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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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war.
    »Hier?«, fragte Atsatun zurück. Sie schwammen am unteren Rand der Zwielichtzone, und das Meer war, wie es immer war. Über ihnen ein Grau, das die Helligkeit, die über ihnen herrschte, erahnen ließ. Und unter ihnen bodenlose Schwärze.
    Schwärze, in der ein Licht funkelte.

    »Dort unten!«, rief Diane. »Das muss es sein!« Noch während ihres Rufs erlosch Melvins Stern auf ihrem Display. Diane brauchte ihn nicht mehr. Sie war am Ziel. Dort unten wartete Melvin selbst auf sie. Sie steuerte in die Tiefe. Atsatun schloss rasch zu ihr auf, blieb an ihrer Seite.
    Der Punkt wurde größer, wurde zu einer mondgroßen Scheibe und schließlich zu einer Kuppel aus Licht, die sich über den Meeresboden spannte.
    »Das muss eine Stadt der Aliens sein!«, rief Atsatun. »Sie leuchtet wie mein Kokon!«
    Sie kamen neben der Kuppel auf dem Meeresboden auf. Ein Schubstoß von Dianes Anzug würde genügen, um sie in die Stadt zu befördern.
    »Hast du keine Angst?«, fragte das Mädchen. Atsatun selbst schien keine Furcht zu haben. Seltsam. An ihrer Stelle hätte Diane vor Furcht gezittert. Atsatun war Homeworld Security entflohen, dem neuen Verbündeten der Seelenspringer. Jetzt trennte sie eine Handbreit von einer Alien-Stadt. Sollte Atsatun sich nicht fürchten? Sie wollte das Mädchen fragen, aber der Gedanke entglitt ihr. Was machte es schon? Es ging um sie, Diane. Nur um sie.
    »Wovor sollte ich Angst haben?«, meinte Diane. »Sieh mich doch an! Ich fühle mich so gesund und stark wie seit langer Zeit nicht mehr. Der Krebs … ich spüre ihn nicht mehr. Er ist weg, Pasongs Pille hat ihn weggezaubert - und das, nachdem ich ein paar Dutzend Seelenspringer umgebracht habe! Die Aliens haben mich ziehen lassen. Sie sind nicht wie wir. Wieso sollten sie mir jetzt noch etwas antun? Komm!«
    Atsatun schüttelte den Kopf. »Nein. Das wäre falsch. Was jetzt kommt, ist dein Weg. Du musst ihn alleine gehen.«
    »Wie du willst. Mach es gut!« Diane wunderte sich, wie leicht es ihr fiel, von dem Mädchen Abschied zu nehmen. Atsatun hatte ihr mehr als einmal das Leben gerettet, war ihre Gefährtin geworden. Aber in diesem Moment erschien ihr Atsatun unwichtig, ein abgeschlossenes Kapitel ihres Lebens. Nur das, was nun kommen würde, zählte jetzt noch.

    Diane stieß sich ab und glitt durch die Mauer aus Licht.
    Die bleierne Schwere der Tiefsee fiel von ihr ab, machte einer merkwürdigen, befreienden Leichtigkeit Platz. Diane klappte den Helm ihres Anzugs zurück, atmete tief ein. Die Luft roch nach Harz, als stünde sie inmitten eines Walds. Tatsächlich, sie stand auf einem Felsen und blickte über ein weites Tal. Es reichte bis zum Horizont. Ein Fluss, der in der Sonne glitzerte, schlängelte sich über die Ebene, gespeist von Dutzenden von Zuflüssen. Wiesen und Wälder wechselten einander ab. Am Himmel kreisten Vögel.
    Was ist das für ein Land?, fragte sich Diane. Wo ist Melvin?
    Einer der Vögel hörte auf zu kreisen, flog direkt auf Diane zu. Er war groß, mindestens so groß wie sie selbst, aber Diane erwartete ihn ohne Furcht.
    Furcht … sie kannte den Begriff, aber er löste nichts in ihr aus. Er hatte seine Bedeutung für sie verloren.
    Der Vogel kam näher - und erwies sich als Mensch, der sich Flügel an Arme und Beine geschnallt haben musste. Der Vogelmensch landete auf dem Felsen.
    Es war ein Mann.
    Es war Melvin.
    Er sagte nichts. Er sah sie nur an und öffnete einladend seine Flügelarme.
    Diane rannte zu ihm, ließ sich in seine Arme fallen. Melvin fing sie auf, und als die Federn über Diane strichen, merkte sie, dass sie aus seinen Armen wuchsen.
    Melvin drückte sie fest an sich. Immer fester, bis ihr die Luft wegblieb. Dann stieß er sich mit seinen starken Beinen von der Kante des Felsens ab, und sie flogen dem Horizont entgegen.
    Diane schmiegte sich an Melvin, vergaß die Welt, die sie hinter sich gelassen hatte.
    Sie vergaß die Qualen, die ihr diese Welt bereitet hatte.
    Sie vergaß den Krebs, der sie auffraß.
    Als sie und Melvin den Horizont berührten, vergaß Diane sich selbst.

    Atsatun wartete einige Minuten, bis er sicher war, dass die Menschenfrau wirklich tot war. Dann löste der Alien den Griff seiner Arme, mit dem er sie festgehalten hatte, und öffnete ihren Helm. Wasser schoss in den Anzug, spülte über die Augen der Leiche, die ins Leere blickten.
    Der Alien zog der Menschenfrau den Anzug aus und machte sich auf den Weg. Die Leiche ließ er in der Tiefsee zurück. Sie war nur eine

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