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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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als er sah, was mit Rodrigo geschah, hielt er die Bewegung auf halber Höhe an.
    »Noch mal!«, stöhnte Rodrigo. »Es ist noch nicht genug. Ich muss am Sterben sein, sonst glauben sie uns nicht!«
    »Wie du willst.« Hero führte die Bewegung zu Ende, und die Stange grub sich ein zweites, drittes und viertes Mal in die Eingeweide der Ana .
    Rodrigo verminderte sich bei jedem Schlag. Seine übermenschlichen Sinne fielen von ihm ab, bis er nur noch von der Ferne hörte, bis Hero eine pixelige Figur war, ein schwarzer Schatten in einer Welt, die jede Farbe verloren hatte, und der Schmerz nur mehr ein Nachhall, ein letzter Beweis dafür, dass er noch am Leben war.
    »Genug!«, brachte Rodrigo hervor. »Raus jetzt!«
    Hero ließ die Stange fallen und rannte zur Schleuse der Ana . Rodrigo folgte ihm, ein flackender Geist, der jeden Augenblick zu erlöschen drohte.
    Das äußere Schleusentor öffnete sich. Hero sprang auf den Boden der Halle und brüllte: »Hilfe!«

    Der Roboter, der seit ihrer Rückkehr von der Audienz beim Bewahrer reglos in der Halle stand, erwachte zu mechanischem Leben.
    »Hilfe, er stirbt!«, brüllte Hero und rannte auf den Roboter zu.
    Rodrigos Projektion folgte ihm. Jeder Schritt kostete ihn unerhörte Anstrengung, jede Anstrengung schlug sich in seiner Projektion nieder, die schlurfend vorankam, als halte ein unsichtbarer Sumpf ihre Füße fest.
    Der Schnabel des Roboters öffnete sich. »Was ist mit ihm?«, fragte er Hero. Er war einer der gewöhnlichen Arbeiter Xanadus, eine grobe Nachahmung seines Herrn mit beschränktem Horizont.
    »Das siehst du doch: Er stirbt!«
    »Ich sehe eine Projektion. Eine Projektion kann nicht st…«
    »Das ist eine Äußerlichkeit«, unterbrach ihn Hero. »Ein Symptom. Sein Körper stirbt.«
    »Was bedeutet schon ein Körper?«
    »Ein unersetzliches Leben, das verloren geht. Du musst ihn…«
    Hero brachte den Satz nicht zu Ende. Ein zweiter Roboter betrat die Halle. Es war der Oberste Bewahrer, der höchste Diener des Bewahrers. Wie ein Krokodil rannte er watschelnd auf seinen vier Flossenhänden auf sie zu.
    »Gut, dass du kommst!«, begrüßte ihn Hero. Jede Nervosität schien jetzt, da sie endlich handelten, von ihm abgefallen. Oder, fragte sich Rodrigo, waren seine Sinne bereits so weit reduziert, dass er Heros Nervosität nicht mehr wahrnehmen konnte? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass der Schmerz in ihm abgestorben und einer Taubheit gewichen war, die ihm weit größere Angst hätte einflößen sollen, es aber nicht tat. Das war es schließlich, das ihm Angst machte. Er starb. Nicht mehr lange, und er würde erlöschen. Er war nur noch eine Kerzenflamme.
    »Die Ana , unser Schiff, hat einen Defekt. Sie kann Rodrigo nicht mehr aufrechterhalten.«

    »Das ist unwahrscheinlich. Euer Schiff beruht auf der Technologie der Bewahrer.« Sein Schnabel war auf derselben Höhe wie Heros Kopf.
    »Es wurde nicht von Bewahrern gebaut. Komm, sieh es dir an!«
    Hero rannte zurück zur Ana . Der Oberste Bewahrer folgte ihm.
    »Sieh!«, forderte Hero den Roboter auf. Er führte ihn zu der Stelle im Schiff, an der Rodrigos Körper an der Bordwand hing. Eingerastet mit der Rückenplatte, die die Seelenspringer ihm auf seinen Wunsch eingepflanzt hatten, was ihn zu mehr und gleichzeitig zu weniger als einem Menschen machte.
    Rodrigo verfolgte, wie sein alter Menschenkörper um sich schlug. Arme und Beine wirbelten durch die Luft, schlugen hart gegen die Bordwand. Der Kopf hing nach vorne, das Kinn auf die Brust gestützt. Als der Bewahrer-Robot vor dem Körper stehenblieb, ruckte sein Kopf hoch. Rodrigo schlug gegen den Stahl, und als sein Kopf wieder nach vorne sank, klebte Blut an der Bordwand.
    Rodrigo verfolgte es ohne Beteiligung. Er starb, ja, aber die Qualen dieses Körpers waren seit langer Zeit nicht mehr die seinen.
    »Was ist mit ihm?«, fragte der Roboter.
    »Unsere Bordsysteme versagen. Er kann ohne sie nicht mehr leben. Er wird sterben, wenn wir nichts tun!«
    »Ja. Wieso sagst du mir das?«
    »Wieso bist du so schnell hierhergekommen?«, hielt er dem Roboter vor.
    »Ich habe eine Störung festgestellt.«
    »Diese ›Störung‹ ist der Todeskampf meines Freundes. Hilf ihm!«
    »Der Bewahrer hat mir keinen Auftrag dazu gegeben.«
    »Dann sag ihm, was mit meinem Freund geschieht.«
    »Er ruht, ich kann ihn nicht stören.«
    »Dann lass ihn ruhen!« Hero rollte mit den Augen. Tränen rannen über seine Wangen. »Aber denk daran, was der Bewahrer
mir und meinem

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