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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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sie zitternd die Hand, um sich eine Strähne aus den Augen zu streichen, obgleich Connen-Neutes Haar viel zu kurz war, um ihm ins Gesicht zu fallen.
    Redal-Stan sah sie mit fassungslosem Gesicht an. »Ich hätte nicht gedacht, dass ihr so weit kommen würdet. Das muss aufhören. Sofort!«
    Gemeinsam schüttelten sie die Köpfe, und ihre Gesichter wurden ausdruckslos, als beide die Augen schlossen. Es war leichter, wenn man nichts sah, und Alissas Übelkeit ließ nach, als sie einen stillen Punkt fanden, an dem sie es beide aushalten konnten. Langsam wurde er von einer Spinne, die man erschlagen musste, zu einem ärgerlichen Splitter in ihrer Haut. Connen-Neutes Präsenz war so formbar wie Sand und sammelte sich in Ecken ihres Verstandes, die sie wenig gebrauchte. Mit einem qualvollen Stich spürte sie, dass er sich in der Lücke niederließ, die Strell hinterlassen hatte.
    »Strell …«, stöhnte sie und spürte die Leere umso mehr, während Connen-Neute sich unbehaglich in der Lücke wand. Und dann glaubte sie, Strells Flöte hören zu können, erfüllt von seinem Atem, die eine vergessene Melodie voller Versprechen spielte, ihren Schmerz besänftigte und ihm einen bittersüßen Beigeschmack verlieh.
    »Was ist das?«, fragte Connen-Neute angespannt.
    »Eine Erinnerung«, flüsterte sie, voller Sehnsucht nach Strells Lächeln. »Wir müssen Mavoureen finden.«
    »Warte«, beharrte er. »Ich will noch mehr hören.«
    Zu melancholisch gestimmt, um ihm zu antworten, wandte sie sich von der Musik ab, versuchte, die traurigen, liebevollen Klänge zu ignorieren und sich stattdessen auf den Rest von Mavoureens Bewusstsein zu konzentrieren. Sogleich wurde Alissa von der verschlingenden grauen Präsenz der Herrin des Todes überwältigt. Die Erinnerung an Strells Musik begleitete sie hinein; Alissa wollte sie noch nicht ganz aufgeben. Connen-Neute zog sich ein wenig in sich selbst zurück und sonnte sich in ihrer Erinnerung an Strells Musik. Er genoss sie so wie Alissa oft die Morgensonne.
    Gemeinsam trieben sie durch das Grau und hielten auf die Gegend zu, wo das schwere Leichentuch am dicksten aussah. Alissa verlangsamte ihr Tempo und spürte, wie die Herrin des Todes die Finger nach ihnen ausstreckte. Ihre Gedanken wurden träge, schweiften ab. Ruhe und Frieden glitten in sie hinein, angezogen von den Gedankenfetzen, die von ihrem ersten Sturz in diese Tiefen zurückgeblieben waren. Der Nebel erkannte, was die Herrin sich als Ziel ausgesucht hatte, und strömte darauf zu. Ruhe, dachte sie, kuschelte sich hin und verlor sich an das Vergessen. Sie hatte Strell verloren. Was war also noch von Bedeutung?
    »Alissa! Nein!«, durchdrang sie ein Gedanke, scharf vor Grauen. Die Erinnerung an Strells Musik verpuffte und wurde durch einen eisigen Schock ersetzt. Der Geruch des Todes drang ihr in die Nase. Voll lähmender Angst riss sie sich in einen bewussten Zustand zurück.
    »Asche!«, rief sie aus. »Danke, Connen-Neute.« Doch er antwortete ihr nicht. Besorgt blickte sie sich um und fand ihn, eingefangen von dem gleichen Versprechen des Friedens. »Connen-Neute! Wach auf!«, rief sie, als das Grau um ihn immer dichter wurde und es ihr erschwerte, einzelne seiner Gedanken auszumachen.
    »Nur noch ein bisschen, Mutter«, antwortete eine lispelnde Kinderstimme. »Die Sonne ist so warm. Die Aufwinde sind noch nicht blau genug, um mich zu tragen.«
    Panik vertrieb den letzten Rest der Wolke aus ihrem Geist. Sie würde ihn verlieren. Und Mavoureen obendrein! »Connen-Neute! Wach auf. Das ist der Tod!«
    »Tod?«, fragte er in kindlicher Unschuld. »Wer ist der Tod?« Dann fuhr er zusammen. »Bei den Wölfen!«, rief er aus, und seine Gedanken nahmen wieder den vertrauten Tonfall an. Mit einem Schaudern löste er sich. Sie spürte, wie er seine versprengten Emotionen zusammenfügte und seine Panik abschüttelte. Trotzdem sprang ein Hauch seines Schreckens auf sie über.
    »Es wird schwer sein, Mavoureen zu befreien«, erklärte Alissa grimmig. »Sie ist schon länger hier.«
    »Wo ist sie überhaupt?«, fragte er.
    Alissa zögerte. Das Grau flüsterte noch immer seine Versprechen, doch nun traf sein Lockruf auf vorgewarnte, aufmerksame Geister. Die uralte Erinnerung an langsamen Verfall war erstickend offensichtlich geworden. »Hier entlang«, überlegte Alissa, die sich einbildete, den Duft von frisch gebackenem Brot riechen zu können. Connen-Neute und Alissa konzentrierten sich darauf. Bald wurde das graue Leichentuch dünner,

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