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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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abklangen. Ihr Kopf fühlte sich leicht an, und die Kopfschmerzen verschwanden. Seufzend kuschelte sie sich tiefer in die Decke und wollte in diesem berauschenden Wohlbehagen wieder einschlafen. Doch die Bettdecke roch nach Bücherleim, und diese Überraschung ließ Alissa hellwach werden. Sie lag nicht nur in einem fremden Bett, sie hatte auch keine Ahnung, wie sie hierhergekommen war.
    »Asche«, flüsterte sie und setzte sich auf. Der Raum war sehr groß, sehr hoch und voller Bücher, sorgfältig auf Borden an drei Wänden verwahrt. Ein hohes Fenster bemühte sich, das Zimmer zu beleuchten. Den Schatten nach schätzte Alissa, dass es später Nachmittag sein musste. Ein weißer Wandschirm stand mitten im Raum. Alissa vermutete, dass sie sich in Redal-Stans Schlafgemach befand.
    Sie schloss die Augen und versuchte sich zu erinnern, wie sie hierhergekommen war. Vielleicht wusste Bestie mehr. »Bestie?«, flüsterte sie vorsichtig und spürte, wie das pochende Echo ihrer Kopfschmerzen erwachte. Diesmal waren sie aber nicht ganz so schlimm, und sie schloss die Augen und hielt sie einfach aus.
    »Was?«
    Das klang sehr kleinlaut, beinahe verängstigt, und Alissa begann sich zu sorgen. »Was ist geschehen?«
    »Ich habe es schon wieder getan.«
    Dieser Satz schreckte Alissa auf. Auch Besties Emotionen, getrennt von ihren eigenen, spiegelten Schrecken wider, aber vermischt mit Schuldgefühlen. »Du, äh, hast die Kontrolle übernommen?«, fragte Alissa zögernd.
    »Ja.« Besties Gedanken wurden ungezähmter. »Und es war so leicht«, hauchte sie, und Alissa lief ein Schauer über den Rücken. »Es war, als hätte es dich nie gegeben, bis ich seine Musik gehört habe.«
    »Musik?« Alissa versuchte ihre Angst zu verbergen, denn Bestie sollte nicht wissen, welche Furcht ihr dieses Geständnis einflößte. »Strells Musik? Du hast ihn gehört?«
    »Ja«, antwortete Bestie. »Sie haben dich auf den Balkon fallen lassen. Deshalb tut deine Schulter so weh. Ich hätte uns beinahe verwandelt, um davonzufliegen, aber dann habe ich seine Musik gehört und mich erinnert …«
    Alissa schluckte, als ihr bewusst wurde, wie knapp sie dem Verwildern entgangen war. »Und?«
    Bestie klang nun verängstigt wie ein kleines Kind. »Ich habe Angst bekommen. Ich habe dich wieder vergessen! Dann bin ich wütend geworden, weil ich Schmerzen hatte. Dann ist alles noch schlimmer geworden. Der Alte wusste, dass ich dich beinahe vergessen hätte. Er hat gesagt, ich würde das wieder tun. Er hat gesagt, er will mir helfen, auch schlafen zu gehen, bis du wieder aufwachst. Ich habe ihm gesagt, dass ich wach bleiben würde, um dich zu schützen, und wenn niemand mir wehtun oder mir Angst machen würde, dann würde ich auch mein Versprechen nicht vergessen. Aber er wollte mir nicht zuhören.«
    Alissa krallte die Finger in die Bettdecke, voller Angst vor Dingen, an die sie sich nicht erinnern konnte.
    »Ich habe nein gesagt«, fuhr Bestie fort, »und er hat gesagt, doch. Dann habe ich ein paar Dinge gesagt, die ich nicht hätte sagen dürfen. Und er hat ein paar Dinge gesagt, die er nicht hätte sagen sollen. Dann«, schilderte Bestie empört, »haben sie sich auf mich gesetzt und deine Hände gefesselt! Sie haben dir die Nase zugehalten und mich gezwungen, dieses – Dreckwasser zu trinken! Und dann bin ich eingeschlafen.« Besties Gedanken wurden furchtsam. »Es ging so schnell. Ich wollte nicht einschlafen.«
    Alissa holte tief Luft, ihre Finger zitterten, und sie ballte sie zu Fäusten. »Nun«, dachte sie zittrig, »es ist geschehen, und mir fehlt nichts, und dir fehlt nichts.«
    »Aber es wird wieder geschehen«, jammerte Bestie kläglich und verbarg sich.
    Alissa fühlte sich nun allein in ihren Gedanken und versuchte, sich zu beruhigen. Langsam ließen ihre Kopfschmerzen nach. Allmählich glaubte sie, Redal-Stan könnte recht haben und sie werde tatsächlich bald verwildern. Dass Bestie das auch nicht wollte, machte es irgendwie nur noch schlimmer. Rastlos schwang sie die Füße auf den Boden. Es musste eine Möglichkeit geben, nach Hause zu gelangen, ehe Bestie sie vollkommen vergaß.
    Ein Brief auf dem Nachttisch stach ihr ins Auge, und sie griff danach. Er war an »Eichhörnchen« adressiert, und Alissa runzelte die Stirn und hielt sich das Blatt dichter vors Gesicht, um die schnörkeligen Buchstaben im trüben Licht besser erkennen zu können. »Eichhörnchen«, las sie. »Keine Besuche von Bewahrern. Keine nonverbale Unterhaltung, egal mit

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