Alissa 2 - Die geheime Wahrheit
Felder.«
»Aber Ihr sagt mir, dass es auch undurchlässige gibt.«
Er grinste, und seine Zähne blitzten erschreckend weiß in der Finsternis auf. »Ich mag dich.« Sein Lächeln wurde rasch zu einem Lachen, das durch den Garten rollte und die Brache mit der Wärme seiner prächtigen Laune erfüllte. Von irgendwoher antwortete Kralle mit ihrem Ruf.
»Das ist schön.« Sie lächelte dünn. »Aber worum geht es dabei?«
»Es geht darum, dass ich das Leben des Feuers erstickt habe, und weil ich dazu nicht meine Quelle und mein neuronales Netzwerk benutzt habe, gab es bei dir keine Resonanz, die mich verraten hätte. So war meine Tat schwerer zu erspüren. Das verlieh mir den Vorteil der Heimlichkeit. Gebrauche ein undurchlässiges Feld sehr vorsichtig, wenn überhaupt«, warnte er, und seine Züge wirkten grimmig. »Allem, das nicht die Fähigkeit besitzt, dein Feld zu brechen, wird es das Leben auslöschen.«
»Oh …« Alissas Augen weiteten sich, als sie erkannte, welch machtvolle Waffe Nutzlos ihr gegeben hatte. Es hatte sich angefühlt wie die anderen Felder, die sie bisher hervorgebracht hatte, nur dichter konzentriert, dicker. Kein Wunder, dass man Bailic dies nie gelehrt hatte. Ein undurchlässiges Feld konnte tödlich sein.
»Gut«, sagte Nutzlos, der sah, dass sie begriff. »Nun denn, alle Bewahrer kennen oder vielmehr – äh – kannten durchlässige Felder, so auch Bailic. Mehr wird ihnen nicht beigebracht. Ein undurchlässiges Feld erfordert mehr Konzentration, doch es würde ihre Fähigkeiten gewiss nicht übersteigen. Erschaffe niemals ein undurchlässiges Feld, wenn er nahe genug ist, um es zu spüren. Falls Bailic jemals eines zu sehen bekommt, wird er wissen, dass sie machbar sind. Ich möchte nicht, dass er dieses Wissen besitzt. Durchlässige Felder sind für jedermann ausreichend.«
»Was, wenn eine Bewahrerin selbst darauf kam, dass es undurchlässige Felder gibt?«, unterbrach sie ihn.
»Dann bat man sie, das zu vergessen.« Nutzlos sah sie stirnrunzelnd an, bis sie den Blick abwandte. »Durchlässige Felder sind ausreichend, um selbst die wilderen Reaktionen zu begrenzen, so wie diese.« Mit einem Zwicken an ihren Pfaden blühte das Feuer wieder auf. Dankbar rückte sie dichter an die Flammen heran.
»Und wie du ebenfalls schon erraten hast«, fuhr er trocken fort, »wird ein durchlässiges Feld benutzt, um Materie oder Energie aus deinen Gedanken in die Wirklichkeit zu transportieren.«
»Wie die Becher, die Ihr erschafft?«
»M-hm, oder deine wunderbare Explosion letzten Herbst«, beendete er ironisch den Satz.
Zerknirscht schloss Alissa den Mund und beschäftigte sich angelegentlich mit dem Feuer, aber nicht lange. »Die Energie, die man benutzt, um etwas zu erschaffen … wenn sie erst in einem Ding fixiert ist, kann man sie dann jemals wieder in die Quelle zurückführen?«, fragte sie.
Nutzlos nickte und trank einen Schluck Tee. »Ja. Dazu benutzt man ein undurchlässiges Feld, deshalb wissen Bewahrer im Allgemeinen nicht, wie man das bewerkstelligt. Doch der bei weitem beliebteste Einsatz für ein Feld«, sagte er und änderte deutlich das Thema, »ist der, es als Trittstein von den eigenen Gedanken hinaus in die Wirklichkeit zu benutzen.«
»Um einen Bann zu erschaffen«, behauptete Alissa.
»Ja.« Nutzlos rieb sich nachdenklich das glatte Kinn. »Ein Feld gibt dem Bann einen Ort vor, innerhalb dessen er wirksam wird.« Er sah ihren zweifelnden Blick und fügte hinzu: »Es ist viel einfacher, als es sich anhört.«
Es verschlug ihr beinahe den Atem. »Zeigt Ihr es mir?«, bat sie begierig.
Er kniff die Augen zusammen und überlegte. »Du hast das Muster der Pfade in deinem Geist gesehen, das einen Bann der Erstarrung hervorbringt, als Bailic ihn gewirkt hat, nehme ich an?«
Alissa spürte, wie sich ihr Herzschlag beim Gedanken an den grauenhaften Morgen beschleunigte, als Bailic Strells Finger verstümmelt hatte. Dieses Muster würde sie niemals vergessen.
Nutzlos verzog das Gesicht. »Baue den Bann auf, indem du einen dünnen Strom von deiner Quelle in die entsprechenden Pfade leitest. Wenn du es richtig gemacht hast, wird das Muster eine Resonanz in meinen eigenen Pfaden erzeugen.«
Sogleich sandte Alissa einen schmalen Gedankenpfeil aus, der ihre Quelle anzapfte und die erste Schleife aufbaute, oder Sequenz, wie Nutzlos das nannte. Von dort aus leitete sie den Strom in die richtigen Pfade. Auf ihrem Netzwerk glühte ein schimmerndes Muster auf, und sie hielt es
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