Alien Earth - Phase 3
Freund aufgetragen hat! Wir sollen bleiben. Er hofft, dass wir ihm etwas Neues bieten können.«
»Ja.«
»Ein Toter kann ihm nichts mehr bieten.«
»Du lebst. Du bist unabhängig von dem Schiff.«
»Aber nicht von ihm.« Hero zeigte auf Rodrigos Körper. »Stirbt er, werde ich auch bald sterben. Menschen sind nicht für die Einsamkeit geschaffen. Was wirst du dem Bewahrer sagen, wenn seine nächste Stunde gekommen ist und er nach den Menschen verlangt? Oder er womöglich seinen Tag mit ihnen verbringen will?«
Der Roboter schwieg einen Augenblick. »Was kann ich tun?«, fragte er dann.
»Sein Körper braucht Anschluss. An das Schloss.«
»Das kann ich nicht gestatten. Der Bewa…«
»Der Bewahrer würde es gestatten. Er hat Gefallen an uns gefunden. Willst du ihn lieber doch aus der Stasis holen und ihn fragen?«
»Nein.«
Der Roboter wandte sich ab, trat vor den Körper und löste ihn mit einem Ruck aus der Wandverankerung. Rodrigo spürte weder die Berührung noch Schmerz. Er verfolgte, wie der Roboter seinen Körper davontrug, durch die Schleuse und … plötzlich war Schwärze.
»Rodrigo!«, hörte er Hero schreien. »Nein, nicht!«
Rodrigo wollte antworten, aber er besaß keinen Mund mehr, durch den er hätte sprechen können.
»Rodrigoooooooooo …«
Heros Stimme verhallte. Es war still. Dunkel und still. Rodrigo schwebte in der Dunkelheit.
Dann fiel er …
… fiel …
… fiel …
… schneller und schneller …
Er fror. Er spürte seinen Körper nicht mehr. Er spürte sich selbst nicht mehr.
Er starb …
… starb …
… starb …
… und eine Hand ergriff ihn. Sie war warm, sie war stark. Sein Sturz endete. Die Hand zog ihn mit einem Ruck hoch, und für einen Augenblick sah Rodrigo in das Gesicht seines Retters. Es gehörte einem Schwarzen. Es war Pasong. Die Hand ließ Rodrigo los. Pasong lächelte, neigte den Kopf, als verbeuge er sich dankend, sein Gesicht zerfloss, das Licht kehrte zurück, überstrahlte das, was vom Gesicht des Aliens verblieben war, und …
… und Rodrigo lebte.
Er lebte im Schloss des Bewahrers. Es gehörte ihm. Er war das Schloss. Xanadu. Er war Xanadu. Rodrigo war riesig. Endlos. Und er wuchs. Rodrigo besah sich die Welten, die in ihm existierten. Er fühlte sie. Sie waren perfekt. Er erlaubte sich, ihre Pracht für einige Augenblicke zu genießen - und wurde ihrer bereits müde. Sie waren leer, ihnen mangelte das Entscheidende …
Rodrigo wandte sich von den Welten in ihm ab und kehrte an den Punkt zurück, an dem seine neue Existenz begonnen hatte. Er sah den Körper, den er zurückgelassen hatte. Er war tot. Er hing schlaff an der Wand, gehalten von der Verankerung, die Rodrigo den Sprung in seine neue Existenz ermöglicht hatte. Sein Blick war gebrochen.
Hero, sein Gefährte aus der früheren Existenz, klammerte sich an das leere Gefäß, als besäße es irgendeine Bedeutung. Er wimmerte, flüsterte immer wieder Rodrigos Namen. Hero glaubte, sie wären gescheitert. Er wusste nicht, dass es keinen Grund zur Trauer gab. Nur zur Freude, unendlicher, übermenschlicher Freude.
Rodrigo wollte nicht, dass sein Gefährte litt. Er erinnerte sich an Leid, er hatte in seiner früheren Existenz zu viel davon ertragen. Er gab dem Obersten Bewahrer einen Befehl.
Der Roboter trat an Hero heran, legte ihm in einer Geste, die Rodrigo ihm eingegeben hatte, tröstend eine Flossenhand
auf die Schulter und sagte: »Der Bewahrer will euch sehen.«
Hero reagierte nicht. Er war zu sehr in seiner Trauer gefangen. Der Roboter nahm die zweite Flossenhand zu Hilfe und zog Hero mit sanfter, aber unwiderstehlicher Gewalt von der Leiche weg. Der Roboter löste die Leiche aus der Verankerung und sagte: »Komm. Wir dürfen den Bewahrer nicht warten lassen.« Als Hero ihm nicht folgte, zerrte er den Menschen mit sich.
Rodrigo überließ es dem Roboter, den Weg zu dem Bewahrer zu finden, und eilte ihnen voraus.
Er fand den Bewahrer in Stasis. Es war dasselbe Wesen wie jenes, das Rodrigo in seiner vorherigen Existenz aufgesucht hatte. Doch Rodrigo, der mit Xanadu verschmolzen war, sah ihn in neuem Licht. Er wusste, dass dieses Wesen Millionen von Jahren alt war. Er wusste, dass es von dieser Zeit nur einen verschwindend geringen Bruchteil außerhalb der Stasis verbracht und tatsächlich gelebt hatte. Zählte man diese Zeit, war das Wesen keine vierzig irdischen Jahre alt. Siebenunddreißig von ihnen hatte es als gewöhnlicher Sterblicher verbracht, bevor es zu einem Bewahrer
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