Alien Tango
der
Absperrung befanden, warfen ihr mitfühlende Blicke zu.
Als Nächster wurde Kevin misstrauisch. Ein junger Mann mit Kopfhörer
und iPod verließ die Maschine und wippte im Rhythmus mit dem Kopf. Er sah nicht
gefährlich aus, und unsere ersten beiden Reihen ließen ihn passieren. Kevin
packte ihn, warf ihn zu Boden und entriss ihm die Ohrhörer mitsamt iPod.
»Untersucht die hier, sofort«, bellte er einem Agenten des Bombenentschärfungskommandos
zu.
Dann ließ er den Jungen wieder aufstehen, drehte ihm jedoch den Arm
auf dem Rücken und hielt ihn fest. Ein Polizist kam herüber und legte dem
Jungen Handschellen an. »Jep«, sagte er zu Kevin, dann brachte er auch ihn zum
Verdächtigenbereich.
»Was war in dem iPod?«, fragte ich leise, während weitere Passagiere
die Reihen passierten.
»Vermutlich irgendein Plastiksprengstoff.«
»Wie hast du ihn erkannt?«
»Er wirkte zu bemüht.«
Genau das war es. Ich drehte mich um und ging zu Martini hinüber.
»Mit diesem älteren Paar ist wirklich etwas faul.«
Er nickte. »Ich bin nicht sicher, was es ist, aber die beiden haben
sich verdammt noch mal gefühlt, als hätten sie im Lotto gewonnen, als sie an
dir vorbei waren.« Er lächelte mich schief an. »Dein neuer Freund macht sich
ziemlich gut.«
»Ach, hör doch auf.«
Martini grinste. »Merkwürdig, ich bin gar nicht eifersüchtig.«
»Na klar, er ist ja auch glücklich verheiratet.«
»Nee, das ist es nicht. Ich fand es toll, dass du stolz auf mich
warst, als ich gleich wusste, worauf du hinauswillst. Das hat deine Schwärmerei
wieder wettgemacht.« Er nickte in Richtung der Menschenschlange. »An die
Arbeit, Baby. Da kommen noch mehr.«
Ich kehrte an meinen Posten zurück, und weitere Menschen drängten
sich hindurch. Zwei der Stewardessen, eine blond, die andere braunhaarig, kamen
an die Reihe. Die Hunde schlugen an und bellten den Koffer der Blondine an. Sie
schien erschrocken. Die Brünette wollte schnell weitergehen, doch Reader
schnappte sie sich. Beide wurden in den Warteraum gebracht.
Ich warf einen Blick über die Schulter. Martini unterhielt sich mit
einem unserer zusätzlichen A.C. s, der sich gleich
darauf zu den Bombenleuten aufmachte.
Und so ging es weiter. Es folgten noch ein paar weitere Verdächtige,
dann schien die Maschine leer zu sein. Christopher führte drei der A.C. s in das Flugzeug, um die Kabine zu durchsuchen. Als
sie wieder herauskamen, hatten sie einen schmächtigen Mann im Schlepptau, der
aussah wie ein Wiesel. »Der da war noch auf der Toilette«, rief Christopher und
zerrte ihn zu Martini hinüber.
»Ich musste eben!« Der Mann war kleiner als ich, und ich schätzte,
dass ich es vermutlich mit ihm aufnehmen konnte. Er war dünn, ärmlich angezogen
und, seinen Zähnen nach zu urteilen, Raucher.
Martini zuckte die Schultern. »Das werden wir schon herausfinden.«
Er sah zu den Security-Leuten hinüber. »Irgendjemand muss die wenig
beneidenswerte Aufgabe übernehmen und nachsehen, was er im Klo loswerden
wollte.«
»Urin!« Er klang panisch. »Im Ernst, ich konnte es einfach nicht
mehr länger aushalten, wir saßen immerhin stundenlang rum und haben auf euch
gewartet.«
Martini sah mich an, und wir lächelten. »Wie heißen Sie, Sir?«,
fragte ich ihn.
»Shannon.«
»Ist das nicht ein Frauenname?«, wollte Tim wissen.
»Traditionell ist er männlich«, entgegnete Shannon beleidigt.
»Stimmt. Also, Shannon, lass es mich so sagen … Du kannst uns
einfach erzählen, welche Rolle du in diesem Spiel spielst, oder wir
demonstrieren deinen Kumpeln mit deiner Hilfe, was passiert, wenn sie nicht
singen.«
»Wovon redet ihr überhaupt?«, keuchte er. »Ich hab keine Ahnung, was
hier los ist.«
»Und … woher wusstest du dann, dass die Maschine auf uns gewartet hat?« Ich ließ meine Worte wirken, während
seine Augen hektisch hin und her wanderten.
Martini lachte leise. »Er hat es gewusst, weil er bis zum Hals mit
drinsteckt.« Er zog mich zu sich herüber. »Sollen wir ihn als Lackmustest
benutzen, um herauszufinden, wer seine Komplizen sind?«, flüsterte er mir ins
Ohr.
»Mmmm … ja.« Ich musste mich beherrschen, um mich nicht an ihm zu
reiben. Irgendetwas hatten diese gefährlichen Stresssituationen an sich, das
mich noch schärfer auf Martini machte, als ich sowieso schon war.
»Du bist ein Adrenalinjunkie«, flüsterte er. »Aber das ist schon
okay. Ich finde es heiß.«
Ich schaffte es, mich zusammenzureißen, hauptsächlich wegen Shannons
armseliger
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