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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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entziehen, und sie packte seinen Arm umso fester. Sie warf ihm einen strengen Blick über die Schulter zu, bevor sie ihre Aufmerksamkeit seiner Hand zuwandte. Sie war so kräftig, wie Alissa sie in Erinnerung hatte, gebräunt von der Sonne, mit dicken, starken Knöcheln. Seine Fingernägel waren kurz geschnitten und trugen einen Lehmrand. Seine Haut war warm, rau und schwielig. Diese Hand erinnerte sie an die ihres Papas.
    Ihre Wut legte sich, als sie sich vorbeugte, um seinen kleinen Finger zu untersuchen. Nur das obere Glied war entfernt worden. Das war nicht viel, aber es reichte. Die Wunde war gut und sauber verheilt. Strell hätte es schlimmer treffen können, dachte sie und löste ihren Griff, als er ihr sacht den Arm entzog.
    Entschlossen drückte sie ihm die Flöte in die Hand. »Zeig mir, bis wohin dein Finger reicht«, verlangte sie.
    Strell ließ den Kopf sinken, die Flöte in der linken Hand. »Alissa«, sagte er leise. »Der Wind soll es fortwehen. Ich habe versucht zu spielen. Ich kann es nicht.«
    »Ich weiß. Ich habe es gehört. So schlimm war es gar nicht.«
    Der Blick, den er ihr zuwarf, war beinahe verängstigt. »Du hast es gehört?«
    Sie nickte. »Und jetzt zeig es mir.«
    Er schüttelte den Kopf und wich einen Schritt zurück. »Ich werde nicht spielen.«
    »Darum bitte ich dich auch gar nicht«, sagte sie und spürte, wie ihr Herzschlag zu rasen begann. Sie würde ihn spielen hören, und wenn es bis Sonnenaufgang dauerte.
    Strell blickte auf die Flöte hinab und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    »Zeig mir, um wie viel dieser Finger zu kurz ist«, sagte sie.
    Er runzelte die Stirn, und seine Brauen zogen sich trotzig zusammen. Alissas Herz wurde weich. »Tu es für mich, nur ein Mal«, sagte sie, »und ich werde nie wieder davon sprechen, selbst wenn der Navigator seine Hunde auf Erden jagen lässt.«
    Strell rieb sich den Kopf. Er warf ihr einen argwöhnischen Blick zu und setzte sich auf den Boden. Er schluckte schwer, nahm die Flöte in beide Hände, hielt sie aber von sich weg, um eindeutig anzuzeigen, dass er nicht spielen würde.
    Alissa ließ sich neben ihm niedersinken. Er wollte die Flöte von ihr wegziehen, doch sie hielt seinen Arm fest und rückte näher heran, bis sie so dicht bei ihm saß, dass ihr Bein das seine berührte. »Halt still«, sagte sie und beugte sich über seine Hände. Eifrig untersuchte sie seinen geübten, lockeren Griff um die Flöte. Seine Finger bogen sich ganz natürlich, ließen aber eine deutliche Lücke zwischen dem kleinsten Finger und dem letzten Loch. Der Geruch der Wüste hing an ihm, selbst mitten im Winter. Ihre Schultern sanken bei dieser Erinnerung an die Wärme des Sommers wie von selbst herab. »So viel zu kurz ist er nicht«, sagte sie leise.
    Sogleich entzog sich Strell ihrem lockeren Griff. »Es reicht aber.« Er streckte ihr die Flöte hin, und als sie sie ignorierte, legte er sie vor Alissa auf den Boden.
    »Dein Finger könnte das Loch erreichen, wenn es an der Seite wäre und nicht oben«, beharrte sie.
    »Da ist es aber nicht, oder?«, entgegnete er bitter, griff zum Schürhaken und stocherte im Feuer herum.
    Hitze wallte aus dem Kamin. »Dann mach dir eben eine neue Flöte«, sagte Alissa, die seine düstere Laune satt hatte.
    Strell zog den Schürhaken energischer zurück, als nötig gewesen wäre. »Weißt du, wie lange das dauern würde?«
    »Hast du denn etwas Besseres zu tun?«, erwiderte sie hitzig.
    Strell runzelte die Stirn, offensichtlich überrascht. »Ich habe nicht das nötige Werkzeug.«
    »Ist alles in den Kellern. Ich habe es gesehen.«
    »Ich habe nicht das richtige Holz.«
    »Keller«, sagte sie erneut.
    Strell schüttelte den Kopf, und der Anflug eines Lächelns zupfte an seinen Mundwinkeln. »Du hast dir das alles schon genau zurechtgelegt, nicht wahr?«
    Sie grinste, wurde aber rasch wieder ernst. »Ich kann nicht zulassen, dass Bailic dir das antut«, erklärte sie. »Ich kann nicht zulassen, dass er dir deine Musik wegnimmt, deinen Broterwerb. Bitte«, sagte sie, nahm die Flöte und drückte sie ihm in die Hand. »Ich will dich spielen hören. Ich weiß, dass du wieder sehr gut werden wirst. Du brauchst nur ein wenig Zeit, um die neuen Fingersätze auszuarbeiten oder um dir eine neue Flöte zu machen, damit das gar nicht nötig ist.«
    Erleichterung überflutete sie, als sie sah, wie er die Finger fester um die Flöte schloss. »Was, wenn es trotzdem nicht klappt?«, fragte er furchtsam.
    »Dann hast du

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