Alien Earth - Phase 3

Songe, die mit ihm vor langer Zeit in der unterseeischen Stadt auf der Alten Welt gelebt hatte, nicht die ungeduldige, in ihre Aufgaben verbohrte Songe der Neuen Welt.
    Atsatun blökte wieder. Sorgal ging zu ihm und murmelte dabei: »Keine Angst, ich bin ja da. Gleich wird es wieder gut.« Sorgal hatte die Gewohnheit, mit den Tieren zu sprechen. Sie ahnte nicht, dass viele der Tiere, nach denen sie sah, keine Tiere waren.
    Atsatun wälzte sich, hielt der Schwester seinen Bauch entgegen. Blut floss aus einer Wunde. Einer der anderen Seelenspringer hatte sie Atsatun beigebracht.
    Sorgal beugte sich über das, was sie für ein verletztes Tier hielt. »Das ist ab…«

    Sie brach ab, als Atsatun hochschnellte und sich an die Schwester klammerte.
    »Jetzt!«, brüllte er. »Kommt!«
    Zwanzig Seelenspringer stürzten auf das Knäuel von Haarigem und Schwester, schlossen es ein. Sie hielten einander fest, zogen sich immer enger zusammen, bis sie Atsatun und die Schwester zu erdrücken drohten. Pasong blieb die Luft weg, seine Lungen brannten.
    Er spürte die anderen Seelenspringer, spürte ihre Leiber und Seelen.
    Er spürte Atsatuns Seele und die Sorgals.
    Er spürte, wie Atsatuns Seele Anlauf nahm.
    Pasong hörte sich schreien, hörte, dass sein Schrei nur eine Stimme unter vielen war.
    Und Atsatun sprang. Seine Seele löste sich vom Körper des Haarigen. Sie glitt in den der Schwester, verdrängte Sorgals Seele mit einem einzigen Schwung.
    Sorgal schrie auf, gepeinigt, aber dann ging ihr Schrei in Triumph über. Atsatun hatte es geschafft, seine Seele lebte in der Schwester weiter.
    Das Knäuel der Seelenspringer wich einen Schritt zurück. Atsatun kletterte aus ihrer Mitte heraus und ließ seinen alten Körper, sein altes Leben zurück.
    Verwirrtes Blöken kam aus der Mitte des Knäuels. Es kam von Sorgal, die sich im Fleischtier wiederfand und nicht wusste, wie ihr geschah.
    Ihr Blöken ging in schrille Schmerzensschreie über, als die Seelenspringer sie bei lebendigem Leib zerrissen. Sie durfte nicht leben, sie hätte die Seelenspringer verraten. Ihr Tod, der eines Fleischtiers, würde niemanden kümmern. Es kam vor, dass die Haarigen einander töteten, ohne einen ersichtlichen Grund.
    Pasong wusste, dass er diese Schreie noch oft hören würde.
    Er war der Preis dafür, dass sie, die Seelenspringer, lebten.
    Der Preis für die Unsterblichkeit.

    Eine neue Welt lag vor ihnen. Ihre Welt. Jahrtausende hatte die Reise der Seestern dorthin gedauert.
    Doch die Welt war grau - und sie gehörte nicht ihnen.
    Atsatun, unbestrittener Kommandant der Seestern , war fassungslos. Zum ersten Mal, wie Pasong glaubte.
    Vor ihnen drehte sich die Welt, auf die die Erbauer der Seestern über viele Lichtjahre hinweg gezielt hatten. Sie hatten ihre Arbeit gut gemacht. Der vierte Planet der gelben Sonne trug Leben. Es gab dort Sauerstoff und Stickstoff, Wasser in ausreichender Menge und verträgliche Temperaturen.
    Und doch waren die Erbauer, und mit ihnen die Seelenspringer, gescheitert: Dieser Planet glich demjenigen, den sie vor langer Zeit hinter sich gelassen hatten. Er war grau, eine Wüste aus Beton und Stahl.
    »Wie kann das sein?«, fragte Atsatun immer wieder. »Wie kann das nur sein?« Er lebte jetzt im Körper eines Bruders. Es war ein großer Bruder, der jeden anderen an Bord überragte. Der wievielte war es? Pasong vermochte es nicht zu sagen. Atsatun war ungeduldig. Er wechselte den Körper auf eine Laune hin, und an Auswahl war kein Mangel. Die Seestern gehörte schon seit langer Zeit den Seelenspringern. Sie gestatten einer gewissen Zahl gewöhnlicher Brüder und Schwestern zu existieren, um aus ihrer Brut zu wählen. Die wenigen Schlüpflinge, denen die Gabe des Seelenspringens gegeben war, nahmen sie in ihre Reihen auf, die übrigen stellten den Seelenspringern Körper, um ihre Unsterblichkeit zu garantieren - und einige durften sich fortpflanzen, um neue Körper und Seelenspringer hervorzubringen.
    Atsatun steuerte das Weltenschiff in den Orbit um die graue Welt. Ihr Anblick schmerzte Pasong. Er hatte auf ein neues Leben auf einer neuen Welt gehofft. Einer Welt, die größer war als die enge Seestern .
    Ein Funkspruch vom Planeten erreichte sie. Der Sprecher war ein Bruder, aber seine Haut war fleckig, seine Augen winzig, und sie lagen ungewöhnlich tief in den Höhlen.

    »Ich beglückwünsche euch zu eurer gelungenen Reise«, sagte der Bruder von der grauen Welt. »Wir werden in Kürze Fähren mit Technikern auf euer