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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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kannte, oder er arbeitete mit seinen Farben und Pinseln. Seine Scherze, mit denen er sie einst ständig aufgezogen hatte, waren selten geworden. Sie hätte alles dafür gegeben, ihn ein anstößiges Tavernenlied singen zu hören, vorgetragen einzig zu dem Zweck, sie in Verlegenheit zu bringen.
    Strell verhielt sich albern, fand sie. Eigentlich gab es keinen Grund für ihn, gar nichts mehr zu spielen. Er konnte die Melodien auf der Tonleiter so verschieben, dass er diesen einen Ton gar nicht brauchte. So ging das nun schon fast zwei Wochen. Er gebärdete sich ganz wie der sture Tiefländer und glaubte, ein fehlendes Fingerglied mache ihn gleich wertlos. Er hatte sie den Finger nicht einmal ansehen lassen, außer dieses eine Mal beim Töpfern. Sie senkte den Kopf und lächelte in sich hinein. Um ihr etwas beizubringen, hatte er seinen Stolz beiseitegeschoben.
    Sie setzte den nächsten Stich und zögerte. Vielleicht brauchte er nichts weiter als einen Anstoß? Sie legte ihr Nähzeug beiseite, stand auf und ging in die Küche. Ihre Flöte lag in der Speisekammer, schon seit ihrem und Strells Abendessen draußen an der Feuerstelle, im vergangenen Herbst. Sie spielte nicht mehr darauf. Neben Strell klang ihr Spiel zu erbärmlich.
    Strell blickte auf, als sie den finsteren Durchgang erreichte. »Wo willst du hin?«
    »Ich bin gleich wieder da«, erwiderte sie geheimnisvoll.
    Kralle blinzelte sie mit einem verärgert wirkenden Blick an, als sie die Küche betrat. Ein leises Trippeln war zu hören, als die Maus, die Kralle belauert hatte, hastig in ihr Versteck huschte. »Die Mäuse kommen bald wieder heraus«, versprach sie und fand ihre Flöte genau da, wo sie sie gelassen hatte – bei ihrem Stab hinter den Äpfeln. Da sie nicht sicher war, wie er darauf reagieren würde, versteckte sie die Flöte halb hinter sich und kehrte ans Feuer zurück.
    Strell blickte auf, als sie sich auf ihrem Stuhl niederließ. Sie wusste, dass er die Flöte gesehen hatte, denn sein Kiefer spannte sich und seine Stirn legte sich in Falten. Ein Spritzer Glasur schwappte über den Rand des kleinen Topfes, als er zu fest darin herumrührte. »Ich mache das«, erbot sich Alissa, schnappte sich den Lumpen, mit dem sie ihre Hand vor der heißen Teekanne schützte, und kniete sich neben ihn. »Halt das bitte kurz«, sagte sie und hielt Strell die Flöte hin.
    Er erstarrte, und sie blickte vom Fußboden auf. »Nun nimm sie schon«, beharrte sie, und er stand ungeschickt auf, hielt den Topf Glasur umklammert und vor sich wie eine Ausrede.
    »Nein.«
    Seine barsche Weigerung überraschte sie, und sie fühlte einen Anflug von Zorn. »Du bist albern«, sagte sie. »Diese Note kommt nicht in jedem Lied vor.«
    Strells Miene wurde hart. »Es steht dir nicht zu, in dieser Sache irgendetwas zu sagen«, erklärte er mit so kalter Stimme, dass sie fürchtete, sie könnte zu weit gegangen sein.
    »Aber dein Finger reicht doch beinahe bis zu dem Loch«, flehte sie vom Boden aus.
    »Beinahe ist nicht genug.«
    »Hör mal.« Alissa wischte die Glasur auf, bevor der Boden Flecken bekommen konnte, und stand wieder auf. »Halte sie doch nur einen Augenblick. Zeig mir, wie weit der Finger kommt.«
    Sein Kiefer spannte sich, während sie so vor ihm stand, doch er wich nicht zurück.
    »Zu Asche sollst du verbrannt sein, Strell«, rief sie frustriert aus. »Dein halber Finger fehlt. Wenn du das versteckst oder ignorierst, bringt ihn das auch nicht zurück! Ich will dir doch nur helfen. Es ist meine Schuld, dass Bailic dir das angetan hat.«
    Es schnürte ihr die Kehle zu, und sie wandte sich ab. »Es ist meine Schuld, und du willst mir nicht einmal erlauben, mir den Finger anzusehen. Du lässt mich nicht helfen«, flüsterte sie und erkannte nun, warum es ihr so wichtig war, dass er wieder spielte. Ihretwegen hatte er seine Musik verloren. Sie würde sie ihm wiederbringen.
    Strell räusperte sich. »Es ist nicht deine Schuld, dass ich nicht mehr spielen kann«, sagte er steif. »Ich bin kein Pfeifer mehr. Es gibt keinen Grund, warum du ihn dir ansehen solltest. Er ist gut verheilt.«
    Wut flammte in ihr auf, fälschlicherweise gegen Strell gerichtet. Sie fuhr herum und packte seine Hand. »Du führst dich auf wie ein Kind«, warf sie ihm vor. »Lass mich den Finger sehen.« Strell zog seine Hand weg und erzürnte sie damit noch mehr. »Lass mich ihn sehen!«, schrie sie, packte seinen Arm und klemmte ihn zwischen ihren Arm und Oberkörper.
    Strell wollte sich ihr

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