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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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Spiel, dachte sie. Zwei Atemzüge später hatte sie bereits fünfmal verloren und änderte ihre Ansicht. Nutzlos war schnell. Ungeheuer schnell.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, zog er die Augenbrauen in die Höhe. »Ja, es ist einfach, aber es braucht einige Übung, bis man es wirklich beherrscht. Begehe ja nicht den Fehler, zu glauben, du könntest auch nur annähernd an Bailics Fähigkeiten heranreichen. Er würde zurückschlagen, ehe dein Bann fertig aufgebaut ist. Du darfst ganz sicher sein«, warnte er, »dass das Ergebnis höchst unangenehm wäre. Wenn du gegen ihn vorgingest, würden alle unsere Abmachungen ihre Gültigkeit verlieren. Bei einem Angriff wäre er frei, sich zu seinem Schutz zu verteidigen.« Nutzlos starrte finster vor sich hin. »Ein dehnbarer Begriff. Du würdest keine zweite Gelegenheit zu einem Angriff bekommen.«
    Alissa schluckte schwer und blickte auf ihre Schuhe hinab. Die Flaumflöckchen erreichten die Flammen, glommen strahlend auf und verglühten.
    Nutzlos nickte. »Genau so«, sagte er leise. »Wollen wir uns jetzt deiner Quelle widmen?«
    »Meiner Quelle?« Alissa hob den Kopf. Sie hatte damit gerechnet, noch zwei weitere Wochen warten zu müssen.
    »Natürlich«, erwiderte er brummelnd. »Ich habe nicht die Absicht, dich noch länger mit einem Säckchen um den Hals in der Feste herumlaufen zu lassen, für dessen Gegenwert man eine ganze Stadt freikaufen könnte. Du scheinst immerhin einen Anflug von Selbstbeherrschung zu besitzen. Wir werden die Regeln also ein wenig beugen.« Erwartungsvoll streckte er die Hand aus, und Alissas glückliches Lächeln erlosch. Sie starrte ihn an und hatte plötzlich Angst vor dem, was er verlangen könnte. »Bitte«, sagte er sanft, »ich möchte es mir nur einen Augenblick lang ansehen.«
    Widerstrebend zog sie die Schnur, an der das Säckchen um ihren Hals hing, über den Kopf, wobei sie sich in ihrem verfluchten langen Haar verfing. Die Schnur war grau und dünn vom langen Gebrauch. Das Säckchen selbst sah nicht viel besser aus. Seinen Scherz von vorhin hatte sie ganz und gar nicht komisch gefunden, doch das Schlimmste war, dass sie selbst nicht verstand, warum es ihr so wichtig war, das Beutelchen für sich zu behalten. Sie umklammerte es fest und erstarrte, ihre Augen wurden schmal vor Argwohn, und sie war verwirrt und verstört ob dieses ungewöhnlichen Misstrauens.
    »Bitte, Alissa«, sagte er besänftigend. »Ich möchte mich nur vergewissern, ob so viel davon da ist, dass es dein Potenzial rechtfertigen würde. Als dein Vater die Feste verließ, gab ich ihm Quellenstaub mit, damit er mein Buch besser schützen konnte, falls das nötig sein sollte. Ich habe damals angenommen, dass er ihn binden würde, doch das hat er offensichtlich nicht getan, da der Staub sich nun in deinem Besitz befindet. Aber wenn du es mir lieber nicht gestatten willst …« Nutzlos ließ seine Stimme ersterben. Seine Hand schloss sich um leere Luft und sank herab. Das war eine geschickt umschriebene, unausgesprochene Drohung.
    Alissa musste ihm blind vertrauen; sie hatte das Gefühl, dass ihr Leben davon abhängen könnte. Der geringste Anflug von Misstrauen könnte ihre Gedanken gegen ihn vergiften und damit eine lange Abwärtsspirale in Gang setzen, bis sie sich ebenso in allgemeinem Argwohn und Paranoia wälzte wie Bailic. Das Blut rauschte Alissa in den Ohren, als sie ihre Finger in den dicken Handschuhen zwang, sich zu lockern, und das kleine Säckchen in seine wartende Hand fiel. Als seine Finger sich darum schlossen, stieg ein Gefühl des Verlustes schwarz und schwer in ihr auf und erschreckte sie mit seiner erdrückenden Verzweiflung. Sie biss die Zähne zusammen, als ihr plötzlich schwindlig wurde. Sie erstickte den Impuls, Nutzlos zu schlagen, zwang sich, die Augen zu öffnen, und bemühte sich, jegliche Gefühle zu unterdrücken. Sie würde das Säckchen schon zurückbekommen.
    »Danke«, sagte er leise und blickte ihr offen in die weit aufgerissenen Augen. Dann senkte er den Blick und konzentrierte sich ganz auf ihren Quellenstaub.
    Alissa konnte kaum erwarten, dass seine Untersuchung endlich abgeschlossen sein würde. Sie schlang die Arme um die Knie und bemühte sich, ruhig zu atmen, während er die Stirn runzelte und einen schmalen Gedankenfaden zu dem Beutelchen aussandte. Seine goldbraunen Augen weiteten sich, und Alissa streckte die Hand aus und packte ihn am Arm.
    »Was ist denn?«, fragte sie, schwindlig von der plötzlichen Bewegung.

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