekin gesagt, dass es ihre einzige Chance war, die Aliens auf die Erde zu holen. Dass sie klüger sein mussten als die Aliens, dass die Menschheit einen Weg finden musste, ihren Konflikt nicht nur zu überleben, sondern einen Gewinn daraus zu ziehen. Und dass er alles tun würde, damit seine Worte in Erfüllung gehen würden.
    Nur Lebende konnten Versprechen halten.
    Paul wandte sich ab. Das Wesen, ohne dessen Gesellschaft er im Berg gestorben wäre, und die Frau, ohne deren Einsatz er jetzt noch im Berg sitzen und darauf warten würde, dass die Kälte das letzte Leben in ihm erstickte, blieben hinter ihm zurück. Er kroch zwischen den schlafenden Aliens hindurch. Er tat es eng gegen den Boden gepresst, bereit, sich schlafend zu stellen, sollte ein Alien aufwachen. Von Zeit zu Zeit hielt er neben einem Alien an und griff sich, was er brauchte: eine Wasserflasche, Verpflegungspacks und schließlich ein Gewehr. Ein G5. Eine unsinnige Wahl. Es war viel zu schwer und zu unhandlich für einen längeren Fußmarsch, und im Wald nützte ihm seine Reichweite nichts. Paul schlang es trotzdem über die Schulter. Er brauchte etwas, das ihm Mut einflößte. Etwas Vertrautes.
    Er kroch weiter. Ein einzelner Alien, eine Frau, lag noch vor ihm, dann begann der Wald und …
    Paul hielt an, als er den Alien passierte. Die Frau lag auf dem Rücken, Arme und Beine unmöglich angewinkelt. Der Stamm des Baums, unter dessen Krone sie schlief, erleuchtete ihr Gesicht.
    Es war Ekin.
    Sie sah schlecht aus. Die Uniform, die sie trug, war viel zu groß, betonte noch, wie ausgezehrt sie war. Ihr Gesicht war verschmiert, mit Dreck oder Blut oder beidem. Sie schlief fest.
    Paul hätte sie am liebsten in seinen Armen geborgen. Er hatte Ekin noch sie so schwach gesehen, so verletzlich, so verloren. Sie brauchte

Weitere Kostenlose Bücher