Alien Tango
Bruder ist Leiter der Rekrutierungsdivision und
die rechte Hand des Hohen Pontifex.«
»Genau, noch eine Position, die Michael vermutlich niemals erreichen
kann. Für die Rekrutierung braucht man die Fähigkeit, in die Träume der anderen
zu sehen. Deshalb versucht er, die anderen zu übertrumpfen, wo er nur kann.«
»Und wenn er mir mein Mädchen stiehlt, hätte er mich auf jeden Fall
übertrumpft«, grollte Martini, jetzt wieder angespannt.
»Jeff, um Himmels willen, schau sie doch einfach an, wenn du auf
einmal anscheinend nicht mehr in der Lage bist, ihre Gefühle wahrzunehmen.
Kitty fühlt sich nicht geschmeichelt, sie hat Angst.«
Ich liebte Reader, wirklich.
Er musterte Jeff genauer. »Du musst in Isolation.«
Martini schnaubte. »Klar, als wenn das hier zur Diskussion stünde.«
Er seufzte schwer. »Aber du hast ja recht. Und ich werde versuchen, mich zu
beruhigen.«
»Gut.« Ich schluckte. »Ich schätze, Claudia, Lorraine und ich müssen
zu den Astronauten in die Zellen.«
Reader nickte. »Ja, laut Alfred müssen sich die Wesen mit einer Frau
verbinden, um sich auflösen zu können. Wir dachten da an jeweils eine Frau pro
Astronaut, nur für alle Fälle.«
»Dann möchte ich gleich mal klarstellen, dass ich nicht zu Michael
reingehe, und wenn er sich bei den anderen Mädels genauso aufführt, dann kann
er sein Wesen meinetwegen für sich behalten und den Rest seines Lebens allein
in dieser Zelle verbringen.«
Martini entspannte sich wieder ein wenig. »Und wen willst du,
Kleines?«
»Von Wollen kann nicht die Rede sein, aber ich gehe dann wohl zu
Brian rein. Sonst würde ihm das den Rest geben, und sein Selbstwertgefühl hat
heute auch so schon einen gehörigen Knacks bekommen, als ich ihm erklärt habe,
dass ich mit dir zusammen bin und nicht vorhabe, daran irgendwas zu ändern.«
Endlich wich auch die restliche Anspannung aus seinem Körper. »Okay,
aber ich werde aufpassen.«
»Das hoffe ich doch. Ich habe keine Ahnung, was da drin passieren
wird.«
»Das weiß keiner«, meinte Reader. »Aber ich schätze, wir werden es
herausfinden.«
Kapitel 35
»Sorry wegen Michael«, sagte Chee.
Er klang auf einmal tieftraurig. »Manchmal ist er eben so.«
»Ist schon gut, Daniel. Es ist nicht deine Schuld.«
»Kann schon sein.« Chee wirkte mutlos.
»Alles in Ordnung mit dir?«
Er zuckte mit den Schultern. »Kann schon sein. Ist ja auch egal.«
Das war merkwürdig. »Ähm, okay. Bin gleich wieder da.« Ich nahm
Martinis Hand, und wir gingen zu Brians Zelle hinüber. Auch Reader kam mit.
»Was ist los mit Chee?«, wollte er wissen.
Bevor ich antworten konnte, sah uns Brian. »Warum zum Teufel hältst
du seine Hand?«, brüllte er mich an. »Geh weg von ihm! Es ist doch alles schon
schlimm genug, da musst du es nicht auch noch schlimmer machen!«
»Brian, was soll das? Er ist mein Freund, das weißt du doch.«
Brian schlug gegen die Tür. »Geh weg von ihm, von ihnen allen! Es
ist schon schlimm genug, dass ich ganz allein bin, da musst du nicht auf noch
drauf herumreiten!«
Martini zog mich von der Tür weg. »Okay, da gehst du ganz bestimmt
nicht rein.«
»Hier stimmt etwas ganz und gar nicht, noch weniger als vorhin.
Brian war nicht so, noch nie. Er ist kein aggressiver Mensch.« Ich sah erst ihn
an, dann Chee und Michael, die selbstmordgefährdet beziehungsweise finster
wirkten. Es machte klick. »Oh. Jeff, warte hier. Ist schon in Ordnung.«
Ich ließ seine Hand los und kehrte zu Brians Zelle zurück. »Brian,
bitte hör auf«, sagte ich sanft. »Ich verstehe, wirklich, ich verstehe.«
Er beruhigte sich. »Was verstehst du?«
Ich sah ihm in die Augen. »Ich muss mit dir sprechen, wer auch immer
du da in Brian bist. Wenn ich reinkomme, wirst du mir dann wehtun?«
Plötzlich wirkte Brians Blick verschleiert, er schüttelte den Kopf.
»Bitte. Hilfe. So einsam.«
»Ich weiß, ich verstehe. Sind drei von euch hier, oder bist du
allein?«
»Kann nicht antworten … nicht wie du.«
»Wie bist du? Wie ein Tier? Ein Insekt? Durchsuch Brians Gedächtnis
und sieh nach, was dir bekannt vorkommt.«
»Kitty, was tust du denn da?«, zischte Martini.
»Sei still, Jeff. Es ist wichtig, sei still.«
Brians umwölkter Blick ruhte auf Martini. »Hasst mich.« Er klang
zornig.
»Nein, liebt mich. Er hat Angst, dass du
mir wehtust. Das wird er nicht zulassen.«
»Fühle Hass.«
»Ja, aber er ist nicht so gemeint, wie du glaubst. Er ist
eifersüchtig. Schau in Brians Verstand, dann wirst du
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