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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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geschmückt war. Die Säulen waren allerdings viel interessanter. Sie hielt ihre Fackel in die Höhe und kniff angestrengt die Augen zusammen, um zu lesen, was auf der ersten stand. Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, als sie erkannte, dass hier Bücher eingraviert waren, bis zur hohen Decke hinauf. Vor ihren glücklichen Augen erstreckte sich das tröstliche Flüstern von Geschichten und Abenteuern, die sie schon ihr Leben lang kannte. Beinahe hätte sie kehrtgemacht, um Strell zu holen. Doch das Licht am anderen Ende lockte sie, und Alissa ging darauf zu, wobei sie unterwegs immer wieder Abschnitte vertrauter und neuer Geschichten las. Die Säulen, die wie ein eigenartig symmetrischer Wald um sie herum aufragten, wirkten unheimlich und anheimelnd zugleich. Erstaunt blieb sie stehen, als sie die letzte Säule hinter sich ließ. Es war, als könnte sie die gesamte Welt von hier aus sehen.
    Auf dieser Seite des Berges schneite es nicht, und der klare Himmel enthüllte den fernen Horizont. Er war so gut wie flach. So etwas hatte sie noch nie gesehen, und es sah irgendwie falsch aus. In großen, sanften Wellen floss das Land von ihr fort, und der Berg, von dem aus sie hinunterblickte, überragte wie ein Riese die Hügel zwischen ihr und dem Meer. Der Ozean verlor sich in der grauen Ferne, doch sie konnte spüren, dass er da war, gerade so außer Sicht. Dann blickte Alissa nach unten, schluckte schwer und machte drei Schritte zurück. Sie musste all ihren Mut zusammennehmen, um vorsichtig wieder an den Rand zu treten und hinunterzuschauen. Zwischen ihr und dem Boden schwebten Wolken. Ihre Knie wurden schwach, und unwillkürlich drückte sie eine Hand auf den Magen. Der Boden am Rand war beschädigt, und sie erkannte deutlich, wo das Gitter einst im Berg verankert gewesen war. Bei der Vorstellung, dass Strell tatsächlich auf den Fels da draußen geklettert war, wurde ihr schlecht. Erschüttert drehte sie sich zu dem schwachen Geräusch tropfenden Wassers um, und ihre Augen gewöhnten sich langsam wieder an die nur vom Fackelschein erhellte Düsternis.
    Das eisige Tropfen führte sie zu einem gewaltigen Brunnen; die Wand war so dick, wie Alissas Schultern breit waren. Stetig platschten Tropfen hinein, und die bewegte Oberfläche schien ein rhythmisches Echo abzubilden. Ihr Blick hob sich auf der Suche nach der Quelle dieser Tropfen, und vor Staunen blieb ihr der Mund offen stehen. Hoch über dem künstlichen Teich hing ein fantastisches Gebilde, aus Stein gehauen, in der Form eines riesigen Kegels. Leise pfiff der Wind durch die Kanäle, die sich wabenartig hindurchzogen, und verwundert erkannte sie, dass dieses Gebilde dazu geschaffen worden war, Wasser aus der Luft zu gewinnen!
    Sie staunte über die Kunstfertigkeit, die nötig war, um so etwas zu erschaffen, ließ die Hand sinken und kostete vom Ergebnis dieser Bemühungen. Das Wasser in der Zisterne war warm, und sie erschauerte. Von ihren Fingern in Bewegung versetzt, rollte das Wasser in sanften Wellen an die kreisrunden Wände. Im weichen Dämmerlicht sah es eher aus wie Nebel denn wie eine Flüssigkeit. Nervös trocknete sie die Hand an ihrem Mantel, blickte zur Decke der Höhle auf und versuchte, die wirbelnden Farben dort oben genauer zu erkennen.
    Sie legte ihre Fackel hin, um sich auf den Brunnenrand zu stellen und die Decke besser sehen zu können, zögerte aber, als der Fackelschein auf die halbhohe Wand der Zisterne fiel und dort fein eingemeißelte Worte enthüllte. Sofort ging sie davor in die Knie, um sie zu lesen, wozu sie ihre Fackel so nah heranziehen musste, dass der Rauch ihr in den Augen brannte. Ihre Augenbrauen hoben sich, als sie erkannte, dass es sich nicht um eine Geschichte handelte, sondern um Namen! Ihre Sorge war vergessen, und Alissa umkreiste mit erhobener Fackel die Zisterne.
    »Dom-Crawen«, flüsterte sie. »Redal-Stan.« In wachsender Aufregung fuhr sie fort, denn sie erkannte die Namen, die Nutzlos für sie in den Schnee geritzt hatte, damit sie sie auswendig lernte. »Sloegar«, las sie verwundert und fragte sich, warum die Namen hier auf einmal einfach waren, keine Doppelnamen. Die Schriftzeichen zogen sich in überlappenden Reihen wie eine Spirale an der Wand hinab. Alissa folgte ihnen, und ihr Finger fuhr leicht über viele Zeitalter abwärts. Fast am Ende angekommen, hielt sie inne. »Keribdis«, hauchte sie und erschauderte, als sie einen weiteren Namen erkannte. Die männlichen Namen waren also doppelt, die weiblichen

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