Alien Earth - Phase 3
nicht übergeben. Der Krebs brach sich einen neuen Weg. Eine Faust packte ihren Darm, schüttelte ihn und quetschte seinen Inhalt aus. Diane hatte dem nichts entgegenzusetzen. Durchfall brach aus ihr heraus, und ein kurzer Augenblick der Erleichterung kam und ging wieder, als der Gestank in ihre Nase drang.
Sie hatte sich in die Hose geschissen. Mit einer Gewalt, die das Sanitärsystem des Anzugs überfordert hatte.
Diane schämte sich. Und wurde wütend, unendlich wütend. Es ging zu Ende. Diane hatte sich niemals Illusionen hingegeben, was ihr Schicksal anging. Sie glaubte weder an einen Gott noch an ein Leben im Jenseits. Der Tod kam, sobald jemand den Aus-Schalter drückte. Als knipste man ein Licht aus. Eben noch lebte man, im nächsten Augenblick war es vorüber. Das war alles. Alles, worauf man hoffen konnte, waren ein paar gute Augenblicke vor dem Ausschalten. In ihrer eigenen Scheiße zu ersticken, zählte nicht dazu.
»Diane!« Atsatun schwebte vor ihr, ihre Augen schimmerten feucht. »Alles in Ordnung?« Das Mädchen wollte sie in die Arme nehmen. Diane stieß sie mit einer Kraft zurück, die sie selbst überraschte. Sie speiste sich aus dem Ekel vor dem, was aus ihr geworden war.
»Lass mich in Ruhe!«, brüllte sie das Mädchen an.
»Diane, beruhige dich! Bitte! Es ist nur eine Attacke. Du hast so viele Attacken überstanden, du steckst auch diese weg. Bestimmt! Atme tief durch. Entspann dich. Gleich wird es besser und …«
»Nichts wird besser! Ich krepiere! Also lass mich gefälligst in Ruhe!«
»Diane, du musst nicht sterben. Nicht so!«
»Was weißt du schon? Hau ab! Lass mich in Frieden!«
»Diane, denk doch nach! Du hast noch die Pille, die dir Pasong gegeben hat …«
»Nein.« Diane schüttelte sich. »Nein. Niemals!«
»Wieso nicht?«
»Weil ich diesen verdammten Aliens nicht traue, deshalb! Sie haben keinen Grund, gut zu mir zu sein. Nicht den geringsten, das kannst du mir glauben. Diese Pille ist eine Teufelei, ihre Art, sich an mir zu rächen.« Und die Pille zu schlucken hätte das Eingeständnis bedeutet, dass sie alleine nicht klarkam. Aber das behielt sie für sich.
»Und selbst wenn es so wäre? Überleg doch, Diane! Was hast du schon zu verlieren? Nichts! Du leidest, Diane! Die Schmerzen …«
»Was weißt du unschuldiges Mädchen schon von Leid und Schmerzen? Was schon? Hast du dein Zuhause zurücklassen müssen, weil du es nicht mehr ausgehalten hast?« Diane brüllte. Sie wusste, dass es ungerecht war. Atsatun konnte nichts für all das, aber es half nichts. Diane musste all die Wut über die Ungerechtigkeit ihres Schicksals herausbrüllen, sie auf jemanden richten. Und sie hatte nur Atsatun. »Weißt du, wie es sich anfühlt, wenn man sich den Rest seines Lebens nach dem Zuhause sehnt, das einen mit seiner Ungerechtigkeit in den Wahnsinn getrieben hat? Weißt du, wie es sich anfühlt, wenn sie dich für Jahre in eine Zelle sperren, die so klein ist, dass du dich niemals hinlegen kannst? Wie es ist, wenn sie dir eine Nummer geben und dich in ein Arbeitslager stecken und darauf warten, dass du endlich, endlich, endlich tot umfällst? Dich auf ein Schiff verfrachten und von da in
einen Zug mit Gittern, wo sie dich zusammen mit dem übrigen Dreck, den diese Erde nicht gebrauchen kann, durch die Gegend karren? Wie es sich anfühlt, dann das große Los zu ziehen - doppelt! -, sich plötzlich in der Südsee wiederzufinden, Aliens hinterherzujagen und sie schließlich zu finden, nur um im selben Moment todkrank umzufallen? Wie es ist, wenn die Aliens dir das Licht ausknipsen, damit du in einer besseren Zeit wieder aufwachst? Wie es ist, wenn du einen Augenblick später aufwachst und deine Kameraden auf dem Weg in den Orbit dir zwei Gewehre und Munition in die Hand drücken - und dir dazu ein Bild des einzigen Menschen, der dir jemals etwas bedeutet hat, vor die Nase halten und sich dann verpissen? Wie es sich anfühlt, ganz allein zehntausend Meter unter dem Meer in einer Schleusenkammer zu stehen und die Aliens, die dein Leben haben retten wollen, in Fetzen zu schießen? Weißt du es? Sag mir, weißt du es?«
Diane schwamm auf Atsatun zu, bereit, das Mädchen zu packen und es zu schütteln, bis es kapierte, dass es nichts kapierte. Aber sie tat es nicht. Diese Augen … Atsatuns Augen hielten Diane zurück. Die Augen des Mädchens blickten traurig, unendlich traurig. Wie die einer alten Frau, die zu viel Leid gesehen hatte, als dass sie noch länger leben wollte.
»Ich
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