Alien Earth - Phase 3
er. »Was war das?«
Der Smartie blinzelte, als könne er nicht glauben, was er eben gehört hatte. »Wir haben es für dich getan.«
»Das ist nicht dein Ernst! Habe ich dir jemals gesagt, dass wir in einen taufrischen, glühenden Einschlagskrater springen und drauflosballern sollen?«
»Nein. Aber ich habe gespürt, wie entsetzt du warst. In England.«
England. Die Mündung des Humber, Immingham Dock. Die erfolgreiche Befreiung der Seelenspringer - und der Atompilz, den sie hinterließen.
»Was hat das hier mit England zu tun?«
»Du … du warst so traurig über die Bombe. Deshalb haben wir etwas Neues ausprobiert.«
»Keine Atombombe?«
»Nein. Aber es funktioniert nur, wenn wir früh genug eingreifen.«
» Was funktioniert nur früh genug?«
»Die Bewahrer-Robots zu vernichten. Die Seelenspringer sagen, sie müssen verbrennen, damit sie sich nicht vermehren können. Die Seelenspringer haben uns die neue Munition gegeben.«
»Wieso?«
»Ich habe sie darum gebeten. Es war nicht einfach. Sie machen sich Sorgen um uns. Du hast miterlebt, was es bedeutet, nahe heranzugehen. Die Seelenspringer meinen es gut mit uns. Sie wollen nicht, dass wir unsere Leben wegwerfen. Verstehst du?« Der Smartie beugte sich vor, stützte sein Gewicht auf die Arme. Sein großes, grobes Gesicht war auf einer Höhe mit Melvins.
Der Mensch sah dem Smartie direkt in die Augen. 59bs Augen flehten. Melvin wollte den Blick abwenden, den Smartie beschimpfen, ihn beleidigen, einfach irgendetwas tun, um seine Wut und Angst loszuwerden. Es gelang ihm nicht. Er konnte sich nicht von dem Blick befreien. Melvin kannte diesen Blick. 59b hatte ihn schon einmal so angesehen. Vor Monaten am Hydrate Ridge, als der Homeworld-Security-Häftling Melvin Siukovich den GenMod 59b auf der Flucht gestellt hatte. Der Smartie hatte gefleht und gewimmert.
Aus Angst vor Melvins Peitsche, auch. 59b hatte gewusst, welche Strafe ihn erwartete. Aber 59b hatte vor allem deshalb gewimmert, weil er gegen die Prägung gehandelt hatte, die ihm seine Schöpfer mitgegeben hatten: Smarties gehorchten Menschen und verehrten sie. Sie lebten nur, um ihnen zu dienen.
Aber die Seelenspringer hatten die Smarties von ihrer Prägung befreit. Wieso also sah ihn 59b so an? Wieso zitterte der Smartie, der Melvin mit einem Fingerschnippen hätte töten können? Wieso hatte er versucht, ihm, dem Menschen, zu gefallen?
Es gab nur eine Erklärung: Melvin war nicht das Maskottchen, für das er sich hielt. 59b sah zu ihm auf, wie ein Kind zu seinen Eltern aufsieht. Melvin erinnerte sich, wie er zu seinem eigenen Vater aufgesehen hatte. Wie er sich bemüht hatte, ihm zu gefallen. Wie weh es getan hatte, wenn es ihm - wie üblich - nicht gelungen war …
Melvin schluckte, dann sagte er: »59b, das ist … sehr aufmerksam von dir.« Die Worte klangen unbeholfen, auch in Melvins Ohren. Aber darauf kam es nicht an. Es kam nur darauf an, dass er etwas sagte. »Du kannst …«
Er kam nicht weiter. Die Augen des Smarties weiteten sich, als hätte jemand einen Stein in einen Teich geworfen, und nun breiteten sich die Wellen in Kreisen aus.
»59b! Was ist los mit dir?«
Die großen Augen des Smarties fixierten ihn. Melvin mutete es an wie ein stummer Schrei um Hilfe. Er war unerträglich laut.
»59b! Sag etwas! Was ist mit dir?« Er stürzte auf den Smartie zu, bekam die unteren beiden Arme zu fassen. Die Haut war merkwürdig heiß. Schweiß perlte 59b aus den Poren, verlieh ihr einen unnatürlichen Glanz.
»59b!«, brüllte Melvin. »Sag etwas, bitte! Hast du dich verletzt?« Melvin riss an den Armen. Sie waren so unverrückbar wie steinerne Säulen, die Muskeln straff gespannt. »Irgendetwas! Bitte! Du darfst nicht …«
Der Smartie gurgelte. Dann kippte er nach vorne, als plötzlich die Kraft aus seinen Armen schwand und sie unter seinem Gewicht einknickten. Melvin stieß sich ab, aber er war nicht schnell genug. Der Kopf des Smarties streifte Melvin und schmetterte ihn gegen die Bordwand. Melvin keuchte vor Schmerzen auf und rutschte an der Wand herunter zu Boden.
»59b! NEIN!«
Melvin kämpfte sich auf alle viere, kroch zu dem Smartie, umfasste den riesigen Kopf mit seinen Armen und sah 59b in die Augen.
Sie waren leer.
Eric Pinero erwartete sie in Feuerland.
Das Tor des Laderaums hatte sich gerade einen Spalt weit geöffnet, als der Arzt sich in den Luftfisch quetschte.
»Eric, hier!«
Melvin war unendlich erleichtert, den Arzt zu sehen. Und, einen Augenblick
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