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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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nichts verloren, außer ein wenig Zeit.«
    »Aber was, wenn es doch klappt?«, fragte er, beinahe flüsternd. »Was, wenn ich spielen könnte? Dann hätte ich Bailic eine Möglichkeit verschafft, mich wieder zu erpressen. Das darf ich nicht zulassen. Er könnte noch Schlimmeres tun.«
    Alissa schlug die Augen nieder. »Lass dir von Bailic nicht das wegnehmen, was du liebst, nur weil du Angst darum hast. Dein Finger bedeutet nichts. Sein Verlust ist eine vermeintliche Schwäche, die nur du zu einer wirklichen Schwäche machen kannst.«
    Er schwieg, den Blick auf das Instrument gerichtet. Seine Augen schlossen sich für einen Moment, und seine Finger zitterten auf dem Holz. »Also schön«, sagte er und öffnete die Augen. »Ich werde es versuchen.«
    Erleichterung, so stark, dass ihr Tränen in die Augen traten, durchflutete Alissa. Sie lächelte zu ihm auf. »Spielst du etwas für mich?«, bat sie, und er nickte, wich ihrem Blick aber aus.
    Er ließ sich im Schneidersitz vor dem Feuer nieder, wie sie es schon hundertmal gesehen hatte. Alissa wollte den warmen, hellen Kreis des Feuerscheins nicht verlassen, um auf einem harten Stuhl zu sitzen, also blieb sie, wo sie war; sie saß still neben ihm, die Hände im Schoß. Strell warf ihr einen Seitenblick zu und konzentrierte sich dann auf die Flöte in seinen Händen. Er überlegte kurz und spielte drei Töne. Zögernd begann er von vorn und spielte sie höher. Alissa lächelte, als sie die Melodie erkannte. Es war das Schlaflied, das sie auf dem Weg zur Feste geteilt hatten – das Lied, das sie ihm beigebracht hatte, noch bevor sie einander begegnet waren, als sie ihre Lager an gegenüberliegenden Enden desselben Tals aufgeschlagen hatten. Sie hatte es gespielt, um ihr Heimweh zu mildern, und Strell hatte es gehört und sie erschreckt, indem er die Melodie nachgeahmt hatte.
    Der letzte Rest Besorgnis löste sich, als seine zögerlichen, unsicheren Töne in einen schnelleren Rhythmus übergingen. Alissas Schultern sanken herab, und sie schloss die Augen, um ihre Tränen zurückzuhalten. Er würde wieder ganz er selbst sein. Strell würde wieder in Ordnung kommen. Bailic hatte seinen Willen nicht gebrochen.
    Langsam bekam das Lied Kraft und emotionalen Ausdruck und klang ganz so, wie er es früher für sie gespielt hatte. Sein ungeschicktes Zögern ließ nach, der Fluss wurde wieder selbstsicherer. Alissa lächelte und zog die Beine unter sich, um es sich gemütlich zu machen. Sie beugte sich vor, schürte das Feuer, und als sie sich wieder aufrichtete, sah sie, dass Strell ein wenig beiseite gerückt war und ihr seine Schulter zum Anlehnen darbot.
    Schüchtern und zögernd nahm sie an und lehnte sich gegen ihn, während er spielte; sie wusste nicht, wie viel Gewicht er halten konnte, ohne aus dem Gleichgewicht zu geraten. Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und lächelte, als er vor Überraschung die Melodie heftig wackeln ließ. Der Duft der Wüste erfüllte ihre Sinne, und sie atmete tief ein und schloss die Augen, um sich vorzustellen, die Wärme des Feuers sei die der Sonne und sie selbst sei weit fort von der Feste, dem Schnee und der Kälte, sei wieder auf den Wiesen und Feldern, wo sie als Kind gespielt hatte. Sicher. Geborgen.
    Seine Musik lullte sie in einen Zustand tiefer Entspannung, wie so oft. Schwer an ihn gelehnt, döste sie vor sich hin, beruhigt von Strells Herzschlag und seiner Musik, sanft und langsam; sie merkte es gar nicht richtig, als die Musik verklang, und es war ihr gleichgültig, ebenso wie Strells Arme, die sie nun umfingen. »Alissa«, sagte er, und sie spürte, wie sein Atem durch ihr Haar fuhr.
    »Hm …«, brummte sie schläfrig, wobei sie nicht einmal sicher war, ob sie das laut gesagt hatte.
    »Bist du wach?«
    »Nein«, murmelte sie, denn es war ihr gleich. Sie hörte trockene Kohlen übereinander rutschen und spürte ein Aufwallen von Hitze.
    »Danke«, flüsterte er. Die Worte wurden begleitet von einer federleichten Berührung und einem Atemhauch auf ihrer Stirn.

 
    – 15 –
     

    A lissa blickte suchend ins Gebälk und streute die Teeblätter in die Kanne. Sie hatte Kralle nicht mehr gesehen, seit Strell Bailic das Mittagstablett gebracht hatte. Es sah dem kleinen Vogel gar nicht ähnlich, doch er begleitete Strell nun stets, wenn er Bailic seine Mahlzeiten brachte, und es war sogar noch ungewöhnlicher, dass Kralle danach bei Strell blieb. Doch Strell war nun so weit, seine Töpferwaren in den Ofen zu stellen, und vermutlich

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