Alien Earth - Phase 3
Smartie-Zeichensprache. Die Smarties brüllten zustimmend und sprinteten davon, um Melvins Befehl weiterzugeben.
»Und jetzt zu Erics Kabine!«, rief Melvin 59b ins Ohr.
»Was willst du dort?« Der Arzt, der neben ihm in dem Schürfgeschirr hing, als wäre er gefesselt, blickte ihn aus gro ßen, vor Angst geweiteten Augen an. »Wir müssen hier weg! Die Roosevelt kann jeden Augenblick hochgehen.«
»Wir brauchen unsere Taucheranzüge.«
»Wozu? Wir haben die Kokons der Seelenspringer. Sie sind viel besser.«
»Wenn sie funktionieren. Aber was, wenn das die Seelenspringer sind, die uns beschießen? Oder die Seelenbewahrer? Soweit wir wissen, sind sie den Seelenspringern technologisch mindestens ebenbürtig. Oder was machen wir, wenn die Kokons zu funktionieren aufhören, sobald es Feuerland nicht mehr gibt?«
59b brummte zustimmend und rannte los. In den engen Gassen zwischen den Wracks wirkte der Angriff plötzlich unwirklich. Ein Schauspiel, das sich in dem engen Streifen des Himmels abspielte, den die Rümpfe aussparten, und nichts mit ihnen zu tun hatte. Das Knallen der Explosionen war gedämpft, erinnerte an fernes Donnern. Bis eine Rakete ihren Weg in den Spalt fand, durch den 59b rannte. Der Smartie keuchte, versuchte zur Seite zu springen, um Deckung in einer Lücke zwischen dem Boden Feuerlands und dem Rumpf zu finden, aber er war zu langsam. Die Druckwelle der Explosion warf den tonnenschweren Smartie herum, schleuderte ihn mit der Seite gegen den Rumpf. Der GenMod blieb liegen.
»59b!«, brüllte Eric Pinero. Er hing nur noch mit einem Bein in den Seilen des Geschirrs. »Was ist mit dir? Alles in Ordnung?«
Der Smartie stemmte sich hoch, blieb schwankend stehen. »Ja … nur etwas … etwas benommen.« 59b schüttelte sich, rannte weiter, wenn auch langsamer.
Schließlich gelangten sie zu Pineros Kabine. Melvin und der Arzt legten einander die Anzüge an. Es war ein entnervend langsamer Vorgang, begleitet von Raketenschauern, die nach und nach alle Teile Feuerlands abdeckten. Als Pinero endlich die Handschuhe überstreifte und sie einrasten ließ, sah Melvin, wie eine Rakete das Fischerboot in Stücke riss, in dem er die letzten Tage über den Karten gebrütet hatte.
»Los!«, rief er. »Wir haben keine Zeit zu verlieren!« Er stieg auf den Rücken des Smarties.
»Einen Moment noch.« Pinero wandte sich ab und verharrte einen Augenblick vor der Wand mit den Kreuzen. Er faltete die Hände, murmelte ein kurzes Gebet, bekreuzigte sich und steckte ein einfaches Holzkreuz in die Oberschenkeltasche seines Anzugs. »Jetzt«, sagte er dann. »Ich bin bereit.« 59b schnappte ihn und platzierte sie auf seinem Rücken.
Sie erreichten den Rand Feuerlands unbehelligt und stießen zu einer Gruppe von knapp fünfzig Smarties, die dort auf sie warteten. Das war alles, was von der Herde übrig geblieben war, die Melvin am Hydrate Ridge gehütet hatte. Die übrigen seiner Smarties waren bei Missionen gestorben, lagen in Stasis oder hatten ihr Leben unter dem Bombardement der Raketen gelassen.
Melvin löste sich aus dem Geschirr. Er kletterte den breiten Rücken des Smarties hinauf und blieb auf dem breiten GenMod stehen. Rasch blickte er sich um. Links und rechts von ihnen hatten sich Häuflein von Smarties gesammelt, in einer losen Kette, die in beiden Richtungen so weit reichte, wie Melvin sehen konnte. Die GenMods ruckten unruhig auf und ab, warteten auf das Zeichen zur Flucht. Melvin sah zurück. Feuerland brannte. Die Flammen loderten der Kuppel entgegen, die inzwischen im dichten, schwarzen Rauch verschwand, der von den Feuern aufstieg. Schweröl. Einige der Raketen mussten Tanks aufgerissen und den Treibstoff in Brand gesetzt haben. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Flammen auf alle Wracks übergriffen, die Hitze schließlich ausreichte, um die Granaten der Roosevelt zur Explosion zu bringen. Wenn nicht vorher eine Rakete das erledigte. Und dann … dann würde Feuerland vom Feuer in seinem Inneren verzehrt werden. Die Kuppel der Aliens würde zusammenbrechen, und die Wasser der Tiefsee würden sich auf das stürzen, was von Feuerland geblieben war, und es zerquetschen.
Melvin dachte an Tausende von Smarties und Menschen, die in Feuerland darauf warteten, dass sie in einer besseren Zeit aufwachten. Sie taten ihm unendlich leid, und gleichzeitig
beneidete er sie fast: Sie würden es nicht merken, wenn sie starben.
Er gab sich einen Ruck, glitt den Rücken des Smarties herunter, steckte die
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