Alien Earth - Phase 3
Seine Stimme drang aus François’ Helmlautsprecher. Der Klang war so klar, als stünde der Ägypter neben ihm.
Mehrere Dutzende der Jungs schwärmten aus und öffneten Unterwasserkäfige, die sich wie ein Kranz um die Insel erstreckten. Dunkle Schatten schossen aus ihnen hervor. Einer von ihnen kam direkt auf François zu. »Nein! Weg von mir!«, schrie er auf. Er versuchte auszuweichen, aber der Schatten war schneller. Er sprang auf ihn zu, schwenkte im letzten Augenblick zur Seite. Eine Flosse klatschte gegen François’ Helm, fegte ihn zur Seite.
Al-Shalik lachte, als hätte einer seiner übermütigen Jungs ihnen einen Streich gespielt. »Keine Angst, er tut Ihnen nichts. Er will nur spielen. Sehen Sie!«
Der Steuerrechner des Anzugs brachte François in die Vertikale zurück, ließ ihn zu al-Shalik herumschwenken. Der Ägypter tollte mit dem Fisch herum, als handele es sich bei ihm um einen Hund. Doch der Fisch war größer als der Mensch und besaß ein riesiges Maul. Al-Shalik machte sich einen Spaß daraus, seinen Arm hineinzustecken.
»Was habe ich gesagt? Die Barsche lieben die Menschen!«
Al-Shalik spielte einige Minuten mit dem Fisch, dann stieß er ihn von sich. »Genug davon!«, verkündete er. »Wir haben heute noch eine Festung zu erobern. Abmarsch!«
Ein Torpedo, bemannt von zwei Jungs, kam auf sie zu. Sie nahmen al-Shalik und François in die Mitte. Kaum waren sie aufgesessen, kippte das Fahrzeug ab und stieß senkrecht in die Tiefe vor. Die übrigen Torpedos folgten ihnen, zwischen ihnen verstreut schwammen Barsche. Rasch blieb das Sonnenlicht hinter in ihnen zurück. Als völlige Dunkelheit sie umfing, schaltete François’ Taucheranzug automatisch auf Restlichtverstärkung und verwandelte die Welt in ein Sammelsurium von grünen Schemen.
»Die Todeszone«, kommentierte al-Shalik.
»Was soll das bedeuten?«
»Kein Wasseraustausch, kein Luftaustausch. Im See gibt es zwei Wasserschichten. Hier unten lebt nichts mehr. Kein Sauerstoff.«
»Was ist mit den Barschen?«
Al-Shalik lachte. »Sie kommen klar. Zumindest lange genug für unsere Zwecke.«
»GenMods?«
»Minimal. Die Prägung auf Menschen stammt von meinen Gen-Modulatoren. Der Rest ist Turbo-Evolution. Von Menschen ungestört.«
»Wie das?«
»Dieses Land ist noch nicht lange mein Wunderland. Vorher war es lange Zeit Niemandsland. Die Vorfahren dieser Barsche wurden vor hundert Jahren im Viktoriasee ausgesetzt. Sie sind Fressmaschinen. Sie würgen alles herunter: Fisch, Krustentiere, Insekten, Plankton, Plastiktüten, schwächere Brüder und Schwestern. So lange es am See Menschen gab, war ihre Population begrenzt. Die Menschen fischten die Barsche ab. Dann verschwanden die Menschen, und die Konkurrenz der Barsche untereinander kannte keine Grenzen mehr. Nur die Schnellsten überlebten. Diejenigen, die sich am schnellsten anpassten, in jede Nische vorstießen - wie in Gewässerschichten, die wenig oder keinen Sauerstoff enthalten.«
»Und was ist mit den GenMods, diesen Smarties?«
»Sie besitzen Kiemen und Lungen. Und sie können stundenlang die Luft anhalten, falls nötig.«
»Wie ist das möglich?«
»Ganz einfach: amerikanisch-arabische Wertarbeit.«
»Was haben Sie mit den Smarties vor?«
»Ihrem Leben den Zweck zurückzugeben, der ihnen zusteht: den Menschen zu dienen.«
»Was soll das bedeuten?«
Al-Shalik antwortete nicht. »Tausenddreihundert Meter!«, rief er seinen Jungs zu. »Bereit machen zum Angriff!«
Der Ägypter griff an den Rumpf des Torpedos, löste eine Waffe aus einer Halterung. Es war ein TAR-21, François erkannte es trotz des abgesägten Laufs. Seine Jungs taten es ihm gleich.
War das der Moment für ihn und Eustace? François tastete ebenfalls nach vorne, aber seine Hand griff ins Leere.
Al-Shalik war nicht bereit, ihm ein Gewehr in die Hand zu geben.
»Angriff auf mein Zeichen!«, rief al-Shalik. Der Torpedo bremste ab, ging in die Horizontale. Der Ägypter hielt das Gewehr schräg in die Höhe und feuerte. Er leerte das gesamte Magazin. Die Leuchtmunition explodierte in glühende Bälle, legte den Meeresgrund mit grellem, weißem Licht bloß. Mehrere Haufen Pseudo-Alienkreuze ragten aus dem Schlick. Sie wirkten wie zufällig verstreut, als hätten al-Shaliks Frachtflugzeuge sie nach Belieben in der Nähe des Schlosses abgeworfen. Auf und zwischen den Alienkreuzen waren die Käfige mit den Smarties niedergegangen. Ein furchtbarer, gurgelnder Schrei stieg von ihnen auf, als die Smarties
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