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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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von »Bewusstseinsinhalten« (Tech-Sprech für »Seele«)
    Wo? Keine geografische Zuordnung nötig.
    Wie? Passendes Gerät (Uploader) nötig. Netzzugang zwingend nötig.

    Was spricht dafür? Zugang überall möglich, wo Netz (noch) vorhanden; »atombombensicher« durch dezentrale Speicherung und Redundanz; abwechslungsreicher als Taschenwelt, da interaktiv; Sicherheitskopie möglich; Bewusstsein verbleibt im Körper.
    Was dagegen? Bei Komplettausfall menschlicher Zivilisation Redundanz hinfällig; potenziell Verfälschung des Bewusstseins durch Softwarefehler; Aliens können dank überlegener Technik nach Gutdünken den Stecker ziehen.
     
    - Auszug aus AlienNet-Subprojekt »Alien Earth - der Atlas der neuen Erde«,
Subkategorie »Utopia«
Stand: 2. Januar 2067

KAPITEL 17
    Es gab Nächte, in denen Paul zu glauben versucht war, nichts hätte sich geändert.
    Nächte, in denen er in einer alten Mühle gehaust hatte, auf einer Lichtung in einem von Menschen gemachten, gutmütigen Zauberwald. Ein Gefangener der Seelenspringer, die ihn im selben Augenblick töten würden, in dem er seine Nützlichkeit verlor.
    Nächte, in denen Marita zu ihm ins Bett kam.
    In dieser Nacht, die Paul in einer verlassenen Villa in Marin County verbrachte, kam sie wieder zu ihm.
    »Ich hatte mich schon gefragt, wo du bleibst«, begrüßte er sie.
    Paul hatte nicht geschlafen. Das pausenlose Gewehrfeuer, das von der anderen Seite der Bucht drang, hatte es nicht zugelassen. In der Stadt feierten die Krieger Armageddons den Beginn des Endes der Welt mit Freudensalven in die Luft und Salven auf diejenigen, die sich nicht auf die Seite des Herrn schlagen wollten oder es den eifrigen Kämpfern nicht glaubhaft vermitteln konnten. Paul hatte Tausende von kleinen Sonnen entstehen und vergehen sehen, Abschüsse der neuen Munition, die Pasong auf seine Krieger hatte herabregnen lassen, damit sie die Schergen des Antichristen jagten. Das grelle Licht der Explosionen hatte sich auf seinen Netzhäuten eingebrannt und tanzte in der Dunkelheit, wenn er die Augen schloss.
    »Ich hatte zu tun.« Marita lächelte. Sie war nackt und makellos.
    Das Loch in ihrer Hüfte, eine Erinnerung an die Partisanenkriege im Osten, war verschwunden - ebenso wie der
Einschuss am Oberschenkel, den Paul ihr beigebracht hatte. Das Wesen, das vor ihm stand, war nicht mehr die desillusionierte Offizierin des Euro-Korps, die sich dem Alienisten-Widerstand angeschlossen hatte. Die Frau, die mit ihrer Armee das ehemalige Bergwerk gestürmt hatte, in dem das Hunter-Korps Paul, den GenMod Wolf und dreitausend Seelenspringer gefangen hielt. Die Befreiung war gelungen, die Flucht hatte in einer Katastrophe geendet, die neben den Seelenspringern nur Marita, Paul und Wolf überlebt hatten. Und wäre Marita nicht gewesen … Paul bezweifelte, dass er die Monate überstanden hätte, die sie in der Gewalt der Seelenspringer verbracht hatten. Marita, die Zynikerin, hatte nicht aufgegeben. Dass sich die Aliens, die sie als Retter der Menschheit verklärt hatte, als Wesen erwiesen hatten, die nur eigenes Überleben im Sinn hatten und dabei ohne zu zögern töteten, hatte sie nicht weiter berührt. Sie war katastrophale Wendungen gewöhnt.
    Nein, die Marita, die Paul erschien, war eine andere. Sie war perfekt, sie schien nicht von dieser Welt. Und das war sie auch nicht. Was er sah, war Marita, wie es sie in einer perfekten Welt geben würde. Nicht die Marita, der Paul in den Oberschenkel geschossen hatte, die blutende Marita, die er auf seinen Schultern zum Luftfisch der Aliens getragen hatte. Nicht die Marita, die von den Seelenspringern irgendwo auf oder unter ihrer Insel im Pazifik gefangen gehalten wurde. Nicht die Marita, die Pasong zu seiner Feldherrin gemacht hatte, die überall und zugleich nirgends war.
    »Eine wahrhaft feurige Rede, die Pasong da gehalten hat.« Marita machte sich nicht die Mühe, sich zu setzen. Wozu auch? Eine Projektion kannte keine müden Muskeln.
    »Nicht schlechter oder besser als seine übrigen.«
    Pasong nahm Paul mit auf seine Reisen um die Erde. Wieso, wusste Paul nicht zu sagen. »Aus alter Gewohnheit«, hatte Pasong ihm geantwortet, als er ihn einmal danach gefragt hatte. »Vor dir hat mir ein anderer Mensch Gesellschaft geleistet.«

    »Was sagst du zu dem Sonnenfeuer, das er diesen religiösen Spinnern in die Hand gedrückt hat?«
    »Nichts. Es ist gleich. Was macht es für einen Unterschied, ob diese Leute andere Leute erschießen oder sie verbrennen?

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