Alien Earth - Phase 3
dich beschützt?«
»So gut er konnte.«
Melvin hatte alles für Diane getan - nachdem er ihr Leben ruiniert hatte. Dianes Eltern hatten eine Neo-Tabak-Plantage
in der Nähe von Richmond besessen, waren Teil des neuen Geldadels im Süden gewesen. Aufgeklärte, weltoffene Geister. Sie hatten darauf verzichtet, ihre Arbeiter amtlich zu versklaven, hatten es vorgezogen, ihnen großzügig Kredite zu gewähren, bis die Arbeiter selbst, ihre Kinder und Kindeskinder durch das unzertrennliche Band der Verschuldung an die Plantage gekettet waren. Es war ein System, das Sklaverei oder Häftlingswirtschaft haushoch überlegen war. Nach au ßen hin gab es den Anschein von Freiheit. Und alle Beteiligten, am entschlossensten die Versklavten selbst, sorgten dafür, dass der Schein gewahrt wurde. Der Schein war alles, was sie noch besaßen. Diane würde in diesem Augenblick auf der Veranda ihrer Villa sitzen, den Arbeitern beim Schuften zusehen und Southern Comfort mit Eis schlürfen, wären der Ekel und ihre Ideale nicht eine Nummer zu groß gewesen - und wäre sie nicht in Melvin gerannt, der ihrer Wut eine Richtung gegeben hatte.
»Du hast ihn verloren?«, fragte Atsatun.
»Ja.«
»Und jetzt trauerst du ihm nach, was? Bist traurig. Sehnst dich nach ihm. Und manchmal malst du dir aus, wie es wäre, wenn Melvin und du die Chance gehabt hättet, ein anderes Leben zu führen?«
Diane überlegte. Ein anderes Leben? Sie konnte es sich nicht vorstellen. Nur … »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, kein anderes Leben. Ein besseres Leben, das vielleicht.«
»Was meinst du damit?«
»Erfolg. Einen winzigen Fetzen Erfolg. Etwas, woran man sich festhalten kann, wenn es zu Ende geht. Ich glaube immer noch, dass wir es hätten schaffen können … die Leute begannen auf uns zu hören. Das Pendel schwang zurück, wenn auch nur ganz langsam. Vier Jahrzehnte lang hatte man den Leuten von der Glorie der Weltmacht erzählt. Die Vereinigten Staaten von Amerika und Arabien. Erzfeinde würden zu Freunden, alles würde gut werden. Nur bis es so weit wäre, müssten die Bürgerrechte beschnitten werden. Im Dienst der
guten Sache. Aber die Leute wurden der guten Sache müde. Sie wurden unruhig. Sie hätten sich erhoben, bestimmt. Dann jedoch kamen die verfluchten Aliens, und mit einem Schlag war es aus. Ungeheuer aus dem Weltraum - dagegen kam nichts an.«
»Wie furchtbar!« Atsatun fing an zu heulen. Diane schwamm auf sie zu, nahm sie in die Arme. Ein Teil von ihr schrie auf - was war nur los mit ihr? -, aber der Aufschrei blieb ein Flüstern. Zwei Menschen alleine im Meer. Wenn sie nicht zueinander hielten, wer dann?
»Nicht furchtbar«, flüsterte sie dem Mädchen zu. »Nicht furchtbarer als das Leben an sich. Wir müssen damit klarkommen. Ich habe es geschafft, und du wirst es auch schaffen.«
Diane spürte, wie Atsatun sich straffte. »Und wenn du Melvin findest, was dann?«
»Ich w…«
Die Wärme in Dianes Magen wurde zu einem Glühen. Übergangslos, als flamme in ihrem Innern eine Fackel auf. Diane stöhnte, krümmte sich zusammen. Wie aus weiter Ferne hörte sie Atsatun brüllen: »Diane! Was ist? Was hast du?« Das Glühen verging. Diane stöhnte - und im selben Moment stülpte sich ihr Magen von innen nach außen. Diane kotzte. Das Erbrochene prallte gegen die Innenseite des Helms, spritzte ihr über das Gesicht. Ein Teil sackte zurück, in die Speiseröhre, in ihre Luftröhre. Diane keuchte und …
Hände packten sie, Finger bohrten sich in ihre Hüfte. Diane spürte, wie sie weggezerrt wurde. Sie sah Helligkeit durch die wenigen Stellen des Helms, die nicht mit Erbrochenem bedeckt waren. Sie röchelte, bekam keine Luft. Sie wand sich, aber die Hände ließen sie nicht los. Diane spürte, wie ihr Oberkörper aus dem Wasser schoss wie ein Korken. Grelles Tageslicht blendete sie. Ihr Helm klappte auf. Salzige Seeluft, Kälte und Meerwasser stürzten über sie herein. Sie beugte sich vor und hustete und hustete und hustete. Atsatun hielt sie fest.
Als Diane wieder Luft bekam, fragte Atsatun: »Was war das?« Ihre Augen waren vor Schreck geweitet.
»Nichts weiter. Mir ist nur schlecht geworden. Unter dem Wasser ist eben auf die Dauer kein guter Platz für Me…«
Atsatun drückte Diane die Finger so fest in die Seite, dass sie aufstöhnte. »Erzähl mir keinen Mist! Du bist beinahe verreckt!« Sie löste eine Hand von Dianes Hüfte, strich mit einem Finger über den Halsausschnitt des Alien-Anzugs und hielt ihn Diane vor
Weitere Kostenlose Bücher