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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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getan! Welcher Dämon hatte ihr das eingeflüstert?
    Im Dunkeln tastete sie nach dem Zündzeug ihres Papas und entzündete eine Fackel. Das Licht flackerte in einem Luftzug, den sie vorher nicht bemerkt hatte. Ihre Neugier regte sich, und sie spähte hinab in ein quadratisches Loch im Boden. Dies musste der Gang sein, von dem Strell ihr erzählt hatte, der Tunnel zu Nutzlos’ Verlies. Nutzlos hatte sich typisch wortkarg gezeigt, als sie ihn einmal gefragt hatte, wie es Strell gelungen war, ihn zu befreien. Doch Strell hatte ihr so freimütig davon berichtet, dass sie sich manchmal fragte, wie weit seine Erzählung der Wahrheit entsprach. Diese Treppe hatte er jedenfalls erwähnt. »Und Säulen, graviert in der Schrift, die ich lesen kann«, flüsterte sie, und ihre Neugier wuchs.
    Die Brise, die an ihrem Haar zupfte, roch nach Schnee, und sie fragte sich, wie lange sie brauchen würde, um ans Ende der Treppe zu gelangen. Es könnte sich als nützlich erweisen, einen dritten Ausweg aus der Feste zu kennen. Die enge Treppe sah schrecklich dunkel und feucht aus, doch der Gedanke an etwas zu lesen war unwiderstehlich. Alissa atmete entschlossen durch, steckte vorsichtshalber das Messer in ihre Tasche und begann mit dem Abstieg.
    Die Luft fühlte sich oberhalb ihrer warmen Stiefel kalt und feucht an, und sie war froh, dass sie noch ihren Mantel trug. Sie begann zu zittern, und als sie gerade entschied, das Ganze zu vergessen und nach oben ins Warme zurückzukehren, endete die Treppe, und ein schmaler, enger Tunnel begann. Sie hielt ihre Fackel vor sich und folgte ihm, bis er sich zu einer schmalen Kammer weitete; das andere Ende wurde von einem gewaltigen Gitter versperrt. Die Gitterstäbe standen so weit voneinander entfernt, dass sie leicht zwischen ihnen hätte hindurchschlüpfen können. Sie hörte Wasser tropfen, und die kalte Luft roch frisch. Alissa wollte ihre Fackel in den Wandhalter stecken, doch die letzte Fackel war so fest hineingedrückt worden, dass sie sie nicht herausbekam. Sie fand sich damit ab, ihre in der Hand halten zu müssen, und trat näher an das Gitter heran.
    Dahinter lag hallende Schwärze, nur unterbrochen von schemenhaften, riesigen Säulen. Ihr Licht, das auf den glatten Steinboden fiel, reichte nicht weit, ehe es von der Dunkelheit verschluckt wurde. Sie zögerte, biss sich auf die Lippe und musterte die Metallstäbe. Langsam streckte sie die Hand aus, um einen von ihnen zu berühren. Eine unsichtbare Energie blitzte auf, und sie wäre vor Schreck beinahe aus der Haut gefahren. Auf dem Gitter lag ein Bann, dachte sie und steckte sich den Finger in den Mund.
    Mit verzerrtem Gesicht betrachtete Alissa den fernen Schimmer von Sonnenlicht weit hinter den Säulen. Sie konnte erkennen, dass in die Säulen etwas eingemeißelt war, doch sie war zu weit weg, um auch nur die nächststehende deutlich genug erkennen zu können. Es ärgerte sie, nicht zu wissen, was dort stand, und sie beäugte die Metallstäbe argwöhnisch. Strell hatte gesagt, er sei zwischen ihnen hindurchgeschlüpft, nicht nur hinein, sondern auch hinaus, an dem anderen Tor in der Westflanke. Er hatte gesagt, die Banne wirkten nur gegen Nutzlos.
    »Vielleicht, wenn ich sie dabei nicht berühre …«, flüsterte sie und schob vorsichtig einen Finger in die Lücke, mitten zwischen zwei Stäbe. Es kribbelte warnend, doch sie spürte keinen Schmerz, also schob sie ihren Arm weiter durch das Gitter. Sie wackelte mit den Fingern, zog die Hand zurück und versuchte dasselbe mit einem Fuß. Wieder nur die Warnung. Zischend stieß sie den Atem aus und warf einen Blick auf ihre Fackel. Sie brannte gut. Alissa hatte reichlich Zeit, sich anzusehen, was auf ein paar von diesen Säulen stand, und es wieder bis nach oben zu schaffen, bevor die Fackel erlosch – wenn sie an diesem Gitter vorbeikam.
    Mit geschürzten Lippen trat sie einen Schritt zurück. Ihr Finger war ein wenig verbrannt, aber es war nicht weiter schlimm. Es tat nicht einmal mehr weh. Sie bog ihn und betrachtete ihn im schwachen Schein der Fackel. Strell war durch das Gitter gekommen, also musste sie es auch schaffen. Sie nickte entschlossen und trat mutig zwischen die Gitterstäbe. Wie eine mächtige Welle durchlief die Warnung ihren ganzen Körper, erschreckend stark. Sie erschauerte, doch sobald sie hindurch war, sah sie sich mit wachsender Ehrfurcht in der riesigen Höhle um.
    Ihr Blick hob sich zur fernen Decke, die in zahllosen, sanften Farben in weichen Mustern

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