Alien Tango
Gepäckausgabe
geschickt.
Ich glaubte nicht, dass wir die Bombe in den bereits überprüften
Gepäckstücken finden würden, aber falls doch, wollte ich keine Menschen mehr in
der Maschine haben, also nahmen wir uns als Nächstes die Passagiere vor.
Alicia war großartig. Sie erklärte, wir würden nach einem
Terroristen suchen, wie ich es ihr aufgetragen hatte. Sie klang verängstigt,
was sie ja auch war und ruhig zeigen sollte. Dadurch wollten wir erreichen,
dass auch die Passagiere und die Flugzeugbesatzung ängstlicher waren als unter
normalen Umständen.
Für Martini würde es eine harte Nuss werden; zahlreiche Faktoren
zerrten an seinen Blockaden und Empathiesynapsen. So gut wie jede Woche lernte
ich neue Faktoren kennen. Eine solche Operation durchzuführen, ohne dass er
seine Schutzfilter einsetzen durfte, war vermutlich auch etwas Neues, aber wir
konnten nicht riskieren, dass ihm etwas entging. Außerdem hatte ich ja die
Adrenalinharpune in meiner Handtasche und konnte ihn notfalls wiederbeleben,
falls die Sache aus dem Ruder lief. Während der letzten fünf Monate hatte ich
das so oft tun müssen, dass ich mittlerweile Expertin darin war. Ich schätzte
diese Fertigkeit zwar nicht besonders, aber sie rettete ihm das Leben, also war
es das wert.
Martini standen vier stämmige menschliche Security-Wachmänner zur
Verfügung, und Gower hatte außerdem weitere zehn A.C. s
als Rückendeckung angefordert. Jeder, den Martini herauspickte, würde als
höchste Sicherheitsbedrohung angesehen werden, und wir wollten schließlich
nicht, dass sie entkamen oder Geiseln nahmen.
Die Passagiere verließen der Reihe nach das Flugzeug. Wir ließen sie
ihr Handgepäck behalten. Wenn wir die Terroristen ausfindig machen konnten,
würden wir auf eine Untersuchung des gesamten Gepäcks verzichten können. Was
auch immer in Florida vor sich ging, wäre zwar längst vorüber, bevor wir dort
eintrafen, aber ich zog es trotzdem vor, lebend anzukommen.
Die einzige Änderung, die wir am Plan vorgenommen hatten, waren die
beiden Bombenhunde mitsamt ihren Hundeführern neben Tim und Reader. Das Bombenentschärfungskommando
hatte darauf bestanden, und von uns hatte niemand etwas dagegen einzuwenden.
Die übrigen Hunde befanden sich in dem Bereich, der für die Hauptverdächtigen
vorgesehen war. Ein weiterer Warteraum stand für jene Passagiere bereit, die
wir für sauber hielten. Alles in Sichtweite des Gates.
Es war ein großes Flugzeug mit vielen Passagieren. Tim und Reader
zogen ein paar offensichtliche Verdächtige heraus, und die Suche begann. Wir
nahmen nicht viel Rücksicht auf Privatsphäre. Zwar hatten wir Wandschirme
zwischen Männern und Frauen aufgestellt, doch alle befanden sich im selben Raum
mit uns. Ich scherte mich nicht um eventuelle Klagen. Massenhalluzinationen
waren äußerst praktisch, wenn es darum ging, die Erinnerungen der Menschen an
das, was sie durchlebt hatten, zu verändern. Und sollten wir tatsächlich Bauteile
für eine Bombe finden, dann würden sich die übrigen Passagiere eher darüber
beklagen, dass sie so lange im Flugzeug gesessen hatten, nicht darüber, dass
sie später durchsucht worden waren.
Wir machten weiter und untersuchten mehrere Männer und auch ein paar
Frauen. Ich musterte jeden scharf, der an mir vorüberging. Kevin und ich
spielten die bösesten unserer drei Böse-Cops-Teams, und ich gab mir alle Mühe,
unfreundlich auszusehen.
Ein älteres Pärchen lief durch das Kontrollspalier. Mein erster
Impuls war, sie freundlich anzulächeln und nicht weiter zu beachten. Besonders
nachdem die alte Dame Tims Hand getätschelt und ihm gedankt hatte, weil er sie
alle beschützte.
Aber irgendetwas war faul an ihnen. Ich war mir nicht sicher, was
mich störte, doch ich musterte sie schärfer als alle anderen, die bisher an uns
vorbeigekommen waren. Sie lächelten mich matt an und stolperten weiter an uns
vorüber.
Doch irgendetwas störte mich noch immer, sodass ich schließlich den
Kopf wandte, um ihnen nachzusehen. Martini fing meinen Blick auf und nickte mir
beinahe unmerklich zu. Sie gingen an ihm vorbei, und er gab seinen
Sicherheitsleuten ein Zeichen. Die beiden Alten wurden angehalten.
Und begannen sofort lautstark zu protestieren. Besonders die Frau
machte eine Szene. Sie wurden zu unseren anderen Verdächtigen geführt und
voneinander getrennt. Die Oma zeterte und schimpfte über die grobe Behandlung.
Die übrigen Passagiere, die sich nicht mit unseren Hauptverdächtigen hinter
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