Alien Tango
Entschuldigungen, die mich wieder in die Realität zurückbrachten.
Ich ging zum Rest unseres Teams zurück. »Und jetzt finden wir heraus, wer von
ihnen was hat. Oh, und Shannon? Du wirst auspacken, oder wir werden austesten
müssen, wer von uns dich am härtesten ins Gesicht schlagen kann.«
»Nicht ins Gesicht«, keuchte er.
Ich verstand nicht recht, warum nicht – eine gebrochene Nase hätte
sein Aussehen wahrscheinlich sogar verbessert.
Kevin wusste es. Er drückte Shannons Kiefer auseinander und nahm ihm
die Zähne heraus.
Kapitel 13
»Plastiksprengstoff«, sagte Kevin
und reichte dem Bombenexperten, der angerannt kam, die Prothese.
Reader zog ein Taschentuch aus der Innentasche seines Anzugs. »Hier
bitte, das muss ja eklig sein.«
»Danke.« Kevin lächelte Reader freundlich zu.
Reader grinste zurück, und ich sah, wie sich Gowers Miene
verfinsterte. Sowohl Reader als auch ich würden definitiv Ärger mit unseren
jeweiligen Partnern bekommen, sobald wir allein waren, so viel war klar. Denn
auch wenn meine Schwärmerei für Kevin Martini nichts auszumachen schien, würde
er mich auf jeden Fall dafür büßen lassen. Allerdings auf eine Weise, bei der
ich vermutlich schreien würde vor Lust. Ich hoffte, Readers Strafe würde
ähnlich ausfallen. Wir konnten wirklich nichts dafür, Kevin hatte einfach
Charisma ohne Ende.
Shannon wurde in den Verdächtigenbereich geschleift, wobei er
unentwegt protestierte und seine Zahnprothese zurückverlangte.
»Wie blöd ist dieser Typ eigentlich? Ich meine, wer besorgt sich
schon eine Zahnprothese, die so mies aussieht?«
»Er wirkt wirklich nicht gerade helle, aber das könnte alles nur
Show sein«, seufzte Kevin. »Die Prothese und der iPod reichen noch nicht. Uns
fehlt unter anderem noch der Zünder. Ich schätze, dass noch mindestens fünf
andere beteiligt sind, vielleicht auch mehr. Und wir müssen herausfinden,
welche Organisation so viele Selbstmordattentäter auf einmal auftreiben
konnte.«
Darüber dachte ich nach, während wir uns in den Bereich begaben, in
dem unsere Hauptverdächtigten festgehalten wurden. »Diese beiden Alten.
Irgendetwas ist mit denen wirklich faul.«
»Tja, das wird nicht leicht, die werden uns eine echte Szene
machen.« Kevin sah nicht gerade glücklich aus.
Sobald wir eintrafen, legte die alte Lady wieder los. »Das ist wie
damals in Uganda! Erst haben sie die Juden ausgesondert und dann versucht, sie
umzubringen!«
Meine Mutter war eine ehemals katholische Amerikanerin mit
italienischen Wurzeln, die es irgendwie fertiggebracht hatte, die erste nicht
israelische, nicht jüdische Agentin des Mossad zu werden. Meinen
jüdisch-amerikanischen Vater hatte sie in Tel Aviv kennengelernt. Meine helle
Haut hatte ich von ihm geerbt, ähnelte ansonsten aber meiner Mutter, weshalb ich
zwar nicht jüdisch »aussah«, doch nichtsdestotrotz Jüdin war. Im Gegensatz zu
diesen beiden hier.
»Warum behaupten Sie, wir würden versuchen, die jüdischen von den
anderen Passagieren zu trennen?«, fragte ich sie.
Sie kreischte los. »Weil das immer passiert!«
»Nicht in Amerika.«
Auch Kevin kaufte ihr die Show nicht mehr ab. Dass Martini es nicht
tat, wusste ich bereits.
Martini schenkte ihr sein gewinnendstes Lächeln, das er
normalerweise für meine Eltern reserviert hatte. »Ma’am, warum glauben Sie,
dass ein freundlicher Jude wie ich Ihnen das antun würde?«
Sie warf ihm einen bösen Blich zu. »Sie sind kein Jude.«
Er lächelte. »Da haben Sie recht. Und Sie sind keine alte Frau.« Er
packte ihren Schopf, das Haar löste sich, und eine eindeutig gefärbte blonde
Kurzhaarfrisur kam darunter zum Vorschein.
»Uäh.«
Martini ließ die Perücke fallen. »Das sollten wir näher untersuchen.
Durchsucht sie und ihren ›Ehemann‹.«
Der angebliche alte Mann in ihrer Begleitung begann zu protestieren.
»Das ist nicht meine Frau! Hilfe, sie haben meine Frau vertauscht!«
»Die beiden gehören eindeutig zu den schlechtesten Schauspielern,
die ich je gesehen habe.« Es war wie bei einer Dinnershow, nur ohne Essen.
Reader zog an den wenigen Haaren auf dem fast kahlen Schädel des
Alten. Sie lösten sich mitsamt der Gummiglatze ab und entblößten einen straff
umwickelten Haarschopf.
Die Durchsuchung des angeblichen älteren Ehepaars, das sich strikt
weigerte, uns ihre Namen zu verraten, ob nun echt oder erfunden, des jungen
Mannes und von Shannon, dem zahnlosen Wiesel, nahm mehrere Minuten in Anspruch.
Während die Polizisten aus
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