Alien Earth - Phase 3
»Fester! So ist es gut.«
Pinero schlang die Arme um Melvin. »Ich zähle den Takt«, keuchte er. »Auf drei springst du, verstanden? Immer auf drei.«
»Eric, was soll das?«
»Sein Herz steht still. Wir massieren es, damit wieder Blut durch den Körper gepumpt wird. Es geht nicht anders. Das
Herz eines Smarties liegt tief in der Brust. Eine dicke Fettschicht schützt es. Das hier ist unsere einzige Chance, an es heranzukommen.«
»Wieso schickst du ihn nicht in die Stasis? Du kannst dich dann in aller Ruhe vorbereiten und …«
»Nein, keine Stasis!«
»Eric, das ist 59b!«
Pineros Finger gruben sich in Melvins Hüften. »Ich weiß genau, wer das ist, und ich schicke ihn nicht in den Tod. Nicht in diesen. Wir können ihn retten. Jetzt oder nie. Also?«
»Jetzt.« Melvin nickte hastig.
»Also auf drei!«
Sie sprangen.
Pinero stöhnte vor Anstrengung, aber der dürre Latino erwies sich als kräftiger, als Melvin es ihm je zugetraut hätte. Seine Umarmung war so fest, dass sie ihm um ein Haar die Luft abgedrückt hätte.
Nach einer Minute hustete 59b. Der Körper unter ihnen bebte.
»Weiter!«, keuchte Pinero. »Sein Herz braucht noch unsere Unterstützung!«
Sie sprangen weiter, bis 59b sich mit einem Schwall übergab.
»Genug jetzt. Genug.« Der Arzt hörte auf zu springen, ließ Melvin los. »Wenn es bis jetzt nicht funktioniert hat, wird es niemals funktionieren.« Pinero wirkte plötzlich erschöpft, niedergeschlagen.
»Was hast du?«, fragte Melvin. »Du hast ihn gerettet! Er lebt!«
»Er war tot. Sein Herz hat für Minuten zu schlagen aufgehört. Wäre er ein Mensch, hätte sein Großhirn jetzt ungefähr so viele intakte Synapsen wie ein Blumenkohl.«
»59b ist kein Mensch! Smarties können für Stunden die Luft anhalten, wenn sie es wollen. Er übersteht eine Viertelstunde, nicht?«
»Ich weiß nicht. Smarties können die Luft anhalten, wenn sie darauf vorbereitet sind. Sie reichern ihr Blut mit Sauerstoff
an, speichern zusätzlichen im Körper - und ihr Herz schlägt weiter, wenn auch sehr langsam. 59b war nicht vorbereitet. Sein Herz hat einfach aufgehört zu schlagen. Das be…«
»Melvin!« Es war die Stimme von 59b. Der Smartie hatte den Kopf etwas angehoben, in seinen roten, blutigen Augen stand wieder Leben - und noch mehr. Zufriedenheit? Verzückung? Was hatte der Atemstillstand mit seinem Gehirn angestellt?
Melvin sprang von der Brust des Smarties, barg seinen Kopf in seinen Armen.
59b lächelte breit. Er beherrschte keine andere Art des Lächelns, dazu waren seine Lippen zu dick. »Melvin«, sagte er. Seine Stimme war brüchig. »Ich habe sie erkannt. Endlich. Entschuldige, dass ich so von mir eingenommen gewesen bin.«
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, 59b. Was hast du erkannt?«
»Die Wahrheit.«
»Was meinst du damit?«
59b atmete rasselnd ein. »Du hast recht«, sagte er schließlich. »Dieser Krieg, den wir führen, ist nicht unser Krieg. Wir tun unrecht. Wir verlieren uns. Feuerland ist nicht das Gelobte Land, das wir gesucht haben.«
Der Smartie hob zwei seiner Arme. Die Schaufelhände griffen Melvin und hielten ihn fest. »Du bist unser Hirte, Melvin. Rette uns!«
Bewohner der Erde des Jahres 66,
wenn ich euch einen Tipp für die Zukunft geben darf: Vergesst das mit der Sonnencreme. Verkriecht euch. Verkriechen fördert das kurzfristige Überleben und leistet somit einen wichtigen Beitrag zum langfristigen Überleben unserer Art. Und die hat es nötig. Hier ist, wieso:
- Auszug aus »Everybody Duck and Cover!«, gepostet von User »Ducklings international« im AlienNet-Subforum /Sing-Sing-Sing am 13. Oktober 2066
KAPITEL 16
»Keine Alien-Tech, ich weiß.«
Mahmut al-Shalik lächelte entschuldigend. Er stand im ersten Morgenlicht am Rand des weiten Vorplatzes seines Schlosses und legte seinen Taucheranzug an. Er war cremefarben und hätte an die Kunstseidenanzüge erinnert, die er für gewöhnlich trug, wenn nicht die Dicke des Materials gewesen wäre.
»Aber dafür die beste Human-Tech, die zu bekommen ist«, fuhr al-Shalik in seinem Vortrag fort. »Entwicklung von Homeworld Security, von Tausenden Häftlingen unter härtesten Bedingungen erprobt - und von meinen Jungs verbessert. Erlaubt rasche Vorstöße bis in Tiefen von über 5000 Metern. Das Material verfestigt sich unter dem Wasserdruck zusehends, man könnte die Anzüge auch persönliche Mini-U-Boote nennen. Dadurch entstehen keine der Kompressions-/Dekompressionsprobleme, die mit
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