Alien Tango
sind.«
»Pinguine?« Martini sah verwirrt aus. »Wie sind wir denn jetzt auf
flugunfähige Wasservögel gekommen?«
Oh, richtig, da war er ja am Telefon gewesen. »Erklär du es ihnen«,
sagte ich zu Gower und ging zu Michaels Zelle hinüber. »Habt ihr den Gegencheck
gemacht?«
Er nickte. »Wir haben jede Person, die vorbeigekommen ist und nicht
mit uns gesprochen hat, mit den Archivbildern verglichen. Alle sind schon
einmal im Weltraum gewesen, und alle sind tot.«
»Und seht ihr sie noch?«
Er sah auf. »Nein.« Dann blickte er wieder mich an. »Als sich
bestätigt hat, dass sie tot sind, sind sie verschwunden. Aber vielleicht kommen
sie zurück.«
»Nein, das werden sie nicht. Ich hole dich da raus, Michael, sehr
bald, ich verspreche es.«
»Danke.« Er warf mir ein äußerst verführerisches Lächeln zu. »Also,
haben Jeff und du euch einander schon offiziell erklärt?«
Das war mir völlig neu. »Nein, nicht dass ich wüsste. Was bedeutet
das?«
Michael zuckte mit den Schultern. »Das ist der erste Schritt bei den A.C. s, um sich als Paar zu binden. Wir erklären uns
offiziell füreinander. Damit sind dann beide Parteien vom Markt – wenn man
versucht, ein Paar auseinanderzubringen, dass sich offiziell füreinander
erklärt hat, ist das schlechter Stil.«
Interessant. Martini hatte das nicht erwähnt. Noch nie. »Netter
Brauch.«
»Und bis man sich offiziell füreinander erklärt hat, ist man immer
noch zu haben.« Er grinste breit. »Sag Bescheid, wenn du mal essen gehen
willst.«
Martinis besitzergreifendes Gehabe ergab allmählich Sinn. »Also,
ähm, dann ist es in der A.C. -Welt also erlaubt,
dass Paare, die sich einander noch nicht erklärt haben, auch andere potenzielle
Partner abchecken?«
»Ja. Bis du dich erklärt hast oder die Erklärung eines anderen
angenommen hast, ist es sogar recht üblich, sich auch mit anderen zu treffen.
Wir gehen lebenslange Bindungen ein. Da möchte man doch ganz sicher sein, auch
die richtige Wahl getroffen zu haben.«
In der Schule hatte ich ein paar Kurse in Zoologie belegt und beim
Thema lebenslange Paarbindungen eine sehr gute Note bekommen.
Interessanterweise gab es Tiere, die zwar lebenslange Bindungen eingingen,
trotzdem aber noch »Dates« mit anderen Partnern hatten. Es gab praktisch nur
eine einzige Vogelart, die ihr ganzes Leben mit demselben Partner verbrachte,
ohne mit anderen Artgenossen zu flirten. Demzufolge war ich also mit dem
menschlichen Äquivalent eines Rabengeiers zusammen. Wer hätte das gedacht? Ich
offenbar nicht.
»Bei Menschen ist das ein bisschen anders.«
Michael blickte demonstrativ auf meine rechte Hand. »Ich sehe keinen
Ring – weder einen Ehe- noch einen Verlobungs- noch einen Freundschaftsring.«
Er sah mir wieder ins Gesicht. »Ich meine es ernst: Sei dir ganz sicher, bevor
du dich entscheidest.« Er lächelte wieder breit. »Jeff ist nicht der Einzige,
der es draufhat, glaub mir.«
Als ich begriff, dass Gowers kleiner Bruder nicht nur flirtete,
sondern tatsächlich einen Ball ins Netz kriegen wollte, erschreckte mich das.
Langsam fragte ich mich ernsthaft, ob ich mit meiner plötzlichen Beliebtheit
noch mithalten konnte. Vor und nach Brian hatte ich ein reges Liebesleben
gehabt, und ich wusste, dass ich mehr Beziehungen gehabt hatte als Martini, aber
ich war es nicht gewohnt, in jeder Gruppe das »It-Girl« zu sein. Wäre ich nicht
in Martini verliebt, dann wäre das hier bestimmt ziemlich aufregend gewesen. Da
ich das aber nun mal war, kam mir die Situation bestenfalls merkwürdig und
schlimmstenfalls beziehungsgefährdend vor.
Martini hatte eindeutig etwas mitgekriegt, denn er stand auf einmal
neben mir und legte den Arm um mich. »Über was redet ihr beide denn?«, fragte er
in einem Ton, der besagte, dass er genau wusste, worum es ging.
Michael grinste ihn an, und ich erkannte diesen sehr männlichen
Gesichtsausdruck. Ich hatte gesehen, wie Sportler einen solchen Blick
gewechselt hatten, kurz vor einer Begegnung oder vor einem Spiel, wenn sie
bereit waren, um etwas zu kämpfen, das sie beide wollten. Um eine Meisterschaft … oder um ein Mädchen.
Das hier machte mich nervöser als jede amouröse Verwicklung zwischen
mir, Martini und Christopher es je getan hatte. Ich versuchte, die Situation zu
entschärfen. »Ähm, Michael, hast du ein bestimmtes A.C. -Talent?
Ich meine, Jeff ist der beste Empath der Welt, und Christopher ist der größte
Bildwandler. Hast du auch eine Begabung?«
Ein bedächtiges Lächeln
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