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Alien Earth - Phase 3

Titel: Alien Earth - Phase 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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sie aufmerksam machen, aber aufgewirbelter Schlamm versperrte ihm die Sicht. Als sie die Schlammwolke hinter sich ließen, waren die Lichtpunkte verschwunden. Einbildung, sagte er sich. Oder die Wesen in den Kokons - Aliens oder Menschen oder Smarties - schwammen in eine andere Richtung, waren ohne Bedeutung für ihre eigene Flucht.
    Nach einiger Zeit brach die Ebene übergangslos unter ihnen weg. »Der Aleutengraben!«, rief Melvin. »Wir folgen ihm!« Die Smarties stürzten sich in die Schlucht. Es war ein langer Fall, der Graben war an seinen tiefsten Abschnitten über 7000 Meter tief. Zu tief, hoffte Melvin, für die Raubfisch-GenMods, die sie verfolgen mussten. Als sie den Grund der Schlucht erreichten, wandten sie sich nach Westen.
    Für eine lange Zeit schwammen die Smarties durch die Schlucht. Sie taten es schweigend und verbissen, in Gedanken bei den Gefährten, die sie zurückgelassen hatten. Die einzigen Geräusche waren das rhythmische Schlagen der Flossen und Eric Pineros schluchzende Gebete, der nicht müde wurde, seinen Gott zu fragen, wie er diesen Frevel zulassen konnte. Auf Melvins Versuche, ihn zu beruhigen, reagierte er nicht. Schließlich gab es Melvin auf. Er war froh, dass er noch lebte. Froh, dass er wieder einmal entkommen war.
    Die Schlucht nahm kein Ende, zog sich immer weiter, und sie folgten ihr. Es war ganz einfach. Stunden vergingen, Feuerland
und die Raubfische blieben hinter ihnen zurück, und Melvin gestatte sich zu hoffen, dass es für immer dabei blieb. Sie hielten an und rasteten, warteten auf andere, denen die Flucht gelungen war. In unregelmäßigen Abständen schälten sich Smarties in leuchtenden Kokons aus der Dunkelheit, vereinzelt, in kleinen Gruppen, einmal in einer Herde von fast 300 GenMods, immer aber erschöpft und niedergeschlagen. Verletzte waren nur wenige unter den Flüchtenden. Die Raubfische hatten sie eingeholt, bevor sie sich in die Sicherheit des Grabens hatten retten können.
    Zwölf Stunden später zählte Melvin über 2000 Smarties. Eine ansehnliche Zahl, aber dennoch nur ein Bruchteil derer, die Feuerland bewohnt hatten. Die Smarties begrüßten jeden Überlebenden mit überschwänglichem Jubel. Melvin jubelte mit ihnen und hoffte, dass Pinero sich ihnen anschließen würde. Aber der Arzt nahm kaum wahr, was um ihn herum vorging. Er betete lautlos, Stunde um Stunde, als wolle er niemals wieder damit aufhören.
    Dann hörte Eric Pinero auf zu beten und begann zu röcheln.
    »Eric, was ist los mit dir?« Melvin packte den dünnen Arzt an den Schultern. Die Kokons, die die beiden Männer einhüllten, gaben Melvin das Gefühl, als berühre er Pinero mit Gummihandschuhen.
    »Ich … ich weiß nicht. Ich bekomme keine Luft mehr …«, brachte der Arzt hervor. Seine Augen waren gelb und blutunterlaufen. Sein Atem ging hechelnd. Melvin ließ den Arzt los und lehnte sich zurück. Das Leuchten von Pineros Kokon hatte nachgelassen, war nur noch wenig stärker als die Fluoreszenz der Smarties. Der Kokon war defekt, versorgte den Arzt nicht mehr länger mit ausreichend Sauerstoff.
    Eric Pinero erstickte.
    Melvin rammte beide Fäuste in den Nacken des Smarties und brüllte: »59b, wir müssen an die Oberfläche! Schnell!«
    Der Smartie folgte der Aufforderung ohne Zögern. Mit einem Ruck warf sich der Smartie herum und arbeitete sich mit
aller Kraft der Wasseroberfläche entgegen. Die übrigen Smarties folgten ihnen. Die GenMods widerstanden selbst explosiver Dekompression, ein Geschenk ihrer Schöpfer. Die Kokons beschützten die beiden Menschen: In ihnen herrschte gewöhnlicher Druck.
    »Halt durch, Eric!« Melvin packte den Arzt, damit er nicht aus den Seilen rutschte. »Du schaffst es!«
    Pinero röchelte wie zur Antwort. Er hatte das Kreuz aus seiner Oberschenkeltasche gezogen, umklammerte es mit beiden Händen und hielt es hoch. Es war eine unendlich zornige Geste, eine Anklage an den Gott, der ihn im Stich gelassen hatte.
    Melvin starrte nach oben. Er sah keinen Gott, nur Schwärze und irgendwann - viel zu spät, schien es ihm - erstes Grau.
    »Eric, wir sind gleich oben! Du …«
    Der Arzt hörte ihn nicht mehr. Er hatte das Bewusstsein verloren. Das Kreuz entglitt seinen Fingern, blieb hinter ihnen zurück.
    »Eric, nein!« Melvin drückte den Arzt eng an sich, barg ihn in seinen Armen.
    Das Grau wurde heller und heller, verwandelte sich in Blau … und dann waren sie oben. Kalte, frische Luft erwartete sie. Melvin saugte sie ein und spürte, wie der

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