Alien Tango
eigentlich nie. Ich kann es zwar, aber ich mache es nicht
besonders gern. Ich wohne immerhin im Forschungszentrum, da haben wir die
besten Proviantmeister der Welt. Das reicht mir.«
»Aber manchmal wünscht sich ein Mann doch eine hausgemachte
Mahlzeit«, protestierte Alfred.
»Mein Freund kann kochen. Besser als ich, muss ich wohl zugeben.«
»Du kannst kochen?«, fragte Alfred Martini völlig überrascht.
»Ich kann mich auch selbst anziehen. Und manchmal schaffe ich es
auch, sämtliche Feldeinsätze der gesamten Centaurionischen Division zu leiten.
Erstaunlich, nicht?«
»Außerdem gehen wir auch gern ins Restaurant zum Essen, jedenfalls,
wenn wir mal Gelegenheit dazu haben. Ich wette, wenn wir uns zum Oststützpunkt
schleusen lassen, könnten wir irgendwo in New York bestimmt ein Restaurant
finden, das geöffnet hat und uns verköstigen möchte. Wenn ihr versteht, was ich
meine. Essen sofort, bitte. Sonst kann ich für nichts mehr garantieren.«
»Wir sind schon unterwegs«, sagte Christopher und schritt durch die
Schleuse.
»Nach euch allen«, sagte Martini, als Alfred uns ein Zeichen machte,
dass wir vorgehen sollten. Zuerst schritt Kevin, dann Reader hindurch.
»Mein Gebäude«, sagte Alfred.
»Meine Verantwortung«, entgegnete Martini. Sie schienen bereit, sich
stundenlang in Grund und Boden zu starren.
»Mir knurrt der Magen.«
Alfred lenkte zuerst ein. »Gut. Ich kann unsere Heldin ja kaum
warten lassen.« Er lächelte mich warm an, aber ich konnte Sorge in seinen Augen
lesen. »Trödelt nicht.«
Immer bekamen wir zu hören, wir sollten keine Zeit verlieren, wenn
wir an einer Schleuse standen. Dabei hatten wir so eine Situation erst einmal
zum Rumknutschen ausgenutzt. Na ja, vielleicht auch zweimal. Okay, oder auch
schon ganz oft. Aber es war nie ein Problem gewesen.
»Keine Sorge. Immerhin wartet dort Essen auf uns.«
»Ganz genau.« Alfred trat durch die Schleuse.
Martini nahm einige Kalibrierungen vor. »Was machst du da?«
»Ich stelle sie so ein, dass ich dich durchtragen kann.« Er sah mich
an. »Außer, du möchtest allein gehen.«
»Nein, niemals«, sagte ich fröhlich. »Nimm dir alle Zeit der Welt.«
Mit der freien Hand strich er mir über den Nacken. »Schön wär’s.«
»Jeff, es wird alles gut. Ich werde mir alle Mühe geben, es mir mit
deiner Mutter nicht zu verderben.«
»Kleines, da gibt es nichts, was du tun kannst. Du bist nicht das
Problem, das Problem sind sie und ich.«
»Dein Vater liebt dich, das sehe ich. Er ist genau wie du, und er
zieht andere gern auf. Genau wie du auch. Du ziehst mich ständig auf.«
»Aber bei mir ist das liebevoll gemeint.«
»Bei ihm auch.«
»Vielleicht.«
»Und deine Mutter glaubt vielleicht einfach nur, dass keine Frau für
ihren kleinen Liebling gut genug ist.«
Martini schnaubte. »Ja, klar.«
»Ich bin immerhin mit mehr Männern ausgegangen als du. Das ist nicht
ungewöhnlich. Die meisten Mütter glauben, dass kein Mädchen gut genug ist für
ihren Sohn. Genauso wie die meisten Väter keinen Jungen mögen, der an ihrer
Tochter interessiert ist. Wie mein Vater zum Beispiel.«
»Dein Dad hat sich doch aber überzeugen lassen.«
»Siehst du? Und das werden deine Eltern vielleicht auch.«
»Mein Vater mag dich schon mal, das sehe ich.«
»Ich mag ihn auch. Und wahrscheinlich mag ich auch deine Mutter und
sie mich auch. Du weißt schon, wenn wir uns erst mal kennengelernt haben.«
»Möglich ist alles. Unwahrscheinlich, aber schon möglich.« Er
beendete die Kalibrierungen und schwang mich dann hinauf in seine Arme. Er
setzte mich auf seine Hüfte, und ich schlang die Beine um ihn. Martini packte
unsere beiden Rollkoffer mit der freien Hand und küsste mich. Dann traten wir
hindurch.
Ich lehnte mich gegen seine Schulter und hielt die Augen
geschlossen. Ich konnte die Schleusen sogar noch weniger leiden als Hyperspeed,
und je weiter mein Gesicht von Martinis Sicherheit versprechendem Hals entfernt
war, umso schlimmer war die Erfahrung. Ich stellte fest, dass sie sogar noch
schlimmer war, wenn ich kurz vorm Verhungern stand, weil das die Übelkeit noch
steigerte.
Aber wie immer dauerte es nicht allzu lange. Schon waren wir
hindurch, und ich sah mich um. Ein großer Raum, kaum Möbel. Christopher war der
Einzige, der uns erwartete. »Wo sind wir?«
»Im Keller meines Elternhauses.« Martini setzte mich ab, und ich
nahm ihm meinen Koffer aus der Hand. »Willkommen in der Hölle.«
»Es ist sogar noch schlimmer«, sagte
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