Alien Earth - Phase 3
gab nicht viel auf Geplauder, und was die Stadt anging, so hatte er sie schon mehr als einmal brennen sehen. Mehr noch: Einiges sprach dafür, dass er sie selbst schon mehr als einmal mit angezündet hatte.
»Sie wissen gar nicht, wie sehr ich mich auf diesen Augenblick gefreut habe!«, schwatzte al-Shalik und glitt geschmeidig zurück auf eines der roten Samtkissen, die er für sich und seine Gäste hatte bringen lassen. »Es ist mir eine große Ehre, Sie als meinen Gast begrüßen zu dürfen.«
»Ganz meinerseits«, entgegnete François.
Es war das zehnte Mal, dass al-Shalik ihm - meist in weit ausschweifenderen Floskeln - seine Hochachtung gezollt hatte. Und es war das zehnte Mal, dass François ihm höflich, aber
unverbindlich geantwortet hatte. Und er dabei die Fragen, die ihm auf der Zunge lagen, heruntergeschluckt hatte: Wer, zum Teufel, sind Sie eigentlich? Was haben Sie mit mir vor?
In der Stadt schoss eine neue Stichflamme hoch, gefolgt von einem Donnerschlag und lang anhaltendem Rumpeln. François verfolgte, wie eine Handvoll Gebäude in der Glut zusammensackten, als hätte man ihnen den Grund unter den Fundamenten weggezogen.
Mahmut al-Shalik nahm einen langen Schluck aus seinem Glas und schnalzte mit der Zunge. »Sie sind wütend.« Mit »sie« meinte er die Marines, als gehörten er und seine Jungs nicht zu ihnen, trotz ihrer Alien-Force-Uniformen. »Bald ist es vorüber.«
François sagte nichts. Mit einem Heulen, das weit über das Meer trug, bohrten sich zwei unbemannte Drohnen senkrecht in den Grund und explodierten. Häuser stürzten in sich zusammen.
»Ich sehe, Ihr Herz ist schwer.« Al-Shalik seufzte. »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: Nehmen Sie es sich nicht so zu Herzen. Ihre Aufgabe hier war längst beendet. Dort brennt nur eine leere Hülle, die ihren Dienst getan hat.«
»Sie wissen nicht, wovon Sie reden.« Tränen schossen François in die Augen. Merkwürdig, er hatte Freetown nie ausstehen können. Es war Jans Idee gewesen. Ihm selbst war Freetown zu laut gewesen, zu unberechenbar, zu hässlich. Und jetzt …
»Täuschen Sie sich nicht. Ich …« Ein Summen unterbrach al-Shalik. »Sie entschuldigen?« Er setzte eine Datenbrille auf und ging einige Schritte zum Bug des Boots, um das Gespräch anzunehmen.
François rückte an Eustace heran. »Ich habe keine Ahnung, was dieser Irre darstellen soll, aber wir müssen weg hier!«, zischte er. »Sonst …«
Al-Shalik schnitt ihm das Wort ab. »Das war General Woodhouse«, verkündete er. »Die Eroberung Freetowns ist abgeschlossen. Er benötigt meine Jungs nicht mehr länger, um die
Küste zu sichern. Wir können ablegen.« Al-Shalik klatschte in die Hände. Der Motor des Boots, der in niedriger Drehzahl vor sich hingewummert hatte, heulte auf. Mit einem Ruck, der François tief in die Kissen drückte, beschleunigte es.
»Wohin fahren wir?«, fragte François. Er musste brüllen, um den Motor zu übertönen.
»Wohin wohl?« Mahmut al-Shalik lachte übermütig. »Ein Leben ist zu Ende gegangen. Und jedes Ende ist ein neuer Anfang, auch wenn es Ihnen im Augenblick schwerfällt, es zu akzeptieren. Alles, was ich tue, ist, Sie so schnell wie möglich dorthin zu bringen.« Er verbeugte sich. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen? Der Wellengang vor der Küste ist nicht zu verachten, ich werde meinem Steuermann beistehen.« Ohne zu schwanken, als existierten für ihn nicht die Sprünge, die das Boot auf den Wellen absolvierte, ging al-Shalik zu dem Steuermann und schlang seinem Ebenbild einen Arm um die Hüfte.
François gab dem Druck der Beschleunigung nach, ließ sich in das Polster seines Sitzes drücken und verfolgte, wie die brennende Stadt hinter ihnen zurückblieb und schließlich hinter dem Horizont verschwand. Beinahe im selben Moment setzten die Sprünge aus, das Brüllen des Antriebs senkte sich zu einem regelmäßigen Wummern - und das Boot flog . François stand auf, hielt sich an der Haltestange fest, die unter dem Panzerglas verlief, und blickte nach unten. Die Stummelflügel waren ausgefahren, und aus den Flügeln selbst waren zwei Propellertriebwerke ausgefahren, die das Boot in geringer Höhe - vielleicht fünf, vielleicht zehn Meter, es war schwer zu schätzen - über das Meer dahintrugen.
Al-Shalik trat neben François, sichtlich zufrieden über das Staunen seines »Gastes«. »Beachtlich, nicht?«, sagte er. »Ihre Alien-Freunde sind nicht die Einzigen, die sich darauf verstehen, Fliegende Fische zu bauen!« Er
Weitere Kostenlose Bücher