Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
Vom Netzwerk:
die Küchentür aufhielt. Drinnen herrschte ein unbeschreibliches Durcheinander. Sie blieb auf der Schwelle stehen und zögerte, diesen verrückten Wirbel aus Lärm und Hitze zu betreten.
    »Ihr solltet erst die Schülerküche sehen«, sagte Lodesh, tauchte hinein und zog sie mit sich.
    Jemand zupfte sacht an ihrem Ellbogen, und Alissa blickte in Kallys Gesicht. »Ich nehme Euch das ab«, flüsterte das Mädchen. Alissa lächelte dankbar und übergab Teekanne und Teller.
    Lodesh fing Kally ab, als die sich abwenden wollte, und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die junge Frau strahlte und warf einen Blick auf Alissa.
    »Lodesh?« Mavs laute Stimme ließ Alissa zusammenzucken. »Wärst du so gut, Redal-Stans Tablett hinaufzubringen?«
    »Ja, Mav, mein Liebling unter den älteren Damen«, sagte er dramatisch und vollführte eine übertriebene Verbeugung, während Kally es auf einmal sehr eilig hatte. »Alissa und ich werden Nahrung und Mäßigung zu jener Bestie tragen, die als Redal-Stan vor seiner ersten Tasse Tee bekannt ist.«
    »Danke, mein Lieber«, sagte sie leichthin. »Zu gütig, dass du bereit bist, dir solche Umstände zu machen.«
    Lodeshs aufgesetzte Miene der Selbstaufopferung verschwand, als er sich an einen Tisch lehnte, um ein Würstchen im Brotteig zu stibitzen, das er in drei großen Bissen verschlang. »Wir wollten ohnehin dort hinauf«, sagte er und wischte sich die Finger ab. »Redal-Stan hat offenbar Connen-Neutes Unterweisung hintangestellt, um Alissas Fähigkeiten zu erproben.«
    »Die alte Bestie nimmt eine weitere Schülerin an?«, fragte Mav.
    »Sieht ganz so aus.« Er richtete sich auf und schnappte sich mit einer Hand ein weiteres Würstchen und mit der anderen Hand das Tablett, auf das Mav zeigte.
    »Na los. Bevor die Würstchen kalt werden«, sagte Mav brüsk, als er ihr einen Kuss auf die papierdünne Haut ihrer Wange drückte, doch sie strahlte dabei.
    Alissa nahm die Teekanne, die Mav ihr in die Hände drückte. Sie atmete tief durch, um sich zu wappnen, und folgte Lodesh durch den Speisesaal. Hier war es jetzt zweimal so laut wie vorher, doch zu ihrer Erleichterung war Earan nirgends mehr zu sehen. Die kahle Wand über dem Kaminsims entlockte ihr ein Stirnrunzeln, aber vielleicht war das rätselhafte Gemälde in wirbelnden Blautönen noch nicht gemalt worden. In Gedanken versunken, tappte sie hinter Lodesh her in die große Halle.
    »Zu Asche will ich verbrannt sein!«, flüsterte sie und blieb wie angewurzelt stehen. Die Halle war wunderschön! Die marmornen Stufen schimmerten im Sonnenlicht. Elegant geschnitzte Kreuzblumen zierten die Geländerpfosten. Von den hohen, offenen Galerien hingen farbige Wogen von Stoff herab. Der Teppich, der die Bewegungen der Sonne zeigte – sie hatte ihn in einem der Lagerräume gesehen –, lag auf dem Boden, und die Details waren noch nicht von Jahrhunderten des Gebrauchs verblasst.
    Alissa verkniff sich einen Fluch und duckte sich, als etwas Rundes, Silbriges über ihren Kopf hinwegzischte. »Was«, rief sie aus und fuhr herum, um dem Ding nachzuschauen, »war das?«
    Lodesh wartete, während sie beobachtete, wie die kopfgroße Kugel hoheitsvoll wieder vom anderen Ende der Halle zurückschwang wie ein riesiges Pendel. »Hattet Ihr nicht gesagt, Ihr kämt von der Feste?«, fragte er.
    »So ist es«, erwiderte Alissa, verärgert über sich selbst, weil sie sich ihre Überraschung hatte anmerken lassen. »Aber – ach, ist nicht so wichtig«, beendete sie säuerlich ihren Erklärungsversuch. Sie folgte Lodesh die Stufen hinauf, bis er am Treppenabsatz im dritten Stock stehen blieb. Er lächelte erwartungsvoll, und sie spähte hinab auf den Boden der großen Halle. Ihr blieb der Mund offen stehen, als sie begriff. »Das ist ein Chronometer!«, flüsterte sie und beugte sich gefährlich weit über die Balustrade. »Die Kugel schwingt immer gleich, aber die Erde dreht sich darunter, und so kann man sehen, wie die Stunden verstreichen.«
    Starke Finger umfassten ihre Schulter, damit sie sich nicht noch weiter hinauslehnte. »Seht Ihr die Stunden, die in den Teppich gestickt sind?«, fragte Lodesh mit Stolz in der Stimme. »Das Pendel muss jeden Morgen neu ausgerichtet werden. Manchmal ändern Schüler den Ausschlag des Pendels, um ihre Verspätung zu verschleiern, und alles geht durcheinander, bis Redal-Stan es wieder in Ordnung bringt.« Er kicherte, und Alissa fragte sich, wie oft Lodesh schon für einen solchen Streich verantwortlich gewesen sein mochte.

Weitere Kostenlose Bücher