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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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versuchen«, fragte sie langsam, »und erst mal sehen, was geschieht?«
    »Ja«, flüsterte Connen-Neute inbrünstig.
    »Nein!«, schrie Redal-Stan. Er blickte von einer störrisch gerunzelten Stirn zur anderen und schloss die Augen. »Ich verliere die Kontrolle«, murmelte er. »Und ich muss meinen Griff noch weiter lösen.« Langsam nahm seine Miene einen ruhigen und, wie Alissa meinte, verschlagenen Ausdruck an. »Schön«, sagte er, und ihr Herz machte einen Satz. »Ich werde es euch erlauben, wenn Connen-Neute die Verantwortung für jegliche … Missgeschicke übernimmt.«
    »Abgemacht«, hauchte Connen-Neute. Seine leuchtenden Augen blickten in Alissas plötzlich misstrauisches Gesicht. Redal-Stan hatte viel zu leicht nachgegeben.
    Der alte Meister schnitt eine Grimasse. »Ihr dürft diesen alles andere als ratsamen Unsinn versuchen, wenn ihr euch wie Erwachsene verhaltet und nicht wie die kichernden Heranwachsenden, die ihr in Wahrheit seid.«
    »Versprichst du mir, nicht zu gucken?«, fragte Alissa Connen-Neute.
    »Wenn du mir versprichst, mich nicht anzugreifen … wie letztes Mal«, beendete er wortlos den Satz und richtete den Gedanken so aus, dass nur sie ihn hören konnte.
    »Letztes Mal?«, sandte sie ihm verwirrt zu.
    Er spielte an der Spitze seines Pantoffels herum. »Am Abend deiner Ankunft«, murmelte er.
    »Oh!«, sagte Alissa lachend in Gedanken. »Dieser kleine Klaps! Das tut mir leid, aber wir waren einander noch nicht einmal vorgestellt worden, und du warst wirklich sehr unhöflich.«
    »Das war ein Klaps?«, fragte er ungläubig, und ihr lief ein Schauer über den Rücken. Sie erschrak. Obwohl Connen-Neute vermutlich fünfmal so alt war wie sie, war er noch sehr naiv. Er war noch nie verletzt worden. Er hatte keine Ahnung, welches Risiko er einging, keine Ahnung von dem Schmerz, den ein Meister einem anderen zufügen konnte. Er hatte die hässlichen Möglichkeiten bisher nur verhüllt in Geschichten kennen gelernt, aber nie die Wirklichkeit erfahren, mit der sie hatte fertigwerden müssen, um zu überleben. Sie könnte diesem jungen Meister wehtun, ihn schwer verletzen. Verängstigt blickte sie zu Redal-Stan auf. Und er wusste das.
    Redal-Stans Blick wurde spöttisch, als er erkannte, dass Alissa nun begriffen hatte. Sie wurde zornig. Redal-Stan rechnete damit, dass sie Connen-Neute verbrennen würde. Er wollte sie als Werkzeug benutzen, um Connen-Neutes neu gewonnene Selbstsicherheit zu bremsen! Sie presste die Lippen zusammen und runzelte die Stirn.
    »Soll ich schnell oder langsam hereinkommen?«, fragte Connen-Neute und ließ sich anmutig vor ihr nieder.
    »Schnell«, sagte sie und fragte sich, ob es bereits zu spät sein könnte.
    Das war es. Ehe Alissa auch nur erstarren konnte, war er da, oder vielmehr hier, und es war Bestie, die Alissa daran hinderte, Connen-Neutes eindringenden Geist mit einem weiß glühenden Energiestoß zu zerstören. »Raus! Verschwinde!«, kreischte Alissa, und dann: » Warte.« Sie riss ihre Empörung zurück. Ihr stockte der Atem, als ihre Wut dicht neben ihm zerschellte und Wellen geistigen Feuers bis an den Rand seines Bewusstseins schlugen. Er schien zurückzuweichen und sich möglichst still zu verhalten. »Bleib«, keuchte sie und schauderte. »Wir schaffen das.«
    Seine plötzliche, überwältigende Präsenz in ihrem Geist fühlte sich an, als hätte sich eine Spinne an ihrem Hals niedergelassen, und sie rang mit sich, sie nicht herunterzuschlagen, während die Spinne auf ihr Gesicht zukrabbelte.
    »Du h-hättest mich … du hast mir beinahe …«, hörte sie sein gebrochenes Flüstern in ihren Gedanken.
    »Habe ich … aber nicht«, stammelte sie, und es drehte ihr den Magen um. Der Drang, ihn zu zerschmettern, ließ nicht nach, und einen Moment lang taten sie nichts weiter, als zu existieren. Gemeinsam öffneten sie die Augen. Alissa bemühte sich, klar zu sehen, ihr war schlecht und schwindlig. Sie geriet beinahe in Panik, als sie merkte, dass sie ebenso durch Connen-Neutes Augen sah wie durch ihre eigenen.
    Schweiß rann ihm übers Gesicht, und ihr war warm von dem Sonnenschein, in dem er saß. Mit leerem Blick starrten sie einander an. Einen Moment lang war sie versucht, ihr Bewusstsein über ihre eigenen Gedanken hinausblicken zu lassen, um zu sehen, wer Connen-Neute wirklich war, doch dann erschauerte sie vor Angst. Ihr Herzschlag verlangsamte sich, passte sich seinem an, und ihrer beider Atmung fand einen gemeinsamen Rhythmus. Gleichzeitig hoben

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