Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch

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    - Postkarte, von fliegenden Händlern am 23. November 2066 im und um
den Golden Gate Park/San Francisco verkauft.
Geschätzter Absatz: > 400 000

KAPITEL 15
    Sie flogen in Luftfischen. Menschliche Flugzeuge waren den Smarties zu langsam geworden. Sie stellten sie vor Geduldsproben, die ihren neurobeschleunigten Sinnen ebenso überflüssig wie endlos erschienen. Die Smarties fegten im Stratosphärenflug um den Planeten, um sich am Ziel auf ihre Beute zu stürzen. Sie schlugen ein wie Blitze.
    Sie retteten Seelenspringer aus einem brennenden Shintō-Schrein auf der japanischen Insel Hokkaido, in den die Einwohner des Dorfes sie getrieben hatten. Die Smarties stürzten sich in die Flammen, als genössen sie ihre Wärme.
    Die Smarties drangen in die Abwasserkanäle von Buenos Aires ein. Sie trieben Hunderte von panischen Obdachlosen vor sich her, die sich in der Unterwelt der Stadt verkrochen hatten, und stießen schließlich auf ein Dutzend halb verhungerter Seelenspringer, die seit Monaten in der Kälte und Nässe ausgeharrt hatten.
    Die Smarties dezimierten Suchtrupps australischer Alien-Jäger, die die Gibsonwüste durchstreiften. Sie retteten Hunderte von Seelenspringern, die sich in die Wüste geflüchtet hatten und dort von einem Stamm Ureinwohner aufgenommen worden waren.
    Jede neue Mission war eine Herausforderung, jede neue Mission endete in einem Triumph. Melvin begleitete die Smarties, eng an den muskulösen Körper von 59b geklammert, begleitete sie in die Welt der Neurobeschleunigten, verfolgte, wie die Smarties ein um das andere Mal dem Rausch der Geschwindigkeit und Allmacht verfielen - und blieb au ßen vor.

    Die Neurobeschleuniger wirkten einwandfrei. Melvin schluckte die Pille. Die ersten Minuten geschah nichts. Dann setzte die Hitzewelle ein, die ihn bei lebendigem Leib zu verbrennen schien. Als sie schließlich wieder abebbte, trübte sich sein Blick für einen Moment, und Melvin fand sich in der beschleunigten Welt wieder. Der Welt, die er mit 59b und den übrigen Smarties teilen sollte. Doch es gab Momente, in denen er die gemeinsame Ebene verließ, seine Sinne so sehr beschleunigten, dass selbst die Smarties sich wie in Zeitlupe zu bewegen schienen. In diesen Momenten entging seinen Sinnen nichts. Und Melvin behagte nicht, was er sah.
    Er sah, wie eine Handvoll Smarties ausscherte, den brennenden Shintō-Schrein ignorierten und über die Dorfbewohner herfielen, die gekommen waren, um zuzusehen, wie die Aliens verbrannten. Abgetrennte Köpfe und Gliedmaßen flogen durch die Luft.
    Er sah, wie ein Smartie in einem Abwasserkanal flüchtende Obdachlose überholte, um vor ihnen mit seinem Körper den Kanal zu verstopfen. Die Obdachlosen ertranken, als das Wasser sich bis zur Decke staute.
    Er sah, wie Smarties sich in der australischen Wüste einen Spaß daraus machten, Suchtrupps von Alien-Hassern die Wasserflaschen zu stehlen. Die Smarties waren so schnell, dass die Menschen nicht mehr als Schemen wahrnahmen. Sie spürten einen Ruck, und ihre Flaschen waren verschwunden.
    Melvin gelang es nicht, die Erinnerungen an diese Szenen abzuschütteln. Immer wieder liefen sie vor seinem geistigen Auge ab, lange nachdem sich die Neurobeschleuniger in seinem Blut abgebaut hatten. Das waren nicht die Smarties, die er aus der Sklaverei von Homeworld Security gerettet hatte. Die Smarties, die Melvin gekannt hatte, waren sanfte Wesen gewesen, zärtliche Riesen. Nicht perfekt, nicht unfähig zur Gewalt - Melvin hatte die Todesschreie der Kommandantin Bettie Reeve nicht vergessen, die 59b vor ihrer Flucht von der Schürfstation vor der Küste Oregons umgebracht hatte -, aber
die Smarties hatten Gewalt nur als letztes Mittel eingesetzt. Damals.
    Melvin zog sich mehr und mehr in sich selbst zurück. Er wurde schweigsam, ging den Smarties aus dem Weg. Was blieb ihm sonst? Er war allein, ein einfacher Mensch. Die Smarties waren viele Tausende, und sie waren stark. Wenn es einem der GenMods einfiel, konnte er Melvin mit einem einzigen Schlag auslöschen. Melvin versuchte, sich vor den Missionen zu drücken. Es gelang ihm nicht. Ganz gleich, wo in Feuerland sich Melvin verbarg, 59b fand zielsicher sein Versteck und verstrickte ihn in das Schürfgeschirr, dessen Seile sich um seinen Körper spannten.
    Melvin bettelte den Smartie an, ihn zu verschonen. 59b hörte nicht auf ihn. Melvin beschimpfte ihn. Ein Schauer lief durch den tonnenschweren Körper des Smarties, doch er hielt nicht inne. Melvin